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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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das angestellt haben.«
    Er verbeugte sich, so gut es ging, und der Applaus schwoll an.
    »Kannst du laufen?«, fragte Karou.
    Er nickte.
    Trotz allem war es nicht leicht, wegzukommen. Leute standen ihnen im Weg und wollten sich mit ihnen unterhalten. Karou redete mit ihnen, Akiva verstand zwar die Sprache nicht, aber ihre Antworten klangen abgehackt. Die Zuschauer waren begeistert und voller Bewunderung – alle bis auf einen jungen Mann mit einem hohen Hut auf dem Kopf. Er starrte Akiva grimmig an und versuchte, Karou am Ellbogen zu packen. Sein besitzergreifendes Gehabe machte Akiva wütend, und er hätte den Kerl am liebsten gegen die nächstbeste Wand geschleudert, aber Karou kam auch ohne sein Eingreifen zurecht. Sie schüttelte den Mann ab und führte Akiva aus der Menge. Immer noch lag ihre Hand in seiner, klein und kühl, und als sie um eine Ecke auf einen Platz voller leerer Marktstände bogen und sie sich von ihm löste, spürte er einen Stich des Bedauerns.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie und entfernte sich ein Stück von ihm. Er lehnte sich an eine Wand im Schatten unter einer Markise. »Nicht dass ich es nicht verdient hätte«, sagte er. »Aber ich fühle mich, als wäre eine Armee über mich hinwegmarschiert.«
    Sie ging vor ihm auf und ab. »Razgut hat gesagt, du suchst nach mir. Warum?«
    »Razgut?« Das überraschte Akiva. »Aber ich dachte, er wäre …«
    »Tot?«, vollendete Karou seine Frage und sah ihn vorwurfsvoll an. »Er hat überlebt. Im Gegensatz zu Izîl.«
    Akiva sah zu Boden. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass er springen würde.«
    »Tja, er
ist
aber gesprungen«, erwiderte sie. »Doch du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum hast du nach mir gesucht?«
    Wieder diese Hilflosigkeit. Er versuchte, eine Erklärung zu finden. »Ich habe nicht begriffen, wer du bist. Ein Mensch mit dem Mal des Teufels?«
    Karou sah erst auf ihre Handflächen hinab und dann zu ihm auf, mit einem Ausdruck irritierter Verletzlichkeit im Gesicht. »Warum … warum haben die Hamsas diese Wirkung auf dich?«
    Seine Augen verengten sich. Wusste sie es tatsächlich nicht?
    Die Augen-Tattoos waren nur ein Beispiel für Brimstones Teufelei. Die Magie wirkte wie ein gewaltiger Windstoß, der den Gegner krank und schwach machte. Akiva hatte wie alle Seraphim-Soldaten sein ganzes Leben trainiert, um ihr widerstehen zu können, und trotzdem hielt er dem Ansturm nicht lange stand. Wenn er im Krieg wäre, hätte er die Hand seines Feindes abgeschlagen, um der Teufelsmagie ein Ende zu bereiten. Aber Karou … Er wollte ihr auf gar keinen Fall noch einmal weh tun, darum hatte er es so lange wie möglich über sich ergehen lassen.
    Mehr als je zuvor kam sie ihm wie eine Märchenfee vor – eine ruhelose Fee mit umschatteten Augen, giftig wie ein Skorpion. Ihre Tätowierungen hatten auf seinem Nacken gebrannt wie Säure, die seine Haut wegätzte, und ihre körperlichen Attacken hatten ihn noch weiter ausgelaugt. Noch immer fühlte er sich so geschwächt, dass er fürchtete, erneut zusammenzubrechen.
    »Die Hamsas sind das Mal der Wiedergänger«, erklärte er. »Das musst du doch wissen.«
    »Wiedergänger?« Sie sah ihn verständnislos an.
    »Weißt du das wirklich nicht?«, fragte er ungläubig.
    »Was weiß ich nicht? Was ein Wiedergänger ist? Eine Art Geist, oder nicht?«
    »Wiedergänger sind Chimärenkrieger«, erwiderte er, was ein Teil der Wahrheit war. »Sie tragen die Hamsas.« Eine Pause. »Nur sie.«
    Karou ballte die Hände zu Fäusten. »Offensichtlich nicht
nur
sie.«
    Er antwortete nicht.
    Eine Flut von Gefühlen überschwemmte ihn, dieselben Gefühle, die ihn schon bei dem Kampf über den Dächern erfasst hatten. Ihr nahe zu sein war, als würde er über eine schwankende Welt balancieren, um Gleichgewicht ringend, während der Boden unter seinen Füßen bebte und ihn in den Abgrund zu werfen drohte, ein unaufhaltsamer Sturz, der keine Rettung duldete, sondern nur in tiefster Tiefe enden konnte. Doch er wünschte sich nichts sehnlicher als diesen Sturz, diese süße, lockende Tiefe.
    Er hatte so etwas schon einmal gefühlt und wollte es nie wieder fühlen, denn es würde notgedrungen die Erinnerung an Madrigal auslöschen – das tat es sogar bereits. Erneut versuchte er, sich ihr Gesicht vor Augen zu rufen, und scheiterte. Es war, als wollte er sich an eine Melodie erinnern, während ein anderes Lied spielte. Alles, was er sehen konnte, war Karous Gesicht – leuchtende Augen, glatte

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