Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
entführt wurde. Er war derjenige, den man von der Straße weg schnappte, einsperrte und dem man mit sexueller Entblö-
    ßung drohte.«
    »Stimmt. Aber du warst diejenige, die öffentlich den Feminismus verdammen sollte. Und du wärst diejenige gewesen, die dem Gespött der Leute preisgegeben gewesen wäre, wenn du das hättest tun müssen und wenn sie die Photos bekommen hätten, hinter denen sie her waren, die von Reed mit einem Nymphchen. Nein, meine Liebe, dich zu demütigen war das Ziel. Der Rest war Jux und Tollerei, wenigstens für die, die das Ganze durchgeführt haben.«
    »Und warum sollten sie eigens die Rechten bemühen? Ich meine, der ganze Ton war rechts, sie müssen zur Bewegung gehören. «
    »Offensichtlich ließen sich die Rechten gern benutzen. Die Frage ist, ob sie es auch ausgebrütet haben. Ich weiß, du hast jede Menge Beweise für die Aktivitäten von Rechten in der akademischen Welt, so daß du es durchaus für möglich hältst, daß sie das geplant haben.
    Ich werfe dir nicht vor, daß du zu einer solchen Schlußfolgerung gekommen bist, ich schlage dir nur eine andere vor. Ich vermute eine persönliche gegen dich gerichtete Triebkraft als ursprüngliche Quelle dieser ganzen Vorkommnisse.«
    Kate grübelte eine Weile darüber. »Was ich nicht kapiere«, sagte sie schließlich, »ist, wie du bei dieser Vorstellung des notorisch frustrierten Missetäters ohne Freunde landest. «
    »Ich sagte es schon. Persönliche Erfahrung. Mein ganzes Leben lang, Kate, seit meine Eltern das Interesse an mir verloren hatten, weil sie den Sohn bekommen hatten, der wirklich zählte, habe ich einen Freund oder eine Freundin gesucht. Ich vermute, ich war zu ernst, oder, was der Wahrheit wohl näher kommt, meine Vorstellung von Freundschaft zu merkwürdig – wahrscheinlich den Geschichten von Kameradschaftlichkeit und Abenteuern unter Jungs nachemp-funden und darin noch nicht mal realistisch. Ich erinnere mich, daß ich einmal im Ferienlager ein Mädchen fragte, ob sie meine Freundin sein wolle, und sie sagte: ›Wir sind alle Freunde.‹ Aber das stimmte nicht. Ich wollte eine besondere Freundin. Und dann, als ich jung heiratete, dachte ich: na gut, mein Mann ist mein Freund. Ich habe mir da eine ganze Weile etwas vorgemacht. Aber Ehemänner sind keine Freunde, wie freundlich und unterstützend sie auch sein mö-
    gen. Es bedurfte der Frauenbewegung, um das klarzustellen, glaube ich. Unterdessen sah ich Klassenkameradinnen aus der Schule und dem College, die etwas erreichten, jedenfalls dachte ich das. Ich schien niemals wirklich Zeit zum Malen zu haben. Ich versuchte, Kunstgeschichte zu studieren, aber auch das war nicht das Richtige; ich hatte es nicht so mit der Wissenschaft. Wenn ich die Ehe nicht aufgegeben und ernsthaft zu malen begonnen und Jane gefunden hätte, und wenn ich dann dich angesehen hätte – erfolgreich, viele Freunde und Kollegen, eine ordentliche Professur, eine gute Ehe und, na ja, all das, was nach einem erfüllten Leben aussieht – dann wäre ich womöglich verdammt sauer. Verstehst du, was ich meine?«
    »Mehr oder weniger. Du übertreibst natürlich mit den unendli-chen Vorzügen meines Lebens gewaltig. Von Zeit zu Zeit erscheint mir alles ziemlich sinnlos. Und voller belangloser Kabbeleien, Pflichten und willkürlicher Entscheidungen seitens tyrannischer Administratoren und eingebildeter, alternder Professoren.«
    »Natürlich. Ich bitte dich nur, dich von außen zu betrachten. Ich sage nicht: ›So sehe ich dich.‹ Ich sage, so hätte ich dich sehen können, wenn mein Leben anders verlaufen wäre.«
    »Und jetzt? Jetzt soll ich in meiner Vergangenheit nach einer ge-scheiterten Existenz ohne Freunde kramen? Du verlangst nicht viel.«
    »Kate, versuch die Detektivin zu sein, als die du dich immer erwiesen hast. Der- oder diejenige hat irgendwie mit dem, was geschah, zu tun, auch wenn ich nicht weiß, wie. Ob es jemand hinter den Kulissen ist oder einer der Akteure selbst, ich weiß es nicht. Was ich dir vorschlage, liebe Freundin, ist, daß du von vorne anfängst, daß du die durch Reeds Entführung verursachte mentale Lähmung überwindest und deinen Kopf benutzt. Ist das klar genug? Ich könnte es ja für dich zeichnen – na, jedenfalls ein Schema. Wie wär’s mit einem Drink?«
    »O ja«, sagte Kate, tief in Gedanken versunken.
    Als Leslie mit den Getränken zurückkam, brachte sie einen Toast auf Kate und die neue Losung aus.
    »War ich keine Freundin?« fragte Kate. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher