Dauergeil
nahm wieder gesittet auf dem Sessel Platz. „Schau, ich habe hier einen Bogen ausgefüllt, du musst das noch unterschreiben. Du warst jetzt etwas mehr als zwei Stunden hier und erhältst sechzig Euro.“
Jimmy erhob sich, zog seine Hose noch ein bisschen nach oben und streifte das Hemd mit flachen Händen glatt. Hinter ihm befand sich ein mächtig großer Tresor. Er war bestimmt zwei Meter hoch und eins fünfzig breit. Es war einer jener Tresore, die das typische Aussehen hatten: grau, mit unebener Oberfläche und einem großen Verschlussradauf der Mitte der Fläche. Jimmy öffnete den Schrank und holte einen Bündel Geldscheine heraus, von dem er sechzig Euro abzählte.
Laura las den Vertrag. „JALP - Jimmy A. Leitz Productions“ stand auf dem Briefkopf mit seinem Logo und darunter „Filmproduktionen und Lizenzen“. Unter der Überschrift befand sich die Kopie ihres Ausweises und darunter las sie: „Hiermit bestätige ich, die heute erhaltenen Einnahmen aus frei beruflicher Tätigkeit bei meinem zuständigen Finanzamt unter Angabe meiner Steuernummer anzugeben. Mit der Veröffentlichung und Vervielfältigung des Materials auf allen Medienträgern bin ich einverstanden. Den Auszahlungsbetrag habe ich in bar erhalten, weitere Ansprüche bestehen nicht.“ Die letzten beiden Zeilen waren die der Unterschrift. Jimmy gab Laura einen Kugelschreiber in die Hand.
„Deine Unterschrift, Laura.“
Sie zögerte. „Es ist aber kein Vertrag, nicht wahr, steht ja nicht drin.“
„Nein, du kannst jederzeit sagen, du willst nicht mehr, genauso wie ich.“
„Und keine weiteren Ansprüche, was heißt das?“
„Ich habe Tausende von Fotos. Wie du gelesen hast, erklärst du dich einverstanden, dass ich diese veröffentlichen kann. Aber ich glaube, du machst das deswegen, oder?“
„An der Fotze hängt kein Gesicht, es ist mir dann egal, es kennt mich ja keiner.“
„Na, siehst du, das meinte ich. Anders wäre das bei der Prominenz, für die der Satz auf dem Zettel eigentlich gilt, denn die können einen verklagen, wenn sie ein Foto von sich in der Zeitung oder auf Video sehen.“
„Ja, die sind damit schnell dabei, müssen ihre Macht auch demonstrieren.“
„Schlaues Kind. Das hat man mit mir auch mal versucht, deswegen steht es so auf dem Bogen.“
„Und das soll ich jetzt unterschreiben?“
„Ein wenig Vertrauen gehört schon dazu.“
„Aber da steht ‚Model‘.
„Du bist ja auch eins, hast dich heute von mir fotografieren lassen, oder nicht?“
Laura lächelte wieder, setzte den Kugelschreiber an und unterschrieb auf der letzten Zeile.
„So, nun darfst du dir die sechzig Euro in die Tasche schieben.“
„Danke.“
„Du bist eine interessante Frau, Laura.“
„Ich will hoffen, dass wir uns wiedersehen.“ Sie erhob den Kopf und blickte Jimmy direkt in die Augen.
„Komm mit, ich zeige dir die Studios.“
„Wow, das zeigst du mir?“ Laura war begeistert, sie hatte sich noch nie in solchen Studios aufhalten dürfen.
„Wir kommen nicht mehr zurück. Das wird ein Rundgang, der am Ausgang endet. Komm jetzt, lauf einfach hinterher.“
Zuerst mussten sie durch die Tür, an der das Messingschild mit Jimmys Schriftzug hing. Von dort sahen sie die beiden Empfangsdamen.
„Sag mal, wissen die Bescheid, dass wir miteinander … wenn die Sitzung so lange dauert?“
„Oh, Laura“, sagte Jimmy und rollte die Augen nach oben. „Du bist so spießig.“
Normalerweise verurteilte sie die Spießer um sich herum, aber Jimmy stand noch eine Ebene höher, weil er der Pornofotograf war.
„Hier sieht man alles viel freier, als du es gewohnt bist. Und vor allem aus einer anderen Sicht.“
Jimmy grüßte die beiden Damen mit einem Kopfnicken und führte Laura den Flur entlang, allerdings in eine andere Richtung. Es ging rechts herum, an einer Wand entlang, die mit Pornofotos behängt war. Alle Frauen waren in verschiedenen Posen dargestellt, alle nackt und wohlproportioniert. Anscheinend war es eins von Jimmys Lieblingsmotiven, die Frauen so von hinten zu fotografieren, dass der Hintern ganz groß herauskam und auf den Betrachter wirkte, als sei der Arsch die Hauptsache der Welt. All diese Fotokunstwerke hingen in rahmenlosen Bilderhaltern und waren an einem Bildaufhängesystem befestigt, sodass Jimmy stets neue Fotos präsentieren konnte. Am Ende des Flurs erreichten sie eine Tür, die offen stand. Jimmy bedeutete mit der Hand einzutreten und Laura trat überwältigt in den großen, weiten, mit
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