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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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zu vergewissern, dass niemand draußen war. »Ich geh rüber. Willst du mit?«
    »Was ist denn da?«
    »Nur die Mädels«, sagte sie und schlüpfte in ihre Hausschuhe.»Genevieve wird da sein und ich will alle schmutzigen Geschichten über das Wächterkomitee hören.«
    »Da gibt’s schmutzige Geschichten? Ich dachte, das sind alles Musterschüler oder so was.«
    »Ach was, jeder hat doch eine Leiche im Keller.« Sie hob eine Augenbraue und stichelte: »Nicht nur Dante.«
    »Ist dein Bruder nicht auch im Komitee? Warum fragst du den nicht einfach?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist die einzige Sache, von der er mir nichts erzählt. Offensichtlich hat er keine Ahnung von weiblicher Psychologie. Je geheimnisvoller er tut, umso mehr will ich’s wissen.«
    Die Einladung klang verlockend, aber ich versuchte immer noch zu verdauen, was sie mir über Benjamin Gallow erzählt hatte.
    »Vielleicht ein andermal. Ich bin zu kaputt.«
    Eleanor zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    Sie zog sich einen Pulli über und schlüpfte in den Flur, wo sich Rebecca und Bonnie herumdrückten. »Träum süß, Renée«, sagte sie und zog die Tür hinter sich zu.
    Unschlüssig, was ich jetzt mit mir anfangen sollte, nahm ich unser Telefon und wählte Annies Nummer. Ihre Mutter hob ab.
    »Hal… Hallo?«, sagte ich mit unsicherer Stimme. Die zwei Tage, die ich weg war, fühlten sich an wie Jahre. Ich hatte es immer als selbstverständlich hingenommen, jemand Vertrauten zum Reden zu haben, und auf einmal brachen all meine Gefühle durch – über den Verlust meiner Eltern und darüber, von meinen Freunden und meinem Leben in Kalifornien weggerissen worden zu sein.
    »Renée, bist du das?« Margeries Stimme klang wie aus einer fast vergessenen Welt.
    Ich schluckte. »Ja«, sagte ich leise. »Ist Annie da?«
    »Oh, Schatz, sie ist gerade weg. Kann sie dich zurückrufen?«
    »Klar«, sagte ich und versuchte, nicht zu enttäuscht zu klingen.
    »Ist alles in Ordnung bei dir?«, fragte sie mich, nachdem ich ihr meine Wohnheimnummer gegeben hatte.
    »Ja, es ist super«, brachte ich heraus. »Hier ist alles super.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, als ob Margerie abwog, ob sie mir glauben sollte oder nicht. »Okay. Also, ruf uns auf jeden Fall an, wenn du was brauchst. Und ich sag Annie bestimmt, dass du angerufen hast.«
    »Danke.« Ich legte auf.
    Ich dachte an all die Orte, wo Annie gerade sein konnte – am Jachthafen, im Café, bei Lauren zu Hause –, all die Orte, wo ich auch immer hingegangen war und die ich jetzt nie wiedersehen würde. Um mich abzulenken, drehte ich mich um, griff nach dem Verhaltenskodex des Gottfried und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Es hatte Dutzende von Abschnitten: Kleiderordnung, Sperrstunde, Grenzen des Schulgeländes, Freizeitaktivitäten, Kost und Logis, und Attica Falls, unter anderem. Ich blätterte zum Kapitel über die Geschichte des Gottfried und begann zu lesen.
    Das Gottfried-Institut wurde ursprünglich als Kinderspital gegründet. Die Patienten waren in zwei Gebäuden untergebracht, eines für Knaben und eines für Mädchen. Zwischen den Häusern erstreckte sich der einzig bekannteSalzsee der Ostküste. Der Gründer und ärztliche Leiter, Bertrand Gottfried, setzte die antibiotische Wirkung des Salzwassers zur Krankheitsbekämpfung ein und machte aus dem See ein Heilbad. Die Heilanstalt wurde um den See herum angelegt. Eine 4 , 5 Meter hohe Mauer schützte die Patienten sowohl vor fremden Blicken wie auch gegen die Naturgewalten der Weißen Berge …
    Obwohl ich völlig erledigt war, zwang mich etwas zum Weiterlesen. Und so endete mein erster Tag am Gottfried – mit Nachdenken über Regeln und Verbote, über den Tod und Benjamin Gallow und meine Eltern, bis ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Viertes Kapitel
    Das Erste Gesetz der Anziehungskraft
    D ie erste Schulwoche brachte nur eine Fortsetzung der seltsamen Ereignisse der letzten Wochen. Es begann in Latein.
    Das Haus Horaz, wo fast der gesamte Unterricht stattfand, hatte die Ausmaße eines kleinen viktorianischen Schlosses, mit Türmen und riesigen, eisenbeschlagenen Holztüren. Sie waren derart schwer, dass ich sie kaum aufbekam. Die Vorderseite war mit Efeu bewachsen, der sich um die dem Park zugewandten Fenster herumrankte.
    Durch die Tür betrat man einen Eingangsbereich, der mit roten Läufern ausgelegt war. Die holzgetäfelten Wände waren fleckig; Eichenbalken stützten die hohen Decken. Die Fenster wurden von

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