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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Beinen da. In der einen Hand hielt sie ein Handy, und mit der anderen kratzte sie sich am Kopf. Sie schaute sich gerade das Video des Killers an. Überall lagen aufgeschlagene Aktenordner,
voll gekritzelte Blätter und Fotos vom Tatort herum. Allein ihr Anblick genügte, um mich schärfer zu machen, als ich mir eingestehen wollte.
    »He, du da. Wie viel Uhr ist es?«, rief sie, als sie mich hereinkommen sah.
    Ich schloss die Tür und gab ihr ein paar Begrüßungsküsse. »Zeit zum Essen, Zeit für eine Pause. Hast du Hunger?«
    »Wahnsinnigen Hunger, ehrlich gesagt. Wollen wir uns vorher das Video schnell noch ein paar Mal anschauen? Alleine fange ich bald an zu schielen.«
    Ich war froh, dass ich ihr helfen konnte, und auch nicht weiter verwundert, dass aus den »paar Mal« ein paar Dutzend Wiederholungen wurden und aus dem Abendessen im Kinkead’s ein paar Empanadas zum Mitnehmen aus dem Imbiss um die Ecke.
    Die grausigen Aufnahmen des Mordes aus dem Riverwalk waren auch nach vielen Wiederholungen kein bisschen leichter zu ertragen. Genauso wenig wie die Nennung meines Namens. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf den Killer. Vielleicht ließ sich ja irgendeine Nuance in seiner Sprache oder seinem Verhalten entdecken, irgendetwas, das bisher niemandem aufgefallen war. Ich wusste, dass es jetzt nicht um irgendwelche gewaltigen Erkenntnisse ging. Es ging darum, winzige Verbindungen herzustellen. Dass Tess Olsen eine Krimiautorin war zum Beispiel. Oder vielleicht sogar die Hallmark-Grußkarten, die mir in der Wohnung aufgefallen waren. Das Bedürfnis des Killers nach einem Publikum.
    Daher waren wir beide ziemlich verblüfft, als wir etwas Wichtiges entdeckten, etwas, das sich vielleicht als gewaltiger Fortschritt erweisen würde.

20
    Es begann als kaum wahrnehmbarer Blitz, als beinahe unterschwelliger Schatten in dem Flimmern kurz vor dem Beginn des zweiten Teils der Aufnahme. Bree und ich hatten uns so sehr auf das konzentriert, was der Killer uns sehen lassen wollte, dass wir alles andere kaum beachtet hatten.
    »Moment mal«, sagte ich.
    Ich griff nach der Fernbedienung und ließ das Band ein kleines Stückchen zurücklaufen, dann hielt ich es an.
    »Da«, sagte ich zu Bree. »Siehst du?«
    Es war fast nichts. Mehr die Ahnung eines Bildes, fast zu schnell für das menschliche Auge, ja, selbst für die Zeitlupenfunktion des Videorecorders. Ein geisterhafter Schemen. Ein Hinweis. Absichtlich hinterlegt?
    »Dieses Band war schon einmal bespielt«, sagte ich.
    Bree war bereits dabei, die Schuhe anzuziehen, schwarze, flache Schuhe Größe 42. »Kennst du vielleicht jemanden in der Cyber-Einheit drüben beim FBI?«, platzte sie heraus.
    Was die kriminaltechnische Auswertung von Videobändern anging, war die Polizei stark vom FBI abhängig. Ich kannte zwar ein paar Leute dort, aber jetzt war es schon neun Uhr abends. Das schien Bree, die aufgesprungen war und nun aufgeregt hin und her lief, jedoch nicht weiter zu beeindrucken.
    Schließlich griff sie selbst nach dem Telefon. »Ich versuch’s mal bei Wendy Timmerman. Sie hat heute Spätschicht.«
    »Wendy Timmerman hat Spätschicht? Da hat aber jemand aufgepasst.«
    Wendy war offiziell Büroleiterin des Metropolitan Police Department, fungierte gleichzeitig jedoch als Geheimwaffe für
alle diejenigen, die die Vorschriften mal ein wenig weiter auslegen wollten, ohne gleich gegen das Gesetz zu verstoßen. Sie kannte jeden, und jeder, so schien es, war ihr den einen oder anderen Gefallen schuldig.
    Dazu kam noch, dass sie keinerlei Privatleben hatte. Sie wohnte praktisch in ihrem Büro.
    Und natürlich plauderte Wendy ein paar Minuten lang mit Bree, dann rief sie zurück und nannte ihr einen Namen und eine Telefonnummer.
    »Jeffery Antrim«, sagte Bree und legte auf. »Wohnt drüben in Adams Morgan. Soll angeblich ein Genie bei so was sein. Ich schätze mal, er verdient sich zu Hause ein bisschen was dazu, aber Wendy meint, wenn wir ihm einen Sixpack mitbringen, dann lässt er uns ohne Weiteres in seine Höhle rein. Hey - lass mich nicht vergessen, dass ich Wendy ein paar Blumen schicke.«
    »Keine Angst«, erwiderte ich. »Sie meldet sich schon, wenn du ihr einen Gefallen tun kannst. Und dann geht es bestimmt um mehr als ein paar Blumen.«

21
    Wir befolgten Wendy Timmermans Rat und fuhren auf dem Weg nach Adams Morgan bei einem Kiosk vorbei. Dann tauschten wir noch ein paar heiße Küsse aus, erst im Laden, dann im Auto, um uns anschließend wieder auf den Weg zu

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