Dass du ewig denkst an mich
verblüfften Studenten
und rannte zu ihrem Wohnheim zurück. Dort sperrte sie die
Tür hinter sich ab, ließ sich auf das Bett fallen und lauschte den
Stimmen, die auf sie einschrieen.
Eine sagte: Nun, wenigstens hast du dich zur Abwechslung
einmal auf die Hinterbeine gestellt.
Und die andere schrie: Wie konnte Allan mich verraten? Ich
habe ihn doch gewarnt, daß er diese Briefe niemandem zeigen
soll. Ich sag dir, das wird er bereuen. Gut, daß du das Messer
hast. Der wird sich nicht mehr über Briefe von uns zu beklagen
haben.
38
Bic und Opal flogen am Sonntag gleich nach der Sendung nach
Georgia. Am Abend sollte ein Abschiedsbankett für sie
stattfinden. Am Dienstag morgen traten sie die Fahrt nach New
York an. Im Kofferraum lagen Bics Schreibmaschine, ihr
Gepäck und ein sorgfältig in Handtücher gehüllter
Benzinkanister. Ihre anderen persönlichen Habseligkeiten
ließen sie zurück. Bis sie sich ein Haus ausgesucht hatten,
würden sie in der Suite im Wyndham Hotel wohnen.
Auf der Fahrt legte Bic Opal seine Pläne dar. »Stell dir vor,
der Herr prüft uns, indem er zuläßt, daß Lee sich an
Einzelheiten aus unserem Leben mit ihr erinnert.
Angenommen, sie sagt etwas von dem Bauernhaus und dem
Grundriß dort und den Treppen ins Obergeschoß.
Angenommen, die finden es irgendwie und fangen an,
Ermittlungen anzustellen, wer es damals gemietet hatte. Jenes
Haus ist sichtbarer Beweis dafür, daß sie damals unter unserer
Obhut stand. Davon abgesehen, na ja, da hätte Lee Probleme:
Niemand hat sie je in unserer Gesellschaft gesehen, nur diese
Kassiererin, und die konnte keine Beschreibung von uns
liefern. Also müssen wir das Haus loswerden, das hat der Herr
so befohlen.«
Als sie durch Bethlehem fuhren und schließlich in Elmville
eintrafen, war es dunkel. Trotzdem konnten sie erkennen, daß
sich in den fünfzehn Jahren nicht viel verändert hatte. Da stand
immer noch die schäbige Imbißbude an der Straße, die
Tankstelle und die paar Holzhäuser.
Bic machte einen Umweg und fuhr den Rest der Strecke zu
der Farm auf Nebenstraßen. Als sie sich ihr näherten, schaltete
er die Scheinwerfer ab.
»Und wenn ein Bulle kommt?« fragte Opal besorgt.
»Angenommen, er fragt, warum du ohne Licht fährst?«
Bic seufzte. »Opal, du hast keinen Glauben. Der Herr lenkt
unsere Schritte. Außerdem führt diese Straße nur in die Sümpfe
und zu der Farm.«
Als sie das Haus erreichten, lenkte er den Wagen hinter ein
paar Büsche. Nirgends war ein Lebenszeichen wahrzunehmen.
»Komm mit, Opal.« Das war ein Befehl.
Opal glitt auf dem vereisten Boden aus und griff nach Bics
Arm.
Das Haus war allem Anschein nach unbewohnt und lag in
völliger Dunkelheit da. Einige Fensterscheiben waren
zerbrochen.
Bic versuchte den Türgriff zu bewegen, doch die Tür war
abgesperrt. Als er mit der Schulter dagegendrückte, ging sie
ächzend auf.
Bic stellte den Benzinkanister ab und holte eine kleine
Taschenlampe aus seiner Tasche. Er ließ den Lichtkegel durch
den Raum wandern. »Sieht noch so wie damals aus«, stellte er
fest. »Jedenfalls haben die keine neuen Möbel reingestellt. Da
steht noch der Schaukelstuhl, auf dem ich immer saß, wenn ich
Lee auf dem Schoß hatte, das liebe, süße Kind.«
»Bic, ich will hier raus. Es ist kalt hier, und mir hat diese
Bude immer angst gemacht. Die ganzen zwei Jahre lang hatte
ich immer Angst, jemand würde kommen und sie sehen.«
»Aber es ist niemand gekommen. Wenn dieses Haus noch in
ihrer Erinnerung existiert, wird das der einzige Ort bleiben.
Opal, ich werde jetzt dieses Benzin verspritzen, dann gehen wir
hinaus, und du kannst das Streichholz anzünden.«
Als die ersten Flammen über den Baumwipfeln zu sehen
waren, saßen sie bereits wieder im Wagen und rasten davon.
Zehn Minuten später befanden sie sich auf der Hauptstraße.
Während ihres halbstündigen Aufenthalts in Elmville waren sie
keinem einzigen Fahrzeug begegnet.
39
Am Dienstag morgen, als Sarah gerade an ihrem Schreibtisch
im Büro Platz nahm, klingelte das Telefon. Betsy Lyons, die
Immobilienmaklerin, war ganz erregt, weil eine zweite
potentielle Käuferin aufgetreten war, die ernsthaftes Interesse
an dem Haus zeigte. Das Problem war, daß die Frau schwanger
war und unbedingt vor Ankunft des Babys einziehen wollte.
Wie schnell würde das Haus zur Verfügung stehen, falls die
Frau sich zum Kauf entschloß?
»So schnell, wie sie es haben will«, erwiderte Sarah.
Während sie das
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