Das zitternde Herz
kennen uns seit, wieviel – seit fünfzehn Jahren. Hast du mich nie für eine Freundin gehalten?«
»Oh, Kate. Du tauchtest auf, als die Zeit der Freundlosigkeit und der künstlerischen Frustration wenn nicht überwunden, so doch schon besiegt war. Vielleicht half es mir sogar, daß ich dich kennenlernte. Hast du je daran gedacht?«
»Es können nicht fünfzehn Jahre sein!«
»Jetzt fängt sie an, die Jahre zu zählen! Fünfzehn Jahre, vierzehn Jahre, was spielt das für eine Rolle? Und das beste an all dem ist, wenn du einen Freund hast, dann gewinnst du auch weitere.«
Kate drehte das Glas in ihrer Hand hin und her. »Glaubst du wirklich«, fragte sie, »daß jemand so weit gehen würde, nur um mich zu demütigen?«
»Ja, das glaube ich. Nicht viele Leute allerdings. Wenn dies alles nicht passiert wäre, hätte ich nie an so etwas gedacht; es gehört weiß Gott nicht zu den Dingen, mit denen man rechnet. Aber da es passiert ist, weise ich einfach auf eine mögliche Erklärung hin, eine, die nicht weniger wahrscheinlich ist als die mit der Rechten oder einem irren Professor, der oder die allein seine übergeschnappten Kreise zieht. «
»Ich werde das ernsthaft in Betracht ziehen«, sagte Kate. »Also –
auf den beruflichen Neid als des Rätsels Lösung.«
»Faß es ins Auge«, war alles, was Leslie sagte, bevor sie von anderen Dingen sprach.
Als sie zu Hause war, wandte Kate sich in Gedanken ihrer Vergangenheit zu und versuchte, sich ihrer Freundschaften seit Kinder-gartenzeiten zu erinnern. Es war verblüffend und ein bißchen beun-ruhigend, wie viele Menschen sie vergessen hatte. Schule, Sommer-ferienlager, Reisen, College – die Aufgabe war entmutigend. Selbst wenn sie sich einer bestimmten Person erinnern sollte – was im Moment nicht der Fall war –, mit der sie einst befreundet war, die sie aber aus den Augen verloren und seit Jahren nicht getroffen hatte, wozu sollte das führen? Die Spur jeder Mädchen- oder Col-legefreundschaft aufzunehmen, wäre eine Sache von Monaten, wenn nicht von Jahren. Kate war sich ganz und gar nicht sicher, daß Leslies Vermutung richtig war, aber darüber nachzudenken lohnte ge-wiß. Keine der anderen Theorien hatte irgendwelche hilfreichen Anhaltspunkte ergeben.
Etwas später nahm sie sich Reed vor und erzählte ihm von Leslies Deutung. Sie war einigermaßen überrascht und auch ein wenig enttäuscht, daß er ihre Interpretation nicht ganz von der Hand wies.
»Ich habe auch schon angefangen, unsere Prämissen in Frage zu stellen«, sagte er. »Je mehr ich darüber nachdenke, um so weniger wahrscheinlich erscheint es mir, daß ein Professor damit zu tun haben soll, selbst einer der Primitivlinge, die du in deiner Fakultät hast.
Studenten, ja. Das ist genau die Art von Kapriole, auf die sie sich einlassen könnten. Es ähnelt den rüden Spielen, die Burschenschaften anscheinend reizvoll finden. Die Frage ist, wie wir bereits wissen, wer die Studenten angestachelt hat, wer hinter all dem steckt.
Nehmen wir an, die Jungs haben, die Idee mit den Photos sexueller Aktivitäten im Kopf, die Mädchen angeheuert. Wer hat die Jungs auf diesen Plan gebracht? Nicht, daß sie nicht selbst hätten darauf kommen können; natürlich hätten sie das, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es nicht so war. Warum ich sicher bin? Weil sie es nicht auf mich abgesehen hatten, sondern auf dich. Jungs vom College könnten sich so einen Plan ausgedacht haben, um einem Typen, den sie verabscheuen, übel mitzuspielen, aber der entscheidende Punkt bei diesem Plan war es, dich zu demütigen. Daß mein Leben ruiniert werden würde, figuriert unter Begleitschaden, und wer immer hinter alldem steckt, hat daran vielleicht nicht mal gedacht.«
»Okay«, sagte Kate. »Seh ich ein. Aber wo stehst du? Wir scheinen immer nur Verdächtige auszuschließen, aber keine Schuldigen zu finden.«
»Wenn wir annehmen, daß es eine Frau ist, und wenn wir Leslies Erklärung für ihren Zorn auf dich gelten lassen, dann sollten wir vielleicht davon ausgehen, daß sie mehr oder weniger in deinem Alter ist. «
»Du machst Witze«, sagte Kate eher spontan als taktvoll.
Reed überging das. »Wir wollen uns auf die Frauen beschränken, denen du in der Schule, im College oder in den höheren Semestern begegnet bist.«
»Wunderbar. Ich brauchte lediglich ein Jahr, um eine solche Liste aufzustellen. Davon, herauszufinden, wo diese Frauen sich jetzt aufhalten, gar nicht zu reden.«
»Schreib einfach die auf, an die
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