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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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nicht einen kurzen Moment zuvor gebissen hätte.
    Auch Arianna konnte sich an den Unfall erinnern, der ihr beinahe das Leben gekostet hätte.  Die Bilder standen noch zu deutlich vor ihren Augen um irgendjemandem davon erzählen zu können. Es müssten ein paar Jahre vergehen, bis sie darüber hinweg wäre.
    Das heranrasende blaue Auto. Ein VW schien es zu sein. So genau wusste sie es nicht mehr. Der Stoß gegen die Hüfte, der Fall und das tonnenschwere Gewicht, das ihren Unterleib zerquetschte. Der Wunsch zu sterben und gleichzeitig vor Angst zu schreien. Unendlich große Schmerzen und der Druck der ihre Lunge zupresste. Der letzte Atemzug und das piksen der Zähne, die sich in ihren Hals gegraben hatten.
    Arianna war ein Waisenkind, bevor sie den Unfall hatte. Sie war fortgelaufen. Die Kinder in ihrem alten Zuhause hatten sie  gehänselt und niemand wollte ihr ein Freund sein. Als sie es nach einigen Versuchen schaffte auszubrechen, hatte sie den Plan ins Ausland zu gehen.
    Natürlich dachte sie nicht weiter darüber nach und konnte auch nicht wissen, dass in manchen Ländern Schläge nicht strafbar waren, bis Frank es ihr einmal erzählte. Jetzt war sie froh, dass es anders gekommen war. Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie sich erinnerte, welche Angst sie bei Franks Geschichte hatte. Heute würde ich es nicht wieder tun, dachte sie.
    Aber nun musste sie wirklich weiter gehen. Sie war noch viel zu nahe an der Lagerhalle. Wenn jemand ihr leeres Bett entdecken würde, würden sie sie allzu bald finden. Sie zerknüllte die Zeitung und warf sie gegen eine dreckige Hauswand.
    Danach folgte sie weiter ihren Instinkten. Einmal hatten ihr zwei leuchtende Katzenaugen entgegengestrahlt und sie war vor Schreck zusammengezuckt. Panisch hatte die Kleine ihre rechte Hand an die Brust gedrückt. Auf einmal hörte sie ein Poltern und ein wütendes Kreischen. Dann eine Tür die gegen eine Wand gedonnert wurde.
    "Raus! Sofort! Und komm nie wieder!", die Stimme gehörte einer vor Wut rasenden Frau. Dem kratzigen Unterton nach musste sie ihr Leben lang schon rauchen.
    "Aber ... Aber beruhige dich doch, bitte."
    "Nein. Nie wieder werde ich mich beruhigen, wenn du in der Nähe bist. Jetzt verschwinde!"
    Arianna hörte wie die Frau wütend aufstampfte und noch einmal Luft holte um eine neue Attacke zu starten, es jedoch bleiben ließ und die Tür mit aller Kraft zuschlug. Die kleine Vampirin wartete noch auf einen zweiten Schlag, der ankündigte, dass die Tür auf dem Boden aufgekommen war, doch der kam nicht. Das war ein richtiges Wunder.
    Sie hörte  schlürfende Schritte, die in ihre Richtung kamen. Schnell duckte sie sich hinter zwei schwarzen Mülltonnen, die glücklicherweise nicht überliefen. Ein Mann trat in das Licht der Straßenlaterne. Die Hände in den Haaren und die Augenbrauen verärgert nach oben gezogen.
    "Mist. Mist. Mist! Alles mache ich falsch."
    Ein menschliches Schluchzen, später ein ärgerliches Knurren.
    "Der werde ich es zeigen. Sie muss sich nicht bei meinem Anblick beruhigen, folglich werde ich es auch nicht tun."
    "Du hast ja recht. Zeig es dem Miststück, wenn sie dir noch einmal über den Weg läuft. Wir werden es dir sogar noch leichter machen."
    Gehetzt riss der Mann den Kopf herum und blickte in eine Seitengasse, die Arianna nicht erkennen konnte. Also wusste sie auch nicht, wer gesprochen hatte. Doch die Angst, die Wut in ihr und allein diese elegante Stimme, verriet ihr, wer sich hier befand.
    Vor Angst zitterte ihr ganzer Körper. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Ein kleiner Teil von ihr wollte dem Hass nachgeben, den sie zuvor noch nie gespürt hatte. Der andere Teil wollte jedoch laut kreischen und um Hilfe rufen. Aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie kein Geräusch ausstoßen durfte.
    Hastig knallte sie ihre linke Hand gegen den Mund. Dieser dumpfe Knall hörte sich an wie eine Trommel aus einem Konzert.
    Eilig und zitternd drückte sie sich noch fester gegen die dreckige raue Wand.
    Beruhige dich, sonst ist es aus mit dir! , fuhr sie sich an.
    Eine Frau mit langem blonden Haar trat in ihr Blickfeld. Die Haut hatte jegliche Farbe, die sie früher hatte, verloren und war nun fast so weiß wie ein Stück Papier. Das Gesicht war in die Richtung des Mannes gerichtet, also konnte das Mädchen es nicht sehen. Der Mann jedoch war erstarrt und blickte die Frau entsetzt an. Und nicht nur das. Seine blauen Augen waren vor Angst gerötet.
    Die Vampirin drehte langsam eine Runde um den

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