Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird
Antwort bekommen würde.
Ich sollte mir jetzt den Kopf nicht darüber zerbrechen. Zur rechten Zeit würden wir schon einen angenehmeren Ort finden. Im Moment wollte ich mich einfach nur noch hinsetzten. Ich war kaputt und müde. Zum Schlafen kam ich noch nicht, das spürte ich, aber das Stehen würde mich an den Rand des Wahnsinns bringen.
Schon als wir die Treppe nach oben gingen wusste ich, Rose und Isabell würden schon da sein. Und nicht allein.
Wir traten in die Wohnung ein und Stimmen drangen uns aus dem Wohnzimmer entgegen. Langsam und ruhig zog ich die Sandalen aus, die mir Rose geliehen hatte, die viel zu eng waren.
Die Neugier wollte mich überwältigen, doch ich behielt die Oberhand. Vor allem durfte ich, als Anführerin, keine so bescheuerte Aufmerksamkeit erregen, die immer im Gedächtnis haften bleiben würde.
Meine Schwester machte sich darüber keinen Kopf und hüpfte johlend in das Wohnzimmer. Sofort war alles still. Eine seltsame Spannung lag in der Luft, die von zwei kindlichen Stimmen durchbrochen wurde.
Was war das?
Beherrscht blickte ich in das Zimmer und mein Atem stockte. Zehn Bernsteinaugen blickten mir entgegen und sprühten von verschiedenen Emotionen.
Zwei Augen waren ängstlich weit aufgerissen. Die restlichen grinsten mich nervös an. Rose und Isabell waren am wenigsten gerührt von meinem Auftritt. Sie lehnten sich an das Sofa und versuchten locker und cool zu bleiben, aber es funktionierte nicht vollständig. Ich wusste, sie waren wachsam. Dafür hatten sie gute Gründe.
Die Augen, die mich ängstlich anblickten, gehörten einem Mädchen. Einem richtig kleinem Mädchen. Etwa in Lils Alter. Was tat sie hier?
Verdammt.
Das Kind bemerkte meinen entsetzten Blick und wandte sich enttäuscht zu meiner Schwester. Diese zuckte mitleidig mit den Schultern. Ich wandte mich wütend an Rose und Isabell.
"Wer sind die?"
"San, das sind ... äh ... neue Sunnyvamps."
Isabell und Rose tauschten einen gespielt verwirrten Blick. Ich fauchte sie an und meine Reißzähne fuhren sich beinahe aus. Im letzten Moment hielt ich sie zurück. Aber die Wirkung war die selbe. Die Neuen zuckten zusammen und jeder blickte in eine andere Ecke. Keiner wollte mich ansehen.
"Rose. Das Mädchen. Was soll das?! Sie ist ein Kind!"
Nun fuhr auch Rose auf und funkelte mich mit wütend glitzernden Augen an.
"San, komm zur Vernunft. Ja, ich weiß, dass sie ein Kind ist. Ebenfalls kann ich verstehen was du davon hältst. Doch Arianna wäre jetzt tot, verdammt nochmal. Ein Auto hatte sie überfahren und sie hatte wahnsinniges Glück, dass wir an Ort und Stelle gewesen waren. Was ist dein Problem? Kinder machen Ärger, bringen alles durcheinander und machen Probleme. Doch auch Lil ist ein Kind. Wenn wir auf Eines achten können, dann sicher auf ein Zweites ebenfalls."
Die Wut brodelte in mir und ich spürte, wie durch einen Nebel, dass ich Sonnenlicht in mich sog. Ohne darauf zu achten. Ich trat zu der Rothaarigen und baute mich vor ihr auf. Mein Vorteil war, ich war ein ganzes Stück größer als sie.
"Das ist auch ein Problem. Ja. Aber das meinte ich nicht. Ich weiß, wir können auf sie aufpassen. Aber Rose, verstehst du nicht? Wir wissen nicht ob wir altern. Sie würde immer ein Kind bleiben. Mit dem Verstand würde sie älter werden, doch Menschen würden sie wie ein Kind behandeln und dabei wird es auch bleiben."
Ich schnaubte ihr ins Gesicht und pustete ihr dabei eine Strähne aus der Stirn.
"Glaubst du, sie will das? Es geht hier allein um Arianna. Will sie das?", fragte ich sie erschöpft.
Rose schluckte, sichtlich nervös. Ein kleiner Funke von Angst huschte in ihrem Blick.
Ich war noch immer gereizt und an irgendjemanden musste ich meine Wut auslassen. Arianna zog genau im falschen Moment an meinem Ärmel. Aggressiv fuhr ich herum und funkelte sie an.
"Ja?!"
Das Mädchen zuckte zusammen und mir tat es schon wieder leid. Sie konnte nichts dafür. Es war noch ein Kind, das mit einem Schlag in etwas Seltsames hineingeraten war. Ihre menschliche Zukunft war zerstört. Ich zwang mir ein entschuldigendes Lächeln ins Gesicht, was mir nicht sehr leicht viel.
"Äh ... San. Ich will nur sagen, dass ich schon traurig bin, mit dem Gedanken immer so klein zu bleiben. Aber ein Tod in meinem Alter, hätte mein Leben viel zu kurz gestaltet. Und sterben kann ich doch noch immer, oder nicht?"
Es wurde still im Raum. Die zwei neuen Männer, die etwa 25 und 38 Jahren sein mussten rutschten unruhig hin und her.
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