Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
an ihren Autos gelehnt standen. Misstrauisch beäugten uns zwei paar blaue Augen. Der eine Polizist war groß und dunkelhaarig. Sein Gesicht sah so aus, wie das eines Mopses. Die Nase saß so tief, dass sie die gleiche Höhe hatte wie seine Lippen.
Der andere war ein kleiner blonder süßer Kerl. Er war sehr hübsch und seine Muskeln traten deutlich unter seiner Uniform hervor. Ich spielte mit dem Gedanken, wie er sich als ein Sunnyvamp wohl eignen würde. Nachdem wir in den Flur flüchteten und die Tür hinter uns zufiel atmeten wir erleichtert aus. Der Tag begann schon wieder richtig normal.
Ich warf einen kurzen Blick in die Küche, während die anderen in das Schlafgemach traten. Der Raum war blitzblank. Nichts wies auf einen blutigen Vorfall hin. Das war gut, falls die Beamten den Versuch unternahmen, sich in diesem Haus umzusehen.
Ich drehte mich um und schloss die Küchentür. Stimmen drangen aus unserem Schlafraum. Tiefe und helle. Eine unsichere Stimme, die ich nicht kannte. Ich trat ein und blickte mich interessiert um. Zwei neue Matratzen hatten sich den unseren angeschlossen, auf denen die neuen Sunnyvamps saßen. Nachdem sie ihre Motorradanzüge nicht mehr an hatten, konnte man die dünnen Gestalten der beiden erkennen. Nein, sie waren nicht dünn. Sie waren richtig dürr. Im Gesicht des blonden Kerls konnte man die Wangenknochen ausmachen, die das kantige Kinn zur Geltung brachten.
Die Frau hatte seine Hand in die ihre genommen und drückte sie fest. Ihre Blicke waren auf Maik gerichtet, der ihnen das neue Leben erklärte. Selbst Maik war blass und hatte Schatten unter seinen Augen. Was war ...?
Oh, nein. Auch sie hatten meine Panik zu spüren bekommen. Schuldgefühle fingen an mich zu plagen. Warum mussten die Neuen immer gleich die Gefahr spüren, in der ich mich befand? Susan hatte ja auch keinen guten Start gehabt.
Widerstrebend ging ich an Maiks Seite und setzte mich neben ihn. Eine Anführerin musste jeden Neuen begrüßen, egal ob sie zimperlich wirkten oder richtige Riesen waren.
"Hallo. Und wie geht es euch bisher?"
Ich lächelte sie an und sie versuchten mir es gleich zumachen. Leider misslang es ihnen. Wenigstens waren sie höflich.
"Wie heißt ihr?"
Als die braunhaarige Frau, den Mund öffnete um mir zu antworten, war ich richtig verwundert. Eigentlich hätte ich gedacht, dass sie sich vor Angst in das Hemd des Kerls verkriechen würde.
"Mein Name ist Barbara, aber auch Barb genannt. Das hier ist Tom. Mein Verlobter. Zumindest hoffe ich, dass er das noch immer ist. Sind wir ... Sind wir jetzt echte Vampire? Oder will der uns einen Bären aufbinden?"
Ich prustete los und klopfte belustigt auf Maiks Schulter. Der Vampir schien beleidigt zu sein. Lil tauchte neben mir auf und lehnte sich an mich. Ihr Gesicht strahlte vor Freude und Interesse.
"Jep. Ihr seid richtige Sunnyvamps. Habt ihr eure Augen schon gesehen. Richtig toll, nicht wahr?"
Barbara wandte den Kopf meiner Schwester zu und blickte sie neugierig an. Hatte ich da nicht einen kleinen gierigen Funken entdeckt? Doch Barb überspielte ihre Gefühle und ihre Spannung löste sich, als sie Lil musterte. Da ein Menschenkind unter uns war, konnte ihnen auch nichts passieren. Das war ganz bestimmt ihr Gedanke. Auch Tom grinste Lil an und er lockerte seine Muskeln ein wenig.
"Nein, ich hab mich noch nicht gesehen. Aber sind sie so wie die von Tom?"
Liliana sprang vor Freude auf und ab und verscheuchte damit Maik, der belustigt schnaubend aufstand und zu Eddi hinüber schlenderte, der sich mit Frank unterhielt.
"Oh, ja. Ihr seht beide richtig hübsch aus."
Tom beugte sich zu ihr vor und flüsterte:
"Hab ich ihr auch schon gesagt."
"Echt, leider war ich da noch viel zu verwirrt."
Spielerisch rammte sie ihrem etwa 18-jährigen Freund den Ellenbogen in die Rippen und fragte gleichzeitig Lil, ob sie wirklich hübsch aussehe. Lil nickte eifrig, verlor aber das Interesse an den Neuen und verschwand hinter meinem Rücken. Sie lief zu Maik, der sie mit offenen Armen empfing. Ich hörte noch ihr schallendes Lachen. Isabell rollte sich von ihrer Matratze und kam zu mir herüber. Mit sorgenvollen Augen blickte sie mich an.
"Glaubst du wirklich, dass es Arianna gutgeht?", flüsterte sie so leise, dass nur ich ihre Frage hören konnte.
"Ja", sagte ich rasch, "Bei denen war sie auf keinen Fall. Jetzt nachdem ich zurückgedacht hatte, war mir aufgefallen, dass ich sie eigentlich hätte spüren müssen. Glaube mir. Ihr geht es bestimmt
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