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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kleingeld, fand eine zerknitterte Pfundnote
und ein paar Münzen und legte sie auf das Tablett.
»Danke, Sir.« Der Kellner nahm das Tablett und wandte sich ab, noch bevor Watson fragen konnte,
ob er noch etwas zurückbekäme. Er sah Rebus an, der nun seinerseits lächelte.
»Also«, sagte Watson. »Ich meine sechs Pfund fünfzig! Davon müssen manche Familien eine ganze
Woche leben.«
»Was für ein Leben«, hielt Rebus dem Superintendent seine Worte von eben entgegen.
»Ja, gut gesagt, John. Ich hätte schon fast vergessen, dass es andere Dinge im Leben gibt als die
eigene Bequemlichkeit. Sagen Sie mal, in welche Kirche gehen Sie eigentlich?«
»Na so was. Ihr seid wohl gekommen, um uns alle einzubuchten?«
Beide Männer drehten sich beim Klang dieser neuen Stimme um. Es war Tommy McCall. Rebus sah auf
seine Uhr. Acht Uhr dreißig. Tommy sah aus, als wäre er auf dem Weg zum Club bereits in ein paar
Pubs gewesen. Er ließ sich schwer auf den Stuhl fallen, auf dem Paulette gesessen hatte.
»Was trinkt ihr?« Er schnipste mit den Fingern und der Kellner kam mit gerunzelter Stirn langsam
auf den Tisch zu.
»Sir?«
Tommy blickte zu ihm auf. »Hallo, Simon. Noch mal das Gleiche für die Gendarmerie und für mich
das Übliche.«
Rebus beobachtete, wie der Kellner auf McCalls Worte reagierte.
Ganz recht, mein Junge, dachte Rebus bei sich, wir sind von der Polizei.
Warum jagt dir das denn so einen Schrecken ein? Der Kellner wandte sich ab, als ob er Rebus'
Gedanken lesen könnte, und ging mit steifen Schritten zur Bar zurück.
»Was führt euch beide denn hierher?« McCall zündete sich eine Zigarette an. Er war offenkundig
froh, Gesellschaft gefunden zu haben, und bereit, die ganze Nacht durchzumachen.
»Es war Johns Idee«, sagte Watson. »Er wollte gern hierher, also hab ich das mit Finlay geregelt.
Dann hab ich mir überlegt, dass ich eigentlich auch mitkommen könnte.«
»Sehr gut.« McCall schaute sich um. »Heute Abend ist allerdings nicht viel los, bis jetzt
jedenfalls noch nicht. Normalerweise wimmelt es hier nur so von Leuten, die Sie sofort erkennen
würden, Namen, die einem so vertraut sind wie der eigene. Heute Abend ist es ziemlich
lahm.«
Er hatte eine Runde Zigaretten angeboten, und Rebus hatte eine genommen, zündete sie nun an und
nahm dankbar einen tiefen Zug, den er sofort bereute, da Nikotin und Alkohol in seinem Körper im
gleichen Augenblick eine unheilige Allianz eingingen. Er musste rasch und konzentriert
nachdenken. Erst Watson und jetzt McCall ­ er hatte keinen von beiden eingeplant.
»Übrigens, John«, sagte Tommy McCall, »danke, dass du mich gestern Abend mitgenommen hast.« Seine
Stimme hatte einen leicht verschwörerischen Unterton, den allerdings nur Rebus mitbekam.
»Sorry, wenn ich dir irgendwelche Umstände gemacht habe.«
»Kein Problem, Tommy. Hast du gut geschlafen?«
»Ich hab nie Probleme mit dem Schlafen.«
»Ich auch nicht«, mischte sich Farmer Watson ein. »Der Vorteil eines guten Gewissens, was?«
Tommy wandte sich zu Watson. »Schade, dass Sie nicht zu Malcolm Lanyons Party kommen konnten. Wir
hatten viel Spaß dort, nicht wahr, John?«
Tommy lächelte Rebus an, der zurücklächelte. Eine Gruppe am Nebentisch lachte über einen Witz.
Die Männer rauchten dicke Zigarren, die Frauen ließen ihre Armbänder klimpern. McCall beugte sich
zu ihnen hinüber, weil er wohl gern mitgelacht hätte, doch seine geröteten Augen und sein
schiefes Lächeln fanden bei den Leuten wenig Anklang.
»Schon ordentlich getankt heute Abend, Tommy?«, fragte Rebus. Als er seinen Namen hörte, wandte
sich McCall wieder Rebus und Watson zu.
»Das eine oder andere«, sagte er. »Zwei von meinen Lkws haben nicht pünktlich geliefert, die
Fahrer waren besoffen oder so. Dadurch hab ich zwei große Aufträge verloren. Musste meine Sorgen
ertränken.«
»Das tut mir Leid«, sagte Watson aufrichtig. Rebus nickte zustimmend, aber McCall schüttelte
theatralisch den Kopf.
»Nicht so schlimm«, sagte er. »Ich hab sowieso vor, den Betrieb zu verkaufen, mich zur Ruhe zu
setzen, solange ich noch jung bin. Barbados, Spanien, wer weiß. Eine kleine Villa kaufen.« Seine
Augen verengten sich, seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Und ratet mal, wer Interesse hat,
die Firma zu kaufen? Da kommt ihr nie drauf. Finlay.«
»Finlay Andrews?«
»Ganz genau.« McCall lehnte sich zurück, zog an seiner Zigarette und blinzelte in den Rauch.
»Finlay Andrews.« Er beugte sich wieder vertraulich

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