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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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halben Galaxis befand,« schrieb Tamione Fineletters, »erkannte man, dass eine jede Kultur zum Niedergang verurteilt wird,
wenn man sie zur starren Methodik entwertet. Babylon, Rom und Athen waren
beachtenswerte Beispiele. Die Menschen begannen, sich zu beschränken –
einzuschränken. Man beschloss, den Innenraum der Galaxis für
sich zu behalten und konstruierte mathematisch eine Kugel aus Sonnen, Planeten
und Monden. Sie war ebenso gigantisch wie das Vorhaben des Imperiums. Aber
sie war eine deutlich definierte Grenze nach außen. Außer dem Homo
sapiens imperialis gab es noch etwas Erstaunliches in dieser Galaxis: ein fremdes,
unbekanntes Sternenvolk, mit dem man bisher keinerlei Kontakte aufnehmen konnte
und auch nicht wollte. Die Aliens mussten, wenn alte Legenden stimmten, nichtmenschlich
sein. Sie stellten noch keine latente Bedrohung dar.
    Nur wenige Schiffe, meist ENIGMA-Einheiten, flogen in den Raum der äußeren
Sterne – jener leeren Sphäre – zur Forschung und Aufklärung.
Auch wurde das Imperium im Zentrum gefestigt; man schickte Siedler auf Planeten,
man brauchte Testkolonien, weil eine Fremdwelt nicht eher als erforscht galt,
als bis der Mensch nicht bewiesen hatte, dass er auf ihr generationenlang überlebte.«
     
    März 3798: Sanderholm wusste, dass die folgenden Minuten über
Erfolg oder Misserfolg der Mission entscheiden würden. Schweigend blickte
er die nichts sagende Verkleidung des Laserholodruckers an. Die erste Schriftreihe
erschien: Cerac Gillard war der Kapitän des Schiffes. Die Robotautomatik
hatte seinen Namen als ersten ausgeworfen. Dann drückte der Kommandant
einen weiteren Knopf. Über dem Knopf stand: Wissenschaftliche Abteilung,
und darunter: Geschichte.
    Marco Theille war Imperiumsforscher und Geschichtssachverständiger. Der
Kommandant las den Text und erfuhr, dass Marco multiplanetare Geschichte studiert
hatte; ein Fach, das unendlich viel Spezialwissen verlangte. Er steckte die
Karte zu der des Kapitäns.
    Garry Sanderholm las die nächste Personenbeschreibung und begann zu lächeln.
Serai Ho war ihm persönlich bekannt. Er mochte den großen Asiaten.
Serai war Botaniker und Mutationsspezialist. Eine andere Akte, ein anderer Name:
Jean Andreatta:
    Sanderholm kniff die Augen zusammen. Er las den Namen der jungen Frau und ahnte,
dass dieser Flug mit voller Berechtigung außergewöhnlich werden würde.
Jean Andreatta war die Tochter ihres berühmten Vaters, und das bot genügend
Gesprächsstoff für das gesamte wissenschaftliche Korps von Terra Center.
    Ryan Capelt. Der Psychologe des Teams. Er war Neo-Freudianer und grünäugig,
aber was den Umgang mit ihm so wünschenswert und problematisch machte,
waren seine Diagnosen – geschliffene Meisterwerke der Ironie. Er würde
das Team auf seine Weise unterhalten. Bill Beaufort. Einer der besten
Schützen, die sich ein Testsiedlerschiff wünschen konnten.
    »Ich glaube, dieser Computer hat eine interessante Mischung zusammengestellt.
Jedenfalls wird der Flug allen Beteiligten im Gedächtnis bleiben«,
sagte der Kommandant laut und griff nach dem Mikrofon.
    »Hier Zentrale. Sekretariat.«
    »Benachrichtigen Sie folgende Leute: Gillard, Theille, Ho, Andreatta ...«
    »Jorge oder Jean Andreatta?«
    »Die junge Frau, bitte.«
    »Wird sofort gemacht.«
    »Ferner: Capelt und Beaufort. Ihr Schiff ist die SANHERIB. Alle anderen
Instruktionen erhalten die Crewmitglieder von mir persönlich. Ich warte.«
    »Selbstverständlich, Kommandant.«
    Sanderholm, ein alter Mann, war Leiter der wissenschaftlichen Zentrale des Imperiums.
Er teilte die anwesenden Leute zu den notwendigen Flügen ein. Er kannte
jeden Mann und jede Frau des wissenschaftlichen Korps, wusste über ihre
fachlichen und menschlichen Qualitäten genau Bescheid. Dass er die Entscheidung
über die Zusammenstellung einer Crew einem ENIGMA-Rechner überließ,
hatte andere Gründe.
    Niemand wusste, wie sich ein solcher Flug gestalten würde. Jedenfalls führte
ihn sein Ziel weit von der Erde weg, irgendwohin an einen Punkt dieser gigantischen
Kugel, die die Grenzen des Imperiums darstellte. Und der Flug dauerte lange.
Wenn Leute, die plötzlich auf verhältnismäßig engem Raum
zusammengepresst wurden, sich vorher schon lange kannten, versank die Schiffsstimmung
bald in starrer Routine; die Charaktere schliffen sich glatt. Es gab keine Spannungen,
wenigstens nicht nennenswerter Art.

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