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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf dem ein Obstmesser lag. Als Sagorn hereinschritt, geschmückt mit den lockeren Kleidern und dem wehenden Umhang des zarkianischen Adels, schreckte sie zusammen. Die Kleidung war dunkel, doch das Licht war nicht hell genug, um die Farbe zu zeigen – vermutlich grün. Ein strenger Geruch nach Moschus umwehte ihn, und sein Turban saß schief, doch jeder, der nahe genug käme, derartige Einzelheiten zu bemerken, würde sich viel mehr für das blasse Jotunngesicht interessieren.
    Sie machte einen Knicks. »Ich gratuliere Euch zu Eurem Schneider, Doktor.«
    Er lachte leise. »Ich hätte mir keinen besseren wünschen können, nicht wahr? Wenn Worte der Macht Glück bringen, ist das hier vielleicht ein gutes Zeichen. Unser Glück hält an.«
    Er nahm dankend das kleine Messer und einige Nadeln sowie einen Stiefelknöpfer. Einen Schuhlöffel und eine Gürtelschnalle lehnte er ab. »Geht voran, Hoheit. Und möge der Gott der Liebe mit einem Paar alter Narren sein.«
    Kadolan fand diese Bemerkung sehr geschmacklos und entschied, daß er nervös sein mußte. Sie ging voraus, den Korridor hinunter, und versuchte, so leise wie möglich zu sein. Sie war selbst ein wenig nervös, um ehrlich zu sein. Sie versuchte, nicht zu vergessen, daß sie das alles für Inosolan tat, die gewiß endlich ein wenig Glück verdiente.
    Drei Worte machten einen Magier. Ein Magier konnte Wunden heilen und Krankheiten, gewiß auch Verbrennungen. Wenn sie doch nur ihrem eigenen Wort der Macht mehr vertrauen konnte! Selbst wenn alle Worte einmal gleichwertig gewesen waren – wann und wo sie auch ihren Anfang genommen haben mochten –, so mußten einige doch inzwischen sehr geschwächt sein, weil sie zu oft geteilt worden waren. Vielleicht nutzten sie sich sogar durch allzuviel Gebrauch ab, und ihres war Jahrhunderte alt, eines von Inissos Worten.
    Die Korridore waren muffig, rochen nach Staub und waren immer noch von der Hitze des Tages aufgeheizt. Massive Statuen aus der XIV Dynastie standen in langen Reihen entlang der Wände – zu wertvoll, um weggeworfen zu werden, zu häßlich, um geliebt zu werden.
    Sie ging auf Zehenspitzen an dem Zimmer vorbei, wo vier Dienstmädchen schliefen, und an einem weiteren, wo die Haushälterin schnarchte. Dann trugen ihre Füße sie zur Außentür, und ein dünner Spalt Licht drang darunter hervor. Weiter war sie seit Inosolans Hochzeitsnacht noch nicht gekommen.
    Sagorn trat nahe an die Tür heran und versuchte, sie ganz vorsichtig aufzudrücken. Dann beugte er sich hinunter, um Kade etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Verschlossen oder verriegelt?«
»Verschlossen, glaube ich«, wisperte sie zurück.
»Wachen draußen?«
»Wahrscheinlich.«
    Sie dachte schon, er würde aufgeben und zurückgehen, doch er nickte nur. Er war kaum zu sehen, denn das Fenster war klein und das kleine Vestibül lag im Dunkeln. Es roch streng nach Bienenwachs.
    »Also Thinal. Haltet dieses Schwert bereit.« Sagorn zog die Klinge, und sie nahm sie behutsam und stand ganz nahe, als…
    Als die Figur neben ihr auf halbe Größe zusammenschrumpfte und der junge Imp erschien, den sie einmal in Inissos Kammer der Macht gesehen hatte. Lächerlich verhüllt stand er schließlich in den viel zu großen Kleidern da. Er hob eine Hand, um den Turban zu richten, der während der Verwandlung zur Seite gekippt war. Seine dunklen Augen lagen nur wenig höher als ihre; sie waren ganz nahe und funkelten. Einen Augenblick lang schien er sie nur ganz genau zu betrachten, als suche er bei ihr nach Spuren von Magie. Ohne hinzusehen faßte er in eine Tasche und brachte das Obstmesser zum Vorschein. Es funkelte ebenfalls.
    »Prinzessin?« Seine Stimme klang so leise, als spreche er völlig geräuschlos. »Prinzessin Kadolan! Was ist für mich drin, wenn ich Euch helfe, ein Wort der Macht weiterzugeben, wenn es woanders nötiger gebraucht wird?«
Kadolans Kopfhaut prickelte bei dieser Enthüllung des Okkulten. Sagorn hatte ihr Geheimnis erraten, und was er wußte, wußten auch alle anderen, einschließlich dieses kleinen Gauners. Sie hielt das Schwert, aber sie machte sich keine Illusionen, es auch zu benutzen, falls er versuchen sollte, es ihr wegzunehmen. Er war nur ein Bruchteil so alt wie sie und zweifellos sehr versiert in Gassensport. Er brauchte vermutlich nicht mehr als dieses Obstmesser, um sie zu übervorteilen. Auf Thinal war sie nicht vorbereitet gewesen.
    »Nun?« fragte er so leicht wie Gaze. »Was gewinne ich dafür, daß ich mein Leben für Euch

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