Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
hielt. Der Constable war Harry Todd.
Rebus erkannte ihn.
»Sie kommen ja ganz schön rum.«
»Ja, Sir«, sagte Todd und stellte den Tee auf eine Ecke des Schreibtischs, auf die wenigen
Quadratzentimeter Holz, die unter dem ganzen Papierkram zu sehen waren.
»Nichts los heute Abend?«
»Das Übliche, Sir. Einige Betrunkene. Ein paar Einbrüche. Schlimmer Autounfall in der Nähe der
Docks.«
Rebus nickte und griff nach dem Tee. »Kennen Sie einen Kollegen namens Neil McGrath?« Rebus
führte den Becher an den Mund und starrte Todd an, der leicht rot wurde.
»Ja, Sir«, sagte er. »Den kenne ich.«
»Mm-hm.« Rebus probierte den Tee und schien den faden Geschmack nach Milch und heißem Wasser für
gut zu befinden. »Er hat sie gebeten, ein Auge auf mich zu werfen, was?«
»Sir?«
»Wenn Sie ihn zufällig sehen, Todd, sagen Sie ihm, es war alles in Ordnung.«
»Ja, Sir.« Todd wandte sich zum Gehen.
»Und noch was, Todd.«
»Ja, Sir?«
»Lassen Sie sich nicht mehr in meiner Nähe blicken, verstanden?«
»Ja, Sir.« Todd war eindeutig geknickt. An der Tür zögerte er, als hätte er plötzlich eine Idee,
wie er sich bei seinem Vorgesetzten wieder einschmeicheln könnte. Lächelnd drehte er sich noch
einmal zu Rebus um.
»Haben Sie von dem Knaller drüben in Fife gehört, Sir?«
»Was für ein Knaller?« Rebus klang desinteressiert.
»Das mit dem Hundekampf, Sir.« Rebus bemühte sich sehr, weiterhin gleichgültig zu wirken. »Die
haben dort einen Hundekampf hoppgenommen. Raten Sie mal, wen sie verhaftet haben?«
»Malcolm Rifkind, den Außenminister?«, riet Rebus. Das versetzte Todd einen schweren Dämpfer. Das
Lächeln schwand aus seinem Gesicht.
»Nein, Sir«, sagte er und wandte sich erneut zum Gehen. Rebus'
Geduldsfaden war kurz.
»Also, wen dann?«, blaffte er.
»Diesen Diskjockey, Calum McCallum«, sagte Todd und machte die Tür hinter sich zu. Rebus starrte
geschlagene fünf Sekunden auf die Tür, bis endlich der Groschen bei ihm fiel: Calum McCallum...
der Lover von Gill Templer!
Rebus hob den Kopf und fing an zu brüllen, eine Mischung aus Lachen und irrwitzigem Siegesgeheul.
Und als er endlich aufhörte zu lachen, bemerkte er, dass die Tür wieder aufgegangen war. Jemand
stand im Rahmen und beobachtete mit verblüfftem Gesicht, wie er sich aufführte.
Es war Gill Templer.
Rebus sah auf seine Uhr. Es war fast ein Uhr morgens.
»Machst du Spätschicht, Gill?«, fragte er, um seine Verlegenheit zu kaschieren.
»Ich nehme an, du hast es schon gehört«, sagte sie, ohne auf seine Frage einzugehen.
»Was gehört?«
Sie kam ins Zimmer, stieß einen Haufen Papiere von einem Stuhl auf den Fußboden und setzte sich.
Sie wirkte erschöpft. Rebus starrte auf die ganzen Papiere, die sich über den Fußboden
verteilten.
»Morgen früh kommen ja die Putzfrauen«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Ich hab's gehört.«
»Hast du deshalb so ein Geschrei veranstaltet?«
»Ach das.« Rebus versuchte, es mit einem Achselzucken abzutun, doch er spürte, wie ihm das Blut
in die Wangen stieg. »Nein«, sagte er, »das war bloß... das war wegen was anderem...«
»Nicht sehr überzeugend, Rebus, du Schweinehund.« Ihre Worte klangen matt. Er wollte sie
aufheitern, ihr sagen, dass sie gut aussähe oder etwas Ähnliches. Aber es wäre nicht wahr
gewesen, und sie hätte ihn wieder nur böse angesehen. Also ließ er es. Sie wirkte mitgenommen, zu
wenig Schlaf und nichts mehr, worüber sie sich freuen konnte. Ihr Leben war gerade
zusammengebrochen, zusammen mit diesem Mann irgendwo in Fife in eine Zelle gesperrt worden.
Vielleicht würde man ihn fotografieren und ihm die Fingerabdrücke abnehmen, um das Ganze dann
irgendwo abzuheften. Ihr Leben, Calum McCallum.
Das Leben war voller Überraschungen.
»Also, was kann ich für dich tun?«
Sie schaute zu ihm auf, betrachtete sein Gesicht, als ob sie nicht genau wüsste, wer er war oder
warum sie hier war. Dann riss sie sich mit einem heftigen Zucken der Schultern zusammen.
»Es hört sich sicher blöd an, aber ich kam wirklich nur zufällig hier vorbei. Ich hab in der
Kantine noch einen Kaffee getrunken und wollte dann nach Hause, da hörte ich...« Sie schauderte
erneut. Dieses Zucken, das eigentlich kein Zucken war. Rebus sah, wie total fertig sie war, und
hoffte, sie würde keinen Nervenzusammenbruch bekommen. »Ich weiß über Calum Bescheid. Wie konnte
er mir das antun, John? So etwas vor mir zu verheimlichen? Ich meine, worin liegt denn der Reiz
zu beobachten,

Weitere Kostenlose Bücher