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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Da machte sich bestimmt nur jemand einen Spaß. Es würde dem Betreffenden langweilig werden, und er würde sich jemand anderen suchen. Als sie zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte, hatte sie eine neue E-Mail. Sie klickte sie an.
    Ich kann dich sehen , verkündete die Nachricht.
    Ich stand in der Haustür meines Wohnheims und betrachtete das Chaos. »Sind die Typen mit den Eimern wieder aufgekreuzt?«, fragte ich ein schlankes Mädchen mit dunklen Locken, die mir gestern Nacht Tee gemacht hatte.
    Das Mädchen mit dem Wischmopp bedachte mich mit einem knappen Lächeln. »Probleme mit der Wasserleitung«, erklärte sie. »Klingt ein bisschen urologisch, nicht wahr? Ist schon das zweite Mal in diesem Jahr. Ich fürchte, in deinem Zimmer sieht’s ein bisschen saumäßig aus. Könnte deine Leitung sein, die kaputtgegangen ist. Die vom Hausmeisterdienst sind noch da drin zugange.«
    Der Tag wurde immer besser. Ich öffnete die Tür zu meiner Bleibe und fand keine Spur von Talaith, dafür aber jede Menge Wasser auf dem Fußboden und einen Mann in meinem Schlafzimmer. Einen hochgewachsenen Mann mit dunklem Haar und freundlichen Augen.
    »Hallo, Tom«, rief ich ihm zu, ehe ich mich wieder zum Flur herumdrehte. »Sag Bescheid, wenn du den Mopp nicht mehr brauchst«, bat ich das schwarzlockige Mädchen. Dann platschte ich in mein Schlafzimmer hinüber.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen und blieb in der Tür stehen. In diesen winzigen Zimmern war wirklich kein Platz für zwei Personen, es sei denn, man wollte sich sehr nahekommen.
    Tom schaute von dem auf, was er gerade unter dem Waschbecken machte. »Frostschaden«, antwortete er. »Ist schon der vierte dieses Jahr. Wissen Sie, in den alten Gebäuden haben wir so gut wie nie Probleme. Da sind Leitungen drin, die sind dreihundert Jahre alt und funktionieren prima. Der Schrott hier in den neuen Wohnheimen hält keine fünf Minuten.«
    »Giftige Bleirohre sind wohl auch nicht mehr das, was sie mal waren«, bemerkte ich und sah mich um. Nennenswerter Schaden war nicht entstanden, nur ein feuchter, schmutziger Boden und kleine Staubhäufchen, wo Tom gebohrt hatte. Unterhalb des Waschbeckens war ein Stück Rohr ausgetauscht worden, und auch neben dem Spiegel. Ein ziemlich kompliziertes metallenes Verbindungsstück sah neu aus.
    »Ich fürchte, ich hab Ihren Spiegel angeschlagen«, meinte er und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Stelle, wo ein kleines Stückchen Spiegelglas fehlte. »Ich geb’s weiter, den kriegen Sie bestimmt ohne allzu große Schwierigkeiten ersetzt.«
    Ich dankte ihm und machte mich auf die Suche nach dem Schrank mit den Putzutensilien.
    Evis Hände zitterten, doch eigentlich fühlte sie sich besser. Sie hatte sich während der letzten Stunde nicht selbst angerufen, und sie hatte auch die E-Mail nicht an sich selbst geschickt. Was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bedeutete, dass sie keine rote Farbe in ihren Druckausgleichbehälter gekippt hatte, und das Skelett hatte sie wahrscheinlich auch nicht gekauft. Sie wurde nicht allmählich gaga, sie wurde von einem Stalker belästigt. Von jemandem, der Zugang zu ihrem Haus hatte. Gott sei Dank hatte sie die Schlösser auswechseln lassen.
    Und E-Mails konnte man zurückverfolgen. Selbst wenn sie von einem anonymen Ort wie einem Internetcafé oder einer öffentlichen Bibliothek versandt worden waren, würde das auf ihrem Computer trotzdem vermerkt sein. Sie ließ sich nicht dazu verleiten, auf die Mail zu antworten, und arbeitete weiter.
    Eine weitere E-Mail war in ihrem Postfach eingetrudelt. Prima, noch mehr Beweise. Evi klickte darauf.
    Lila macht dich blass. Versuch’s mal mit einer anderen Farbe.
    Evi stand auf und ging, so schnell sie konnte, zum Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen; es gab keine Lücken, durch die jemand hineinspähen könnte, doch sie zog sie trotzdem noch ein wenig fester zusammen. Sie brauchte gar nicht an sich herunterzuschauen auf das, was sie anhatte. Der Kaschmirpullover in der Farbe von Lavendelknospen hatte ihrer Großmutter gehört. Halt die Motten fern, und Kaschmir hält bis in alle Ewigkeit, hatte Granny gesagt. Das stimmte nicht ganz. Hier und da sah der Pullover abgetragen aus und pillte ein wenig, und sie trug ihn nur zu Hause. Sie hatte sich umgezogen, nachdem die Polizisten gegangen waren. Niemand konnte wissen, dass sie jetzt Lila trug.
    Sprünge in den längs unterteilten Fenstern waren vielleicht vor Jahrhunderten von verirrten Pfeilen verursacht

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