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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Studenten in
hübschen Cafes herumsaßen und philosophierten.
Er war nicht allzu vorsichtig mit der Nadel, als er den Arm von der Platte hob. Es war eine
Platte von irgendeiner Jazz-Combo. Sie sah alt aus, und er suchte vergeblich nach einer Hülle.
Die Geräusche aus dem Badezimmer hatten aufgehört. Leise schlich er in die Küche zurück, wo er in
der Besteckschublade ein Teesieb fand. Damit konnte er den Satz von dem Kaffee auffangen, den er
nun in zwei Becher goss. Rebus kam herein, in ein Badetuch gehüllt, und rieb sich den Kopf mit
einem kleineren Handtuch. Er musste abnehmen oder ein bisschen was für seine Muskeln tun. Sein
Oberkörper begann schlaff zu werden und war leichenblass.
Er nahm sich einen Becher und nippte.
»Mmm. Richtiger.«
»Den hab ich im Schrank gefunden. Es ist allerdings keine Milch da.«
»Macht nichts. Ist gut so. Sie sagen, Sie hätten den Kaffee im Schrank gefunden? Vielleicht
machen wir ja doch noch einen Detektiv aus Ihnen. Ich zieh mir nur schnell was an.« Und schon war
er wieder weg, diesmal nur für zwei Minuten. Die Sachen, in denen er zurückkam, waren sauber,
aber ungebügelt. Holmes fiel auf, dass es in der Küche zwar einen Anschluss für eine
Waschmaschine gab, aber keine Maschine. Rebus schien seine Gedanken lesen zu können.
»Meine Frau hat sie mitgenommen, als sie ausgezogen ist. Sie hat eine Menge mitgenommen. Deshalb
sieht die Wohnung auch so kahl aus.«
»Sie sieht nicht kahl aus, sondern als wäre es Absicht.«
Rebus lächelte. »Gehn wir ins Wohnzimmer.«
Rebus deutete Holmes an, sich zu setzen, dann setzte auch er sich.
Der Sessel war immer noch warm vom nächtlichen Schlaf. »Wie ich sehe, waren Sie schon
hier.«
Holmes sah ihn überrascht an. Erwischt. Ihm fiel ein, dass er den Tonarm von der Platte genommen
hatte.
»Ja«, sagte er.
»So was sehe ich gern«, sagte Rebus. »Ja, wir machen noch eine Detektiv aus Ihnen, Brian.«
Holmes war sich nicht sicher, ob das schmeichelhaft oder herablassend gemeint war. Er ging nicht
darauf ein.
»Es gibt da etwas, das Sie möglicherweise wissen wollen«, begann er.
»Ich weiß es bereits«, sagte Rebus. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen die Überraschung verderbe, aber
ich war letzte Nacht noch ziemlich lange auf der Wache, und da hat es mir jemand erzählt.«
»Letzte Nacht?« Holmes war irritiert. »Aber man hat die Leiche doch erst heute Morgen
gefunden.«
»Die Leiche? Sie meinen, er ist tot?«
»Ja. Selbstmord.«
»O Gott, die arme Gill.«
»Gill?«
»Gill Templer. Sie war mit ihm zusammen.«
»Inspector Templer?« Holmes war schockiert. »Ich dachte, sie lebt mit diesem Diskjockey
zusammen.«
Nun war Rebus irritiert. »Reden wir denn nicht von dem?«
»Nein«, sagte Holmes. Die Überraschung funktionierte also doch noch. Er empfand echte
Erleichterung.
»Von wem reden wir dann?«, fragte Rebus mit wachsender Beklemmung. »Wer hat Selbstmord
begangen?«
»James Carew.«
»Carew?«
»Ja. Er wurde heute Morgen in seiner Wohnung gefunden. Offenbar eine Überdosis.«
»Eine Überdosis wovon?«
»Ich weiß nicht. Irgendwelche Tabletten.«
Rebus war fassungslos. Er erinnerte sich an Carews Gesichtsausdruck in jener Nacht auf dem Calton
Hill.
»Verdammt«, sagte er. »Ich wollte doch mit ihm reden.«
»Ich hab mich schon gefragt...«, sagte Holmes.
»Was?«
»Sie sind vermutlich nicht dazu gekommen, ihn zu fragen, ob er mir eine Wohnung besorgen
kann?«
»Nein«, sagte Rebus. »Dazu hatte ich keine Gelegenheit.«
»War nur ein Scherz«, sagte Holmes, als er merkte, dass Rebus seine Bemerkung wörtlich genommen
hatte. »War er ein Freund von Ihnen? Ich meine, ich weiß, dass Sie sich mit ihm zum Mittagessen
getroffen haben, aber mir war nicht klar...«
»Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
»Weiß ich nicht.«
»Wer könnte das denn wissen?«
Holmes dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube, Inspector McCall war am Tatort.«
»Gut, kommen Sie mit.« Rebus war bereits aufgesprungen.
»Und Ihr Kaffee?«
»Scheiß auf den Kaffee. Ich will mit Tony McCall sprechen.«
»Was war das denn für eine Sache mit Calum McCallum?«, sagte Holmes, der jetzt ebenfalls
aufstand.
»Sie haben also nichts davon gehört?« Holmes schüttelte den Kopf.
»Ich erzähl es Ihnen unterwegs.«
Und Rebus war bereits im Aufbruch, schnappte sich seine Jacke und nahm die Schlüssel heraus, um
die Wohnungstür abzuschließen. Holmes fragte sich, was das wohl für ein Geheimnis sein mochte.
Was hatte Calum McCallum getan?

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