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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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ein Turm für jeden der Göttersterne –, und die Chimären hatten sie alle niedergerissen.
    Auch viele Menschenstädte waren von Kriegen zerstört worden, aber Prag war verschont geblieben. Herrlich und märchenhaft lag es da, die rissigen Steine geglättet von den Stürmen der Jahrhunderte und unzähligen Regenbächen. Es war nass und kalt, ungastlich, aber das störte Akiva nicht. Er erzeugte seine eigene Hitze. Die Feuchtigkeit verdampfte zischend auf seinen unsichtbaren Schwingen, so dass sie von einem diffusen Schein umgeben waren. Dagegen konnte sein Zauber nichts bewirken, genauso wenig wie er die Flügel in seinem Schatten verbergen konnte, aber hier oben gab es niemanden, der ihn sehen konnte.
    Er saß auf einem Dach in der Altstadt. Die Türme der Tynkirche ragten wie Teufelshörner hinter der Gebäudereihe gegenüber auf, in der auch Karous Wohnung lag. Ihr Fenster war dunkel. Die Wohnung war leer, seit er sie vor zwei Tagen ausfindig gemacht hatte.
    In seiner Tasche befand sich ein abgegriffenes Stück Papier, eine Seite aus einem Skizzenbuch – der Nummer zweiundneunzig, wie auf dem Buchrücken stand. Darauf war eine Zeichnung von Karou mit flehend gefalteten Händen, und daneben stand:
Um Rückgabe wird gebeten nach Kralodvorska
59
, no.
12
, Prag. Dem ehrlichen Finder winkt als Belohnung gutes Karma und bare Münze. Danke
.
    Akiva hatte nicht das ganze Buch mitgenommen, sondern nur dieses eine Blatt, die erste Seite mit dem Eselsohr, herausgerissen. Er hatte es weder auf gutes Karma noch auf bare Münze abgesehen.
    Sondern auf Karou.
    Mit der unendlichen Geduld eines Mannes, der sich mit seinem ruinierten Leben abgefunden hat, wartete er auf ihre Rückkehr.

Fliegen ist leicht
    Voller Begeisterung erkannte Karou, dass Fliegen leicht war, und die gleichgültige Müdigkeit, die sie oft überkam, wenn sie zu lange Kontakt mit Brimstones Händlern gehabt hatte, war im Nu verflogen. Sie flog so hoch, dass sie sich den Sternen ganz nahe fühlte. Sie waren unglaublich. Das musste man Bain lassen: Seine Hütte war zwar nicht gerade schön eingerichtet, aber er hatte stets die Möglichkeit, den Anblick dieses prächtigen Sternenhimmels zu genießen.
    Sie ließ die Hütte hinter sich und folgte der Straße zurück in Richtung Boise. Auf und ab schwang sie sich und nahm Geschwindigkeit auf, auch wenn ihr der Gegenwind eisige Tränen in die Augen trieb. Es dauerte nicht lange, bis sie das Taxi überholte, das sie in der Wildnis zurückgelassen hatte, und sie malte sich aus, wie sie dem Fahrer einen Streich spielen könnte. Vielleicht ein Stück neben ihm herfliegen und an die Scheibe klopfen, drohend die Faust schütteln und sich dann schnell wieder davonmachen?
    Böses Mädchen
, konnte sie regelrecht Brimstones Stimme hören. Er hätte solchen Unfug als
leichtsinnig
bezeichnet. Und vielleicht war es das ja auch, zumindest ein bisschen.
    Doch was würde er von dem Wunsch an sich halten – fliegen zu können – und von dem Plan, der dahintersteckte? Was würde er denken, wenn Karou an seiner Tür auftauchte, die Haare zerzaust vom Wind zweier Welten? Würde er sich freuen, sie zu sehen, oder würde er sie zusammenstauchen und erneut auf die Straße setzen? Wollte er, dass sie ihn fand, oder dass sie wie ein Schmetterling davonflog, ohne zurückzuschauen, als hätte sie nie eine Familie gehabt?
    Wenn er Letzteres von ihr erwartete, kannte er sie schlecht.
    Sie würde nach Marokko zurückkehren und Razgut finden, egal unter welchem Müllberg oder Eselskarren er sich diesmal versteckte, und zusammen – zusammen!, sie schauderte allein beim Gedanken an das Wort – würden sie durch einen Schlitz im Himmel fliegen und in Anderswo landen.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass es das war, was Brimstone gemeint hatte, als er sagte: »Hoffnung hat ihre eigene Magie.« Zwar hatte sie sich nicht einfach wünschen können, dass sich ein Portal für sie öffnete, aber sie hatte nicht aufgegeben und ihre Familie nicht als verloren hingenommen, sondern mit der Kraft ihres Willens, ihrer
Hoffnung
, einen Weg gefunden. Sie hatte sich Flügel beschafft und einen Führer, der sie an ihr Ziel bringen würde. Darauf war sie stolz, und sie glaubte, dass Brimstone auch stolz auf sie wäre, ob er es nun zeigte oder nicht.
    Sie fröstelte. So hoch oben war es sehr kalt, und ihre Freude am Fliegen ließ deutlich nach, als ihre Zähne anfingen zu klappern und ihre Müdigkeit zurückkehrte. Also beschloss sie, auf das Taxi zu warten

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