Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Kröte. Na, kannst du uns nicht mehr bei deiner Anführerin verpetzten?"
Ein schrilles heiseres Lachen.
Sie durfte nicht vor Angst in Panik verfallen. Einfach ignorieren und den richtigen Augenblick abpassen. Das Adrenalin stieg ihr noch immer in den Kopf und sie verstand kaum die nächsten Worte. Das irgendwie nach 'Sie werden dich nicht finden' klang.
Der männliche Vampir trat hinter ihren Rücken und begutachtete die Kleine voller Erstaunen und Hass. Keines gefiel Arianna besonders. Er drehte sich mit einem breiten Grinsen um und blickte die dunkle Straße zurück.
"Wo wird Jace wohl bleiben?"
"Ach, vergiss diesen Idioten. Wir dürfen das Lob auskosten und nicht er. Er wird nur mächtig Ärger bekommen."
Da war der richtige Moment. Die Vampirin drehte ihren Kopf, um ebenfalls die Straße, jedoch mit Hohn, hinabzublicken. Arianna holte aus und zerkratzte die linke Wange der Frau mit ihren Fingernägeln. Wie vorhergesehen, lockerte sich der Griff vor Schreck und das Mädchen zog ihren Arm geschwind heraus. Schon wieder war sie auf der Flucht.
Wütend schrie die Vampirin hinter ihrem Rücken und der zweite Vampir stimmte verärgert mit ein. Ihre Beine rasten so schnell sie konnten um die nächste Hausecke und dann nach links.
Auf einmal spürte sie es. Sie konnte den Faden ergreifen, der zu ihrer Gabe führte. Den Faden, der heiß und geheimnisvoll war, auf den sie gewartet hatte. Der sie unsichtbar machte. Den sie nur genauer zu erforschen brauchte.
Eilig zog sie daran und sie war fort. Nun ja, nicht richtig fort. Sie konnte noch immer die dunklen Fenster der Häuser und die milchigen Sterne am Himmel sehen, doch niemand konnte sie erkennen.
Sie fühlte sich wie ein Geist. Ein Wesen ohne Körper, das einfach nur in der Luft lebte und selbst die Luft war. Wie kleine Staubpartikel, die ihr ganzes Wesen beschrieben. Sie selbst konnte auch keine ihrer Hände oder Beine erkennen.
Das war es, was sie damals im Spiegel gesehen hatte. Nämlich nichts. Sie hatte nichts gesehen. Keinen Körper. Keine Arianna. Nichts.
Damals saß ihr der Schreck tief in den Knochen. Sie hatte Angst, nicht mehr ihre vampirische Gestalt annehmen zu können und nun so leben zu müssen. Als ein Nichts. Aber ihre kindliche Natur fand das auch sehr cool. In diesem Moment wusste sie, dass sie etwas besonderes war und dass man sie brauchte. Da war ihr auch der dumme Plan eingefallen.
Sie war nicht weiter darauf eingegangen, bis sie sich heimlich erschöpft auf das Sofa sinken gelassen und ihre wahre Gestalt wieder angenommen hatte. Ab diesem Zeitpunkt konnte sie an fast nichts mehr anderes denken. Das Mädchen schüttelte ihren unsichtbaren Kopf und versuchte sich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren.
Die beiden Nightvamps kamen schlitternd zum Stehen und blickten sich verwundert um. Nur wenige Zentimeter waren sie von dem Mädchen entfernt und Arianna konnte diese gruselige Kälte spüren, die diese Monster immer umgaben.
"Wo ist sie?"
"Weit kann sie nicht sein. Ich spüre sie."
Die Unsichtbarkeit hatte einen hohen Preis. Sie zehrte an ihrer Kraft und erschöpfte sie jede Sekunde. Ihre Konzentration schwand und ihre Gestalt wurde flimmernd sichtbar. Abermals zog sie kräftig an dem Faden und sie verschwand wieder. Schnell weg.
Sie rannte los. Oder schwebte, oder wie man es auch nennen mochte. Eine, zwei Straßen entlang, dann sackte sie im Schatten an einer Hauswand zu Boden. Ihre Unsichtbarkeit verlor an Kraft und das Mädchen war wieder zu erkennen. Schweiß perlte von ihrer Stirn und wütend brummte ihr Kopf. Vor ihren Augen schien die Welt doppelt zu existieren. Verwirrt schloss sie ihre Augenlider.
Fürs Erste war sie entkommen. Noch stand ihr der Schock ins Gesicht geschrieben, doch langsam wich dieses Gefühl dem Stolz. Die junge Vampirin war stolz auf ihre Gabe und auch auf ihre Konzentration. Sie brauchte die Sonne, aus der sie Kraft schöpfen konnte. Doch nach dem Mondstand war der Sonnenaufgang noch weit entfernt.
Arianna konnte nicht länger bleiben. Ihr Instinkt verriet ihr, dass die Feinde nicht mehr weit sein würden. Sie zog sich an der Hausmauer hoch und stieß sich vorsichtig ab. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und erst nach einer Weile wurde das Gehen problemlos. Zum Laufen war sie zu schwach.
Egal welchen Weg sie nahm und welche Seitengassen sie folgte, sie spürte nur noch das Verlangen auf ihre kuschelige harte Matratze. Neben Sandy und Lil. Arianna wusste, dass sie ihr verzeihen und sie
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