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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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laufen. Die letzte Kurve nahm sie in vollem Lauf und konnte gerade noch einem Esel ausweichen, der stur mitten auf der Gasse stand. Das Portal war in Sicht, eine schlichte Tür mitten in einer Reihe von schlichten Türen, doch etwas war anders. Ein schwarzer Handabdruck war in das Holz gebrannt.
    Karou warf sich dagegen und hämmerte mit den Fäusten darauf ein, so heftig sie konnte. »Issa!«, schrie sie. »Lass mich rein!«, und blickte panisch über die Schulter.
    Ein langer, furchtbarer Moment verstrich, bevor die Tür endlich aufschwang.
    Sie war dabei, die Schwelle zu überqueren, als sie mit einem unterdrückten Aufschrei innehielt. In der Tür stand nicht Issa, sondern eine marokkanische Frau mit einem Besen.
O nein!
Die Augen der Frau verengten sich, und sie öffnete den Mund, um zu schimpfen, doch Karou ließ ihr keine Zeit. Sie stieß die Frau zurück ins Innere des Hauses und zog die Tür wieder zu. Fieberhaft fing sie erneut an zu klopfen. »Issa!«
    Sie hörte die marokkanische Frau schreien und spürte, dass sie versuchte, die Tür aufzudrücken. Fluchend stemmte Karou sich dagegen. Solange die Tür offen war, funktionierte die Magie des Portals nicht. »Weg von der Tür!«, brüllte sie auf Arabisch.
    Vorsichtig spähte sie über die Schulter. In der Straße herrschte Aufruhr, es wurde gerufen und aufgeregt gestikuliert. Völlig unbeeindruckt stand der Esel da, aber der Engel war nirgends zu sehen. Hatte sie ihn getötet? Nein. Was auch immer passiert war, sie wusste, dass der Engel nicht tot war. Er würde kommen.
    Wieder hämmerte sie gegen die Tür. »Issa, Brimstone, bitte!«
    Doch als Antwort ertönte nur erbostes Arabisch. Karou hielt die Tür mit dem Fuß zu und klopfte weiter. »Issa! Er wird mich umbringen! Issa! Lass mich rein!«
    Warum dauerte das so lange? Sekunden verstrichen, verschwanden wie Scuppies an einer Schnur, eine nach der anderen. Immer wieder prallte die Tür gegen ihren Fuß, weil jemand sie von innen gewaltsam zu öffnen versuchte, und dann spürte sie plötzlich einen Schwall von Hitze in ihrem Nacken. Ohne zu zögern, drehte sie sich um, drückte den Rücken gegen die Tür und hob die Hände mit den Tätowierungen. Dieses Mal gab es keine Detonation, nur das Knistern von Energie, und für einen Moment hoben sich ihre Haare wie die Schlangen der Medusa.
    Mit gesenktem Kopf schritt der Engel auf Karou zu, und seine Flammenaugen blickten sie direkt an. Er bewegte sich, als müsste er gegen einen heftigen Wind ankämpfen. Welche Macht in Karous Tätowierungen es gewesen sein mochte, die ihn vorhin gegen die Mauer geschleudert hatte, sie behinderte ihn zwar noch, aber sie hielt ihn nicht mehr auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und sein Gesicht zeigte eine grimmige Entschlossenheit.
    Ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und musterte sie eindringlich. Seine Augen waren nicht länger tot, sondern wanderten über ihr Gesicht zu ihrem Hals, kehrten wie magnetisch angezogen zu den Hamsas zurück und von dort wieder zu ihrem Gesicht. Hin und her, als könnte er sich irgendetwas nicht erklären.
    »Wer bist du?«, fragte er, und sie erkannte die Sprache, die er benutzte, kaum als Chimärisch, so weich klang sie aus seinem Mund.
    Ja, wer war sie? »Sollte man das nicht herausfinden,
bevor
man versucht, jemanden umzubringen?«
    Erneut spürte sie einen Druck gegen die Tür in ihrem Rücken. Wenn das nicht Issa war, war sie erledigt.
    Der Engel kam einen Schritt näher, und Karou wich zur Seite, als die Tür aufsprang.
    »Karou!« Issas Stimme.
    Sie wirbelte herum, sprang durch das Portal und zog es hinter sich zu.
    ***
    Akiva stürzte ihr nach und riss die Tür wieder auf, doch dahinter erwartete ihn nur eine schreiende Frau, die bei seinem Anblick erblasste und ihren Besen vor seine Füße fallen ließ.
    Das Mädchen war verschwunden.
    Einen Moment stand er regungslos da, von den sich überschlagenden Ereignissen überwältigt. Seine Gedanken rasten. Das Mädchen würde Brimstone warnen. Er hätte sie aufhalten müssen, er hätte sie doch mit Leichtigkeit töten können. Stattdessen hatte er ihr die Zeit gegeben, seinen Hieben auszuweichen.
Warum?
    Die Antwort lag nahe. Er hatte sie sich ansehen wollen.
    Er war ein Narr.
    Und was hatte er gesehen oder zu sehen geglaubt? Den Widerschein einer Vergangenheit, die endgültig vorbei war – das Phantom des Mädchens, das ihn Barmherzigkeit gelehrt hatte, vor so langer Zeit, bevor ihr eigenes Schicksal die Lektionen,

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