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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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den Plan gerufen, ihn auszuhorchen und herauszufinden, ob es wirkliche Probleme gab oder nur kalte Füße wegen der Hochzeit.
    Kate war durchaus bereit, an die Macht von kalten Füßen zu glauben; sie selbst hatte nicht die Absicht, je zu heiraten, und sie verstand auch nicht, warum irgend jemand sonst sich damit abgab, es sei denn, man sehnte sich über die Maßen nach Kindern. (Der erste Zweifel an Moon regte sich in Kate, als dieser begeistert mit ihren Nichten und Neffen herumtobte; als Kate gegen seine Liebe-Onkel-Nummer protestierte, lachte er nur und verließ die kleinen Fanslers, um mit ihr schwimmen zu gehen. Kate liebte das Meer.) William, dessen sie endlich im Billardzimmer habhaft wurde, wo er allein spielte und alles andere als eheversessen aussah, willigte ein, einen Spaziergang die Küste entlang zu machen. Es war Abend, und der Strand würde weitgehend verlassen sein. Kate zog ihre A-bendschuhe aus und lief barfuß durch den Sand. William tat es ihr gleich. Sie ließen ihre Schuhe auf einem Felsen, liefen nah am Saum der anrollenden Flut entlang, so daß ihre Füße und Kleider naß wurden. Da war etwas, was in William – jedenfalls vermutete Kate das später gegenüber Moon – ihre alte Vertrautheit wachrief. Wie auch immer, er begann zu sprechen.
    »Glaubst du an den Ödipuskomplex?« fing er an. »Du weißt schon, diese Vorstellung, daß man jemanden heiratet, der wie die eigene Mutter ist?«
    »›Ich will ein Mädchen, grad wie das Mädchen, das der gute alte Dad geheiratet hat‹«, sang Kate. »Ist es das, was du meinst?«
    »Das ist das, was mich beunruhigt. Der gute alte Dad war ein Mistkerl, zweifellos, aber er wäre vielleicht ein bißchen besser gewesen, wenn er nicht Mutter geheiratet hätte. Ich meine, abwechselnd Kreischen und Schmollen sind wohl kaum dazu angetan, einen Sauertopf in einen Charmebolzen zu verwandeln.«
    »Muß ich also annehmen, daß du Muriel« – so hieß seine Verlobte – »im Verdacht hast, so wie Mutter zu sein, und wenn ja, warum hast du dann eingewilligt, sie zu heiraten?«
    »Das ist es ja, Kätzchen.« Unwillkürlich kehrte er zu dem Kose-namen zurück, den er ihr als Kind gegeben hatte, nachdem man ihm bei Kates Geburt erklärt hatte, daß er eine kleine Katze bekommen hatte und seine Mutter Kate. »Ich fühle mich wieder genau wie als Kind, da ich zusah, wie sich eine liebende und geliebte Mutter in einen Alptraum verwandelte. Na, du weißt ja, wie sie wurde, wenn sie nicht die perfekte Dame war. Es war nur ein paar Jahre nach deiner Geburt, als die Verwandlung einsetzte, wenn ich jetzt daran zurückdenke. «
    »Ich möchte vermuten, daß sie nicht sonderlich glücklich war, wieder schwanger zu sein. Immerhin war ihr jüngster Sohn sechs, und du warst acht. Ich finde, das genügt, um jeden an den Rand seines Verstandes zu bringen. Nicht, das sollte ich dazu sagen, daß ich je irgendeinen Grund gefunden hätte, ihr zu verzeihen oder sie zu mögen. Vermutlich hat sie mich mehr allein gelassen als euch Jungs, jedenfalls solange ihr klein wart. «
    »Du schienst ihr immer zu entwischen. Ich habe dich beneidet.
    Das Leben war die Hölle, bis wir ins Internat kamen.«
    Eine große Welle spülte heran, und Kate raffte ihr Kleid hoch, zu spät. Lachend wrang sie es aus und zog William ein Stück weiter den Strand hinauf. »Was willst du jetzt tun?« fragte sie ihn. »Wenn Muriel so ist wie Mutter, dann mußt du das doch schon vorher bemerkt haben.«
    »Das ist das Seltsame; ich habe es nicht bemerkt. Ich bin nicht in sie verliebt, aber das erwarte ich auch nicht. Du erinnerst dich an das Theater mit Deborah; so etwas würde ich nicht noch einmal ertragen.
    Muriel ist okay; sie fährt gern Ski, die Familie akzeptiert sie, sie sieht gut aus, und sie mag Sex. Sie wollte mich heiraten, also warum nicht? Ich weiß, das klingt alles ein bißchen kalt, aber ich habe bis vor kurzem nicht so darüber nachgedacht. Bis vor ein paar Wochen, genauer gesagt.«
    »Erzähl.«
    »Unsere Verlobung war eine abgemachte Sache. Wir hatten uns auf dieses Wochenende geeinigt. Die Verlobung sollte nicht vor nächster Woche bekanntgegeben werden, aber eigentlich wußte jeder Bescheid. Ich dachte, sie und ich könnten diese Zeit genießen, aber plötzlich war sie anders. Völlig anders – wie Mutter. Wie heißt dieses schöne Wort, nach dem ich suche?«

    »Sie mutierte?«
    »Das ist es. Sie verwandelte sich in ein Monster. Es begann mit der Frage, wo wir leben würden. Ich hatte

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