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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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europäische Festland gewannen Jonah und David eine Stunde gegenüber britischer Zeit. Als sie am Flughafen Schiphol in ein Taxi stiegen und in das Stadtzentrum von Amsterdam fuhren, war es acht Uhr abends.
    Jonah war schon einmal in Amsterdam gewesen, zusammen mit dem Baron, der am Sommeranfang ein Privatflugzeug gechartert hatte, um seine Prüfungsergebnisse mit einem Mittagessen zu feiern. Der Tag war einer der heißesten des Jahres gewesen und sie hatten in einem teuren Restaurant an einer der Grachten gegessen. Es war großartig gewesen, der krönende Abschluss eines sehr erfolgreichen Schuljahres. Jonah hatte als Drittbester seines Jahrgangs abgeschlossen und einige sehr lukrative Börsengeschäfte gemacht, mit denen er sein Geld auf 426804 Pfund verdreifacht hatte. Sie hatten über die Finanzkrise gesprochen, die damals schon abzusehen gewesen war, die Gewinne, die der Baron machte, und die Bands, die auf den verschiedenen Festivals der Sommersaison spielen würden. An diesem Tag hatte Jonah beschlossen, einen Monat lang kreuz und quer durch Europa zu reisen. Nach dem Mittagessen hatten sie ihre Jacketts über die Schulter gehängt und waren bei strahlendem Sonnenschein an den Grachten entlang zum Rembrandt-Platz geschlendert, wo sie ein Taxi zurück zum Flughafen genommen hatten.
    Als er jetzt wieder in Richtung Amsterdam fuhr, starrte Jonah aus dem Taxifenster. Kurz bevor sie den Stadtrand erreichten, brach die Sonne für kurze Zeit aus der grauen Wolkendecke am Himmel hervor und er versuchte, einige der Sehenswürdigkeiten von seinem letzten Besuch wiederzuerkennen. Doch erst als sie um eine Ecke bogen und er die Prostituierten in ihren Schaufenstern sah, kam ihm etwas vertraut vor. Das hier war das Rotlichtviertel. Der Baron hatte damals darauf bestanden, dass Jonah Amsterdam nicht verlassen konnte, ohne sich hier einmal umzusehen, und er erinnerte sich noch lebhaft daran, wie er über das Kopfsteinpflaster der engen Straßen gegangen war und ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen waren.
    Hier hatte auch der denkwürdigste Teil ihres Ausflugs stattgefunden: Sie waren zufällig dem Mann begegnet, von dem der Baron gesagt hatte, er sei sein Mentor. Der Fliegende Holländer, wie der Baron ihn genannt hatte. Der Mann trug einen schweren dunklen Anzug mit Krawatte und schien im Gegensatz zu Jonah und dem Baron nicht im Geringsten unter der Hitze zu leiden.
    »Der Fliegende Holländer! Ich dachte, du darfst die Schweiz wegen dieser Steuersache nicht verlassen?«, hatte der Baron mit donnernder Stimme gerufen.
    »Wir haben uns geeinigt«, hatte der Mann ernst geantwortet. Dann hatte er Jonah angesehen. »Und wer ist der junge Mann? Du hast doch nicht etwa Nachwuchs bekommen?«
    Jonah war rot geworden, doch der Baron hatte schallend gelacht. »Nichts dergleichen. Aber wenn ich einen Sohn hätte, müsste er so sein wie er«, hatte er geantwortet, woraufhin Jonah vor Stolz fast geplatzt wäre. »Das ist Jonah Lightbody, oder iPod, wie wir ihn im Bunker nennen. Jonah, das ist der Fliegende Holländer. Mein allererster Chef.«
    Die Hand des Mannes war riesig gewesen, und als Jonah sie geschüttelt hatte, hatte er den großen Siegelring an seinem kleinen Finger gespürt.
    Sie hatten sich über die Aktienmärkte und die Finanzkrise unterhalten, und Jonah hatte überrascht festgestellt, dass der Fliegende Holländer an seiner Meinung zu diesen Themen sehr interessiert war, was ihm das Gefühl vermittelte, wichtig zu sein. Leider hatte die Begegnung mit dem Fliegenden Holländer zur Folge, dass Jonahs Tag mit dem Baron ein abruptes Ende fand. Er flog allein mit dem Privatjet nach England zurück, während die beiden Männer in ein Hotel gingen, um über alte Zeiten zu reden.
    Jetzt hielt das Taxi vor einem fensterlosen Gebäude. David wandte sich an seinen Sohn. »Tut mir leid, Jonah. Das Nuttenviertel ist kein angenehmer Ort, aber ich muss die Dokumente hier abholen. Danach gehen wir gleich ins Hotel. Ich hoffe, du bist nicht allzu schockiert.«
    Jonah hielt es für das Beste, seinem Vater nicht zu erzählen, dass er schon einmal hier gewesen war. »Ich werd’s überleben«, erwiderte er stattdessen.
    »Okay. Du bleibst hier sitzen. Es wird nicht lange dauern.« Er öffnete die Tür, stieg aus und ließ Jonah im Wagen zurück, dem fast die Augen aus dem Kopf fielen, genau wie vor zweieinhalb Monaten.
     
    Fünf Minuten später war David mit den Reisepässen, einer geladenen Waffe und Reservemunition wieder da. Die

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