Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
zu dem Brunnen, der aus glatten Marmor gemacht war und spritzte sich die kalte Flüssigkeit ins Gesicht.
Brrr.
Angenehm tropfte ihr das Wasser auf das T-Shirt. Warte. Sie hatte eine Idee. Eine bescheuerte und vielleicht auch verbotene. Aber welcher Mensch konnte ihr noch etwas anhaben. Niemand. Mit neuem Selbstbewusstsein schlüpfte sie aus ihren Klamotten und legte sie über eine Banklehne. Natürlich konnte jemand aus den Fenstern der Häuser blicken. Aber das war ihr jetzt egal.
Langsam stieg sie in das kalte Nass und drehte ein paar Runden, bevor sie sich komplett in das Wasser gleiten ließ. Sie tauchte ihren Kopf hinab und hielt die Augen fest zusammengepresst. Ihre Körpertemperatur wärmte das Wasser um sie herum. Arianna genoss das dumpfe Rauschen von herabfallendem Wasser. Dann riss sie plötzlich die Augen auf. Wow. Wahnsinn.
Schwimmen war früher ihr Lieblingssport gewesen. Damals hatte sie wie ein Profi geschwommen und war sogar schneller als ihre Mutter. Auch das Tauchen hatte sie geliebt, doch wenn man lange unter Wasser geblieben war, hatten die Schwimmbrillen zu schmerzen begonnen. Als wäre einer ihrer Wünsche in Erfüllung gegangen, konnte sie genauso scharf sehen, wie im Freien, an der frischen Luft. Cool.
Sie konnte den Schimmel erkennen, der sich in den Rillen am Boden sammelte und sie entdeckte ein paar rostige Flecken, wo früher einmal Rotgeld gelegen hatte.
Das Mädchen hob die Beine an und tauchte. Sie tauchte lange. Zu lange für einen Menschen und ebenso viel zu lange für einen Profitaucher. Wenn Spaziergänger ihr zugesehen hätten, würden sie denken, sie wäre vor ihren Augen ertrunken. Nicht atmen zu müssen, war genial.
Nach einiger Zeit tauchte sie wieder auf und schüttelte sich das Wasser aus dem Haar. Geschmeidig legte sie sich auf das Nass und ließ sich ruhig und ungestört treiben.
Leider verging die Zeit wie im Fluge. Aus dem Vormittag wurde Mittag, dann Nachmittag und jetzt neigte sich die Sonne dem Horizont zu. Traurig stieg das Mädchen aus dem Wasser und schüttelte sich. Sie legte sich auf das raue Gras und genoss die restlichen Sonnenstrahlen auf der nackten Haut.
Auf einmal musste Arianna schelmisch grinsen. Für so ein Verhalten hätte sie schon drei Wochen Zimmerarrest im Waisenhaus bekommen. Solche Verbote hatte sie oft bekommen, da sie etwas tun wollte, das nur größere Kinder durften. Zum Beispiel ohne zu Fragen am Computer zu sitzen. Belustigt schüttelte sie den Kopf.
Würden Sandy und die anderen sie vermissen? Zum einen wünschte es sich Arianna zum anderen wieder nicht. Sie freute sich Lil wieder zu sehen. Die Vampirin wollte die kleinere nicht so lange alleine lassen. Das Menschenmädchen hatte ihr viele Geheimnisse verraten, die sie plagten.
Lil hatte ihr erzählt, dass es schon gemein von ihrer Schwester sei, sie nicht mehr in die Schule zu bringen, wo ihre Freundinnen auf sie warteten. Doch sie konnte es verstehen und akzeptierte die Entscheidungen der Großen. Früher war ihr Wunschberuf Tierarzt gewesen, aber jetzt wollte sie einfach auch Vampirin werden, da sich dieses neue Leben nicht jeder aussuchen konnte.
Lil war niedlich tapfer und stark und sie war Ariannas erste richtige Freundin. Eine wahre Freundin. Wie eine Schwester, die sie nie hatte.
Da die Sonne verschwunden war, rappelte sich Arianna auf und streifte sich ihre Kleider wieder über den Kopf. Ihre Haut blieb nie lange nass oder feucht. Die Hitze ließ jeden einzelnen Tropfen verdunsten.
Gleich darauf machte sie sich auf den Weg, zu der Wohnung, in der sie Jace untergebracht hatte. Ihr graute es bei dem Gedanken, dort wieder hinabsteigen zu müssen. Vielleicht hatte sie ja Glück und Jace war schon wach, während sie bei ihm ankam.
Noch immer stand die geklaute Mülltonne an der Hauswand, jedoch war sie im Schatten gut versteckt. Ein kleines schlechtes Gefühl machte sich deswegen in ihrem Magen breit. Aber schön langsam fand sie Gefallen daran, Verbote zu brechen.
Sie ließ sich an der Hauswand zu Boden nieder und lugte in die zerstörte Glasscheibe. Jace öffnete genau in diesem Moment seine Augen, die das Zimmer nach der Gestalt der kleinen Vampirin absuchten. Es dauerte nicht lange und er hatte sie mit seinem Blick gefangen.
"Jace, beeile dich. Wir müssen weiter."
"Ja, ja."
Er setzte sich langsam auf und sprang darauf vom Bett.
"Hey, hast du dich eigentlich ausgeruht?"
Verlegen drehte sie ihren Kopf fort und blickte angestrengt die Tür an, die in die ...
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