Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
Kate an Moon entzückte, war, daß man ihn nachdenken hören konnte – das heißt, man spürte, wie er dachte.
    Schließlich verkündete Moon zögernd eine Idee. Eine Idee, die Kate dann William unterbreitete, als er in ihr Zimmer kam.
    »Magst du Moon?« fragte Kate William.

    »Ja, das tue ich. Sehr sogar. Ich bezweifle, daß die Familie sich viel aus ihm macht. Sie sind tatsächlich beinahe unhöflich zu ihm.
    Warum mußten wir in so eine Familie hineingeboren werden, Kate?«
    »Wenigstens trank unser Vater nicht, wie Muriels.«
    »Trank? Muriels Vater? Sei nicht albern. Ich hab den alten Kna-ben kennengelernt. Ich glaube nicht, daß er je lange genug von der Leine gelassen wurde, um auch nur einen Schluck zu trinken. Wie um alles in der Welt kommst du darauf, daß er trank?«
    »Ach, egal. Schau, William, glaubst du, du könntest eine Rolle spielen?«
    William sah sie verständnislos an. »Eine Rolle? Was meinst du?«
    »Also, mein Lieber, Moon hat da eine Idee. Hör sie dir an.
    Verbring morgen möglichst viel Zeit mit Moon. Dann erzähl Muriel, Moon habe dich davon überzeugt, daß ein Leben in Reichtum kein gutes ist, erzähl ihr, Gott habe dir gesagt, du solltest alles, was du hast, verkaufen und das Geld den Armen geben. Sag ihr, daß du mit Moon ein einfaches Leben in einer Art Kommune führen willst – ja, ich weiß, es klingt verrückt, aber es gibt viele Leute, die heutzutage solche Einfälle haben. Du mußt dafür sorgen, daß es glaubhaft klingt. Tu so, als würdest du erwarten, daß sie freudig mit dir geht.
    Sag, du würdest etwas Geld als Leibrente zurückbehalten, um euer Alter zu sichern, aber jetzt wolltest du erst mal allein zurechtkommen. Herrgott, William, ich weiß auch nicht. Versuch es.«
    William, der auf Kates Bett gesessen hatte, ließ sich zurückfallen.
    Es gab ein langes Schweigen. »Ist Moon bereit, mir in dieser Sache sozusagen Privatunterricht zu geben? Mir den richtigen Jargon und all das beizubringen?«
    »Natürlich. Aber denk daran, wenn sie sagt, sie wolle unter allen Umständen bei dir bleiben, dann sitzt du fest. «
    »Kate, ich habe gesagt, sie ist wie Mutter; ich habe nicht gesagt, daß sie hinter meinem Geld her ist. «
    »Ich weiß, aber ich weiß nicht, ob sie dich wirklich liebt. Alles, was wir wissen, ist, daß sie durchdreht, wenn du vorhast, ihr solche Annehmlichkeiten wie eine Wohnung in der Nähe unserer Familie vorzuenthalten. Wenn sie dich will, wirst du, da du dachtest, du liebst sie, dafür sorgen müssen, daß es funktioniert. Aber«, ergänzte Kate, »fühl dich nicht zu irgendwas gedrängt. Es ist nur ein Vorschlag, und nicht mal ein besonders brillanter oder origineller. «
    Den Rest des Abends und die meiste Zeit des nächsten Tages verbrachte William mit Moon. Er schien Muriel aus dem Weg zu gehen – das war natürlich ein Anzeichen für seine neu entdeckte Sympathie und Anhänglichkeit gegenüber Moon, genauso wie für seine Hemmung, ihr seinen Entschluß mitzuteilen, Moon in eine Kommune zu folgen. Kate wußte, daß Moon nicht im Traum daran denken würde, einer Kommune beizutreten, und sie hoffte, daß Muriel keine Gelegenheit bekam, ihn geradeheraus zu fragen, denn Moon, das wußte sie, würde nicht lügen.
    Moon mußte jedoch einen mächtigen Einfluß auf William gehabt haben, denn William führte den Plan durch und hielt selbst angesichts seiner gesamten wutentbrannten Familie daran fest. Muriel war zu ihnen gerannt, und sie waren über den armen William herge-fallen, der jedoch alt genug war, zu entscheiden, was er mit seinem Leben anfangen wollte, und beherzt genug, ihnen zu sagen, daß er sich berechtigt fühle, seine Entscheidungen selbst zu treffen. Muriel bekam einen Anfall, sie schrie, machte eine Szene, aber schließlich mußte die Verlobungsparty abgeblasen werden, und Muriel reiste ab.
    Die Familie hatte versucht, ihr zuzureden, William käme schon zur Besinnung, doch William blieb eisern, und am Schluß fuhr er einfach ab, ohne daß es ihm jedoch gelungen wäre, den ziemlich großen Verlobungsdiamantring, den er Muriel geschenkt hatte, von ihr zu-rückzubekommen. Sehr viel Mühe hatte er sich auch nicht gegeben.
    »Sie hat ein Recht auf ihn«, sagte er später zu Kate. »Ich finde, ich habe mich sehr schlecht benommen, aber mein Gott, Kate, das war knapp. Das war knapp.«
    Schließlich heiratete William jemand anderen, passend, angenehm, aber nicht sonderlich aufregend. Sie war jedoch eine gute Mutter, und Kate mochte die Kinder der

Weitere Kostenlose Bücher