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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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trotzdem verteidigte er sich kaum, lenkte nur ihre Messerstiche ab und duckte sich unter der Macht des auf ihn gerichteten Hamsa zusammen.
    »Los, kämpf!«, fauchte sie ihn an, als ein weiterer Tritt ins Schwarze traf und er ihn tatenlos einsteckte.
    Aber er hörte nicht auf sie. Als sie das nächste Mal auf ihn losging, schwang er sich einfach in die Luft empor, bis er sich außer Reichweite befand. »Ich will nur mit dir reden.«
    Sie warf den Kopf zurück und sah zu ihm auf. Der Wind, den seine Flügelschläge aufwirbelten, peitschte ihre Haare in wilden blauen Strähnen um ihr Gesicht.
    Sie lächelte böse und sank in eine Kniebeuge. »Dann rede«, sagte sie und sprang zu ihm empor.

Wie zum Gebet
    In ihrem Versteck vergaß die Vampirin Svetla für einen Moment, wie man atmete.
    Dort, wo die Gasse in die Karlova überging, bog eine kleine Reisegruppe um die Ecke und kam abrupt zum Stehen. Kaugummi fiel aus offen stehenden Mündern. Kaz, der die Gruppe mit einem flotten Zylinder auf dem Kopf und einem lässig unter den Arm geklemmten Pflock anführte, sah seine Exfreundin in der Luft schweben.
    Eigentlich war er nicht sonderlich überrascht. Sie hatte etwas an sich, das irgendwie alles möglich erscheinen ließ. Sachen, die man nie im Leben geglaubt hätte, wenn sie jemand anderes erzählte, konnte man sich bei Karou gut vorstellen. Karou konnte fliegen? Na ja, warum nicht?
    Was Kaz fühlte, war also keine Überraschung. Es war Eifersucht. Karou flog, schön und gut, aber sie flog nicht alleine. Ein Mann war bei ihr, ein Mann, von dem selbst Kaz – der es für »schwul« hielt, die Attraktivität eines anderen Mannes anzuerkennen – zugeben musste, dass er geradezu absurd schön war. Vollkommen übertrieben schön.
    Wie uncool
, dachte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Was die beiden dort oben in der Luft machten, konnte man kaum als fliegen bezeichnen. Sie schwebten auf der Höhe der Hausdächer, aber sie bewegten sich kaum – sie umkreisten sich wie Katzen und starrten einander überaus eindringlich an. Man konnte förmlich sehen, wie die Luft zwischen ihnen knisterte, und Kaz fühlte es wie einen Schlag in die Magengrube.
    Dann ging Karou plötzlich auf den Typen los, und sofort fühlte Kaz sich besser.
    Später behauptete er, der Luftkampf hätte zu seiner Tour gehört, und heimste Rekord-Trinkgelder ein. Er redete von Karou als seiner Freundin, was Svetla so zur Weißglut trieb, dass sie nach Hause abdampfte und im Spiegel ihre Augenbrauen anstarrte, die immer noch so dick waren wie Raupen.
    Aber im Moment starrten alle nur auf die zwei schönen Kreaturen, die sich über den Dächern Prags bekämpften.
    Jedenfalls kämpfte Karou. Ihr Gegner wich nur aus, mit beeindruckender Anmut und einer seltsamen Art von … Vorsicht? Er schien vor ihr zurückzuschrecken und wie unter Schmerzen zusammenzuzucken, selbst wenn sie ihn gar nicht berührt hatte.
    So ging es noch einige Minuten weiter, während die Zuschauermenge am Boden immer weiter anwuchs. Und dann passierte etwas völlig Unvorhergesehenes. Als Karou auf ihr Gegenüber losging, ergriff er ihre Hände, so dass sie ihr Messer fallen ließ – es fiel tief, landete zwischen den Pflastersteinen und blieb dort stecken –, und hielt sie fest. Es war merkwürdig. Er presste ihre Hände aufeinander wie zum Gebet. Sie wehrte sich, aber er war offensichtlich stärker und hielt sie mit Leichtigkeit fest, seine Hände über ihren, als wollte er sie zum Beten zwingen.
    Dann sagte er etwas zu ihr, und seine Worte drifteten zu den versammelten Zuschauern herab, fremd und melodisch, rau und irgendwie ein wenig … animalisch.
    Was auch immer er zu ihr gesagt hatte, sie hörte nach und nach auf sich zu wehren. Trotzdem hielt er ihre Hände noch eine Weile zwischen seinen. Drüben in der Altstadt schlugen die Glocken der Tynkirche neun Uhr, und erst als der neunte Glockenschlag verhallte, ließ er sie los und wich ein Stück zurück, angespannt und wachsam, wie jemand, der ein wildes Tier freigelassen hatte und nicht wusste, ob es ihn angreifen würde.
    Aber Karou griff ihn nicht an. Sie wich zurück. Die beiden redeten miteinander und gestikulierten. Karous Bewegungen in der Luft waren lässig – sie hatte die Beine angezogen und ruderte mit den Armen, als würde sie schwimmen. Es sah so mühelos aus, so normal, dass mehrere Touristen selbst mit den Armen die Luft austesteten und sich fragten, ob sie vielleicht in einem Winkel der Welt gelandet

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