Das zweite Zeichen
waren bloß Klamotten.«
»Okay.«
»Sonst noch was?«
»Lass uns noch mal über das Pentagramm reden. Irgendwer war im Haus und hat noch einiges
hinzugefügt, nachdem diese Fotos aufgenommen wurden.«
Charlie schwieg, wirkte allerdings nicht überrascht.
»Das warst du, nicht wahr?«
Charlie nickte.
»Wie bist du reingekommen?«
»Durch das Fenster im Erdgeschoss. Zwischen diesen Brettern käme sogar ein Elefant durch. Das ist
wie eine zusätzliche Tür. Viele Leute sind so ins Haus gekommen.«
»Warum bist zu zurückgegangen?«
»Es war doch noch nicht fertig. Ich wollte die Symbole hinzufügen.«
»Und die Botschaft.«
Charlie lächelte vor sich hin. »Ja, die Botschaft.«
» Hallo, Ronnie «, zitierte Rebus. »Was soll das heißen?«
»Genau das, was es besagt. Sein Geist ist noch in dem Haus und seine Seele. Ich wollte nur hallo
sagen. Ich hatte noch etwas Farbe übrig. Außerdem hab ich mir gedacht, damit könnte ich
vielleicht jemandem einen schönen Schrecken einjagen.«
Rebus fiel ein, wie er sich selbst beim Anblick der Schrift erschrocken hatte. Er spürte, wie
seine Wangen rot wurden, und er kaschierte seine Verlegenheit mit einer Frage.
»Erinnerst du dich an die Kerzen?«
Charlie nickte, wurde jedoch allmählich unruhig. Der Polizei bei ihren Ermittlungen zu helfen war
also doch nicht so spaßig, wie er sich das vorgestellt hatte.
»Was ist mit deinem Projekt?«, fragte Rebus, um das Thema zu wechseln.
»Was soll damit sein?«
»Es geht um Dämonismus, oder?«
»Vielleicht. Ich hab mich noch nicht ganz entschieden.«
»Um welchen Aspekt des Dämonismus?«
»Weiß ich noch nicht. Vielleicht die populäre Mythologie. Wie alte Ängste wieder aufleben, solche
Sachen.«
»Kennst du einen der Hexenzirkel in Edinburgh?«
»Ich kenne Leute, die behaupten, in einem zu sein.«
»Aber du bist noch nie bei einem gewesen?«
»Nein, leider nicht.« Charlie schien plötzlich munter zu werden.
»Hören Sie, was soll das alles? Ronnie hat sich eine Überdosis verpasst. Er ist Geschichte. Wozu
diese ganzen Fragen?«
»Was kannst du mir über die Kerzen erzählen?«
Charlie explodierte. »Was soll das mit den Kerzen?«
Rebus blieb ganz ruhig und atmete erst mal den Rauch aus, bevor er antwortete. »Im Wohnzimmer
waren Kerzen.« Er war kurz davor, Charlie etwas zu erzählen, was dieser anscheinend nicht
wusste.
Während des ganzen Gesprächs hatte er gespannt auf diesen Augenblick gewartet.
»Das stimmt. Große Kerzen. Ronnie kaufte sie immer in einem Spezialgeschäft für Kerzen. Er mochte Kerzen. Sie gaben der Wohnung Atmosphäre.«
»Tracy hat Ronnie oben in seinem Zimmer gefunden. Sie glaubt, dass er schon tot war.« Rebus
Stimme wurde noch leiser und völlig ausdruckslos. »Doch zwischen dem Zeitpunkt, wo sie uns anrief
und bis dann ein Beamter zum Haus kam, war Ronnies Leiche nach unten geschafft worden. Er lag wie
aufgebahrt zwischen zwei Kerzen, die völlig heruntergebrannt waren.«
»Von diesen Kerzen war schon nicht mehr viel übrig, als ich gegangen bin.«
»Wann bist du gegangen?«
»Kurz vor Mitternacht. Irgendwo in der Siedlung sollte angeblich eine Party sein. Ich dachte, die
laden mich vielleicht ein.«
»Wie lange dürften die Kerzen noch gebrannt haben?«
»Eine Stunde oder zwei. Weiß der Himmel.«
»Wie viel Heroin hatte Ronnie da?«
»Mein Gott, das weiß ich nicht.«
»Wie viel nahm er denn normalerweise bei einem Mal?«
»Das weiß ich wirklich nicht. Ich nehm das Zeug nicht. Ich hasse diesen ganzen Kram. In der
sechsten Klasse hatte ich zwei Freunde. Die sind jetzt beide in einer Privatklinik.«
»Wie schön für sie.«
»Wie gesagt, Ronnie hatte seit Tagen keinen Stoff kriegen können. Er war ziemlich fertig, kurz
vorm Durchdrehen. Dann kam er mit welchem nach Hause. Ende der Geschichte.«
»Es ist also nicht viel Stoff im Umlauf?«
»Soweit ich weiß, gibt's reichlich, aber ersparen Sie sich die Mühe, mich nach Namen zu
fragen.«
»Wenn es aber doch reichlich gibt, wieso hatte Ronnie dann solche Schwierigkeiten, welchen zu
kriegen?«
»Weiß der Himmel. Er wusste es selber nicht. Es war, als wollte plötzlich keiner mehr was mit ihm
zu tun haben. Dann war wieder alles gut, und er bekam dieses Päckchen.«
Es wurde Zeit. Rebus entfernte einen unsichtbaren Faden von seinem Hemd.
»Er wurde ermordet«, sagte er. »Oder so gut wie.«
Charlie klappte der Mund auf. Das Blut wich aus seinem Gesicht, als wäre irgendwo ein Hahn
geöffnet worden. »Was?«
»Er wurde ermordet. Sein
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