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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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Luft und umhüllte mich von endlosem Grau. Ein grässlich lautes Piepsen erschallte in der sonst stillen Gegend. Doch es dauerte nicht lange und auch dieses verhallte wenige Sekunden später.
    Ich drehte mich um und blickte in die wenigen Fenster. Hinter zwei oder drei, standen Menschen mit entsetzten Blicken. Eine Frau blickte mich zuerst besorgt und anschließend bösartig an. Sie verschwand im Haus.
    Mir stand der Schock ins Gesicht geschrieben und ich konnte kaum noch klar denken. Nur eines wusste ich. Bald würde ich Gesellschaft von Polizisten und Ärzten bekommen. Darauf konnte ich verzichten, aber ich durfte jetzt nicht fortrennen. Es würde zu viel Aufmerksamkeit erregen.
    Instinktiv, aber auch neugierig, wollte ich in das zerstörte Haus, um zu sehen, wie schlimm die Verwüstung war. Mit wackeligen Beinen stand ich an der unversehrten Haustür aus Holz und drückte die Klinke hinunter. Sie war nicht verriegelt und ich schlich mich hinein.
    Der Flur war dunkel und dies drückte mir auf das Gemüt. Staub hing in der Luft. Vorsichtig knipste ich das Licht an. Zuerst geschah nichts aber dann flimmerte es plötzlich auf. Nun gut.
    Ein schwarzhaariger Mann blickte mich verdutzt an, sein Mund war geöffnet und seine Augen weit aufgerissen. Seine Haltung verriet, dass er selbst gerade in den Unfallraum gehen wollte. Bewusst schüttelte ich den Kopf. Der Ernst in meinen Augen, ließ ihn Zögern weiter zu gehen.
    Ich ging auf das rauchende Zimmer zu, und der Mann blieb hinter mir. "Warten Sie hier, bitte. Ich hole sie. Es ist so besser."
    "Wer sind sie?"
    Ich gab ihm keine Antwort.
    "Bleiben Sie hier!", sagte ich stattdessen und verschwand im Rauch. Zuerst erkannte ich nichts, sondern spürte nur die Hitze. Doch es stank stark nach geschmolzenem Plastik. Es dauerte etwa eine Minute bis ich schwache Umrisse erkannte.
    Das Auto stand fast bis zur Hälfte im Zimmer. Da ich wusste, dass es ein Auto war, erkannte ich es. Ein anderer würde glauben es wäre ein riesiger Mops, der schwitzte.
    Meine Augen wanderten weiter. Mächtige Steinbrocken waren auf dem Boden zerstreut. Ein Sofa war bis zur gegenüberliegenden Wand gestoßen worden und ein Fernseher, war unter dem Schutt begraben. Ich glaubte, dass dieser Raum ein Wohnzimmer gewesen sein musste. Holz lag in Trümmern oder zersplittert in der Ecke.
    Plötzlich roch ich es. Nicht den Rauch und auch nicht das Plastik, sondern Blut. Ich roch viel Blut. Aber auch ... Uff, noch ein bisschen mehr.
    Mein Magen fing wieder an zu knurren. Ich dachte, der Mann würde es zu Ohren bekommen und sich fragen wen er reingelassen hatte.
    Anschließend sah ich es.
    Rote Flüssigkeit trat unter einem großen Stein hervor. Eilig hob ich den Brocken hoch und warf in ein Stück beiseite. Ein kurzer Blick auf den Boden genügte und mir wurde Übel.
    Ich konnte es nicht beschreiben. Ich würde sagen, es war ein zerquetschtes Baby. 
    Der Rest, den ich noch im Magen hatte, kam hervor. Es war nicht viel und doch unangenehm. Ich wischte mir den Mund mit dem Handrücken ab, schloss die Augen und hob das Baby hoch. Ich wollte es hier nicht einfach liegen lassen.
    Federleicht lag es in meinen Armen, ebenso wie der Stein noch zuvor. Blind huschte ich aus dem Zimmer und legte es in die Arme des Mannes, ohne ein Wort zu sagen. Wie in weiter Ferne hörte ich seinen verzweifelten Schrei und sein trauriges Schluchzen. Mir brach es fast mein stilles Herz.
    Abermals trat ich in das Zimmer und taumelte zum Auto. Ich hoffte nur, es würde nicht vor meinen Augen in die Luft gehen. Die zertrümmerte Fahrertür musste ich mit einer Wucht aufbrechen. Das Geräusch von berstendem Metall verklang in der Luft.
    Schon wieder roch ich es. Der Kerl war verschmiert mit Blut. Sein Kopf war nach vorn gesackt und ich erkannte, dass er nur noch schwach atmete. Aus einer Kopfwunde rann Blut und auch von dem Arm, der zwischen seinem Körper und dem Armaturenbrett klemmte. Die Fahrerkabine war kaum mehr als solche zu erkennen und auch der Airbag hatte scheinbar nicht funktioniert. Der Kerl hatte richtiges Glück gehabt.
    Ohne es zu bemerken, fuhren sich meine Reißzähne aus. Ja, jetzt hatte ich mein Essen. Mein Verstand war noch immer nicht zu gebrauchen, nur mein Instinkt verriet mir das.
    Ich drehte den anderen Arm von ihm zu mir und biss hinein. Warmes Blut schoss mir in den Rachen und füllte plätschernd meinen Magen. Ich sollte mich schämen, die Situation so auszunutzen, aber es schmeckte mir so sehr, deshalb tat ich

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