Dauergeil
geborene Domina.“
Laura lachte, weil sie sich einen derartigen Unsinn nicht vorstellen konnte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht, dass ich das will.“
„Okay. Man muss es akzeptieren, wie es kommt. Es ist deine eigene Meinung, dein eigener Wille, etwas in deinem Leben zu verändern oder nicht. Wenn man nichts verändert, ist man allein, mit allem, was man liebt. Auch du.“
„Ach“, sagte Laura und hob abwehrend die Hand.
„Such in der Allgäuer Straße nach der Hausnummer drei. Aber du musst selber hinfahren, denn niemand gibt dir Auskunft über dieses Haus.“
„Oh, ich glaub, ich kenne das Gebäude, aber ich hab nie etwas davon wissen wollen. Das ist nicht mein Ding.“
„Woher willst du das wissen, hast du es jemals ausprobiert?“
Eine Pause entstand, jeder hing wohl seinen Vorstellungen oder Gedanken nach. Laura versuchte, sich vorzustellen, wie es sein würde, in so einem SM-Studio. Als sie sich in Gedanken viel Lack und Leder vorstellte, fiel ihr ein, dass Manuel am Anfang des Abends mit einer Maske erschienen war. „Warum trägst du eigentlich eine Maske, wenn du Sex haben willst und warum hast du dich am Anfang nicht geregt?“
„Jeder sollte seine Vorlieben ausleben dürfen. Da ich hier nicht in meinem Studio bin, sondern in einem Swingerclub, lebe ich hier nur einen kleinen Teil meiner Bedürfnisse aus und trage die Maske, weil sie sich schön anfühlt. Ich mag diese Enge, die mein Gesicht umgibt. Ich möchte unerkannt sein, ich spiele den Voyeur, der erst mal alles begutachten muss.“
„Wie meinst du das, dein Studio?“
„Ich bin der Inhaber.“
„Oh, ach deswegen hast du diese Umgangsart und so ein ausdrucksstarkes Auftreten. Ich habe es oben schon bewundert.“
„Was hast du bewundert?“
„Deine Art, mich unter Spannung zu setzen, sodass ich neugierig werde. Du hast nichts gesagt am Anfang, hast da gesessen, wie eine Statue und hast es bis an die Grenzen ausgereizt. Beinahe hätte ich dich rausgeschmissen.“
„Das, meine Liebe, sind Anzeichen einer Dominanz, bei uns beiden. Ich denke, du solltest mal auf einen Kaffee zu mir kommen.“
Manuel gab Laura seine Visitenkarte. Er hatte dieses Gespräch bestimmt geplant und die Karte bereits in den Umkleideräumen in seine schwarze, eng anliegende Shorts geschoben, um sie in diesem Moment an sie weiter zu geben.
„Na, dann wünsch ich dir noch viel Erfolg, Manuel und keep smiling.“ Laura zwinkerte ihm zu und er schaute sie noch einmal eindringlich und fast hypnotisierend an.
„Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“
„Vielleicht.“
„Tschau.“
„Ja, tschüss.“
Manuel entfernte sich und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Verdammter Macho“, flüsterte Laura hinter ihm her und hatte nicht vor, in dieses Studio zu gehen. Allerdings konnte sie trotz des guten Vorsatzes einen Hauch von Neugier nicht unterdrücken.
7
Laura holte ihre Lieblingstasse aus dem Schrank, sie war grasgrün und hatte ein Gesicht, das freundlich schaute und dabei seitlich die Zunge herausstreckte. Das sollte eigentlich so viel wie „lecker, schmackhaft“ bedeuten, denn es gab viele solcher Tassen in verschiedenen Ausführungen. Doch Laura setzte diese aufgemalte Geste mit kleiner, herausstehender Stupsnase, anders um: für sie bedeutete es so viel wie „geil, lechzend“. Sie ließ den heißen Kaffee aus der Kanne in diese Tasse laufen, gab Milch und Zucker dazu und balancierte damit an den Küchentisch. Als sie bei ihrem Frühstück saß und in die Zeitung blickte, ging die Sonne auf. Es war früher Morgen, das spärliche Licht versuchte, sich durch die wenigen, aber dichten Wolken zu drängen. Die Sonne hatte ihr Licht jetzt auf zartes Rot verstärkt und Laura beobachtete in einem Wolkengebilde einen langgezogenen Frauenkörper, der auf einem großen Kopfkissen lag. Erstaunt ging sie zum Fenster, um sich diese Wolkenfigur genauer anzusehen. Dann löste sich die schöne Wolke innerhalb von wenigen Minuten in ein unscheinbares Gebilde auf. Laura setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie nahm einen Schluck von dem dampfenden Kaffee und blätterte eine Seite weiter. Die Stellenangebote wollte sie gerade überschlagen, als ihr beim Umblättern der Seite „1000 Euro täglich“ auffiel. Sie ließ die Zeitungsseite wieder zurückfallen und las den gesamten Text. „Frauen ab 18 Jahren für Foto oder Filmproduktion gesucht. Verdienst bis zu 1000 Euro täglich.“ Eine Frankfurter Telefonnummer stand neben einer
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