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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bei Ihnen?«, fragte die Stimme.
Hendry starrte Holmes an, als er ihm das Funkgerät reichte. Holmes konnte ihn nur entschuldigend
ansehen.
»Hier DC Holmes.«
»DC Holmes, wir haben eine Nachricht für Sie.«
»Schießen Sie los«, sagte Holmes.
»Es geht um eine Miss Nell Stapleton.«

Während er im Warteraum des Krankenhauses saß und Schokolade aus dem Automaten aß, ging Rebus in
Gedanken noch einmal die Ereignisse des Tages durch. Als es zu dem Zwischenfall mit Tracy im Auto
kam, begann sich sein Hodensack in einem Akt von Selbstschutz in seinen Körper zu verkriechen. Es
tat immer noch weh. Wie ein doppelter Hodenbruch ­, nicht dass er je einen gehabt hätte.
Doch der Nachmittag war wirklich sehr interessant gewesen.
Vanderhyde war interessant gewesen. Und Charlie, nun ja, Charlie hatte gesungen wie ein
Vögelchen.
»Was wollen Sie denn von mir wissen?«, hatte er gesagt, als er mit einer weiteren Kanne Tee ins
Wohnzimmer kam.
»Ich interessiere mich für Zeit, Charlie, für die zeitlichen Abläufe. Dein Onkel hat mir bereits
erklärt, dass ihm Zeit nichts bedeutet. Er lässt sich nicht davon beherrschen, aber
Polizisten tun das. Besonders in einem Fall wie diesem. Weißt du, ich hab da noch ein paar
Probleme mit der Abfolge der Ereignisse. Das würde ich, wenn möglich, gerne klären.«
»Okay«, sagte Charlie. »Und wie kann ich Ihnen dabei helfen?«
»Du warst doch in jener Nacht bei Ronnie?«
»Ja, für eine Weile.«
»Und du bist dann gegangen, weil du zu irgendeiner Party wolltest?«
»Das stimmt.«
»Dann waren nur noch Neil und Ronnie im Haus?«
»Nein, Neil war bereits gegangen.«
»Du wusstest natürlich nicht, dass Neil Ronnies Bruder war?«
Die Überraschung in Charlies Gesicht schien echt, doch Rebus hatte ihn bereits als guten
Schauspieler erlebt und ließ sich so schnell nichts vormachen, jedenfalls nicht mehr.
»Nein, das hab ich nicht gewusst. Scheiße, sein Bruder. Warum wollte er denn nicht, dass jemand
von uns ihn kennen lernte?«
»Neil und ich haben den gleichen Beruf«, erklärte Rebus. Charlie schüttelte bloß lächelnd den
Kopf. Vanderhyde lehnte sich nachdenklich in seinen Sessel zurück, wie ein gewissenhafter
Geschworener bei einem Prozess.
»Also«, fuhr Rebus fort, »Neil sagt, er sei früh gegangen, da Ronnie nicht reden wollte.«
»Ich kann mir vorstellen warum.«
»Warum?«
»Ganz einfach. Er hatte sich doch gerade Stoff beschafft, oder? Er hatte seit ewigen Zeiten
keinen Stoff gesehen, und jetzt hatte er wieder welchen.« Charlie fiel plötzlich ein, dass ja
sein betagter Onkel zuhörte.
Er verstummte und schaute zu dem alten Mann. Gewitzt wie immer schien Vanderhyde das zu spüren,
denn er bewegte hoheitsvoll die Hand, als wollte er sagen, er sei schon so lange auf diesem
Planeten, dass ihn nichts mehr schockieren könne.
»Ich glaube, du hast Recht«, sagte Rebus zu Charlie.
»Hundertprozentig. In dem leeren Haus verpasst sich Ronnie also einen Schuss. Das Zeug ist
tödlich. Als Tracy reinkommt, findet sie ihn in seinem Zimmer...«
»Das behauptet sie«, fiel ihm Charlie ins Wort. Rebus nahm seine Skepsis nickend zur
Kenntnis.
»Lass uns erst mal davon ausgehen, dass es so war. Er ist tot, oder zumindest sieht es für sie so
aus. Sie gerät in Panik und läuft davon. So weit, so gut. Nun fängt die Sache an unklar zu
werden, und da brauche ich deine Hilfe, Charlie. Danach bringt nämlich jemand Ronnies Leiche nach
unten. Warum weiß ich nicht. Vielleicht ist das nur ein dummer Streich, oder ­ wie Mr. Vanderhyde
so treffend bemerkte ­ jemand hat versucht, eine falsche Spur zu legen. Wie dem auch sei, etwa an
diesem Punkt innerhalb der Chronologie taucht ein zweites Päckchen mit weißem Pulver auf. Tracy
hat nur eins gesehen...«, Rebus bemerkte, dass Charlie ihn wieder unterbrechen wollte, »... das
behauptet sie jedenfalls. Also, Ronnie hatte ein Päckchen und verpasste sich damit einen Schuss.
Als er stirbt, gerät seine Leiche nach unten und wie von Zauberhand taucht ein weiteres Päckchen
auf. In diesem neuen Päckchen ist guter Stoff, nicht das Gift, das Ronnie sich gespritzt hat. Und
um die Verwirrung noch ein bisschen größer zu machen, verschwindet Ronnies Kamera und taucht
später bei dir auf, Charlie, in deinem Zimmer und in deiner schwarzen Plastiktüte.«
Charlie hatte den Blick von Rebus abgewandt. Er starrte jetzt auf den Fußboden, auf seinen
Becher, auf die Teekanne. Auch als er sprach, sah er Rebus nicht an.
»Ja, ich hab

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