Dead Cat Bounce
an seinen Vater. »Creedence glaubt, dass Amelia Scrotycz einen Tipp gegeben und ihm gesagt hat, dass wir uns im Richmond Park treffen. Hältst du das für möglich?« Jonah ging davon aus, dass sein Vater von der Frage überrascht war.
Das war er aber nicht. »Ich hatte mir schon gedacht, dass es so gelaufen ist«, erwiderte er. »Der Brief an Scrotycz kam gar nicht von Helsby Cattermole.«
»Wie bitte?« Jetzt war Jonah überrascht.
»Die Bank hat keinen Brief geschickt. Wenn es einen gegeben hätte, würde mein Informant bei der Bank das wissen.«
Jonah kniff die Augen zusammen. »Dann glaubst du also, dass Amelia den Brief geschickt und darin dich für den Verlust seines Geldes verantwortlich gemacht hat?«
»Das wäre sehr gut möglich«, meinte David mit unbewegtem Gesicht. »Aber das spielt zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Rolle. Das Problem besteht darin, dass diese Informationen hier – das Zweithandy des Barons, die Tatsache, dass Clive am Sonntag gearbeitet hat, der gefälschte Brief – nur Indizien sind. Eindeutige Beweise gibt es lediglich dafür, dass ich der Schuldige bin: die Order auf meinem Konto; die Tatsache, dass ich online war, als sie eingegeben wurde, und der Umstand, dass ich schon einmal einen ähnlichen Verlust eingefahren habe.«
Hatte sein Vater sich schon damit abgefunden, dass er verloren hatte? »Das ist doch Unsinn, Dad. Die blauen Flecken auf deinem Gesicht sind ein Beweis. Wir gehen zur Polizei und zeigen ihnen alles. Dann sollen sie sich darum kümmern«, drängte er. »Vielleicht bekommen wir ja Polizeischutz.«
David fuhr mit den Fingern über die Schwellungen an seinen Augen und schüttelte den Kopf. »Scrotycz ist ein sehr wohlhabender Russe, der in London lebt. Helsby Cattermole ist eine äußerst erfolgreiche Bank. Sie haben eine Menge Macht. Sie haben gute Verbindungen. Die Polizei wird nicht riskieren wollen, jemanden zu verärgern. Sie müssten mit Samthandschuhen vorgehen, und bis sie etwas herausgefunden hätten – falls sie überhaupt etwas herausfinden würden –, ist das Ganze hier schon vorbei.«
Jonah schauderte. Das hatte er jetzt nicht hören wollen.
»Ich brauche die Transaktionsdaten des Barons«, bat David wieder. »Ich brauche handfeste Beweise, die ihn und alle, mit denen er zusammenarbeitet, belasten. Transaktionen, Bankkonten, Namen, Adressen.«
»Okay …«, erwiderte Jonah langsam, »aber warum ziehst du mich in diese Sache rein?«
David holte tief Luft. »Jonah, du bist der einzige Mensch, der in das Gebäude gelangen und diese Informationen beschaffen kann. Du kennst dich mit dem Börsenhandel aus. Du kennst dich mit Computern aus. Du kennst den Baron so gut wie kein anderer. Und ich bin sicher, dass du bald wieder ganz offiziell Zugang zum Handelssaal hast.«
»Ich weiß nicht –«
»Er glaubt, dass du ihm gehörst. Er wird keinen Verdacht schöpfen«, warf David ein.
»Ich gehöre ihm nicht«, fuhr Jonah ihn an.
David sah ihn an. »Ich sagte, er glaubt, dass du ihm gehörst, genau wie die anderen Händler im Bunker. Er hat ihre Loyalität gekauft, mit Geld und Status. Jeder, der sich nicht voll und ganz mit dem Bunker identifiziert, verschwindet nach kurzer Zeit wieder.«
Jonah musste an Jammy und Franky denken. Was den ehemaligen Assistenten des Barons anging, konnte Jonah sich keine Meinung erlauben, da er ihn nie kennengelernt hatte, doch Franky war loyal gewesen – das hatte sie ihm selbst gesagt. »Und was war mit Franky? Sie war loyal«, widersprach er ihm.
»Am Anfang vielleicht, doch ich bin mir sicher, dass der Baron nicht allzu glücklich darüber war, dass sie heiraten wollte. Das hätte nämlich bedeutet, dass sie sozusagen zwei Herren Gefolgschaft leistete.«
Jonah bekam wieder ein flaues Gefühl im Magen.
»Jonah, dein Leben ist in Gefahr«, drängte David. »Wegen dieser Sache ist bereits jemand getötet worden und der Russe hat es ernst gemeint. Das weiß ich. Ich habe solche Leute schon kennengelernt.« Er machte eine Pause und schien sich seine nächsten Worte genau zu überlegen. »Aber ich kann dich beschützen, wenn du mir die Chance dazu gibst«, sagte er dann langsam.
Beinahe hätte Jonah laut losgelacht. »Du? Du willst mich beschützen? Biff? Der Mann, der nicht zurückschlägt? Bei der Sache im Park war ich dabei, Dad. Da hast du mich auch nicht beschützt.«
David blieb ganz ruhig. »Jonah, gib mir noch fünf Minuten, dann werde ich es dir erklären. Ich hätte dir schon lange von meiner
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