Dead End: Thriller (German Edition)
andere gibt, denen es genauso dreckig ging wie mir«, sagte Danielle.
»Hat Ihnen irgendjemand von diesen Seiten erzählt?«
Verständnisloser Blick.
»Haben diese Seiten Sie irgendwie gefunden? Haben Sie irgendwelche E-Mails bekommen, oder sind die Links in Ihren Suchmaschinen aufgetaucht oder so was in der Art? Woher haben Sie davon erfahren?«
»Ich hab ›Selbstmord‹ gegoogelt«, antwortete Danielle mit leicht verächtlichem Unterton. »War nicht schwer.«
»Können Sie sich erinnern, ob irgendwelche von diesen Websites sich spezifisch auf Cambridge bezogen haben?«
Wieder schüttelte Danielle den Kopf. »Soweit ich mich erinnern kann, schienen die meisten aus den Vereinigten Staaten zu sein«, sagte sie.
Leise stand Joesbury auf und ging zum Fenster. Der Garten draußen war alt und gepflegt. Selbst im Winter war er reizvoll. Gras und immergrüne Sträucher schimmerten vor Raureif. Er würde den beiden noch zehn Minuten geben, um das Ganze zu einem Abschluss zu bringen. Dann bestand immer noch die Chance auf ein Mittagessen, vielleicht auch darauf, sich über irgendetwas zu unterhalten, was nichts mit Polizeiarbeit zu tun hatte. Hatten sie das eigentlich schon einmal getan?
Drüben auf den Sofas sprachen Lacey und Danielle über den eigentlichen Vorfall, über den Morgen, an dem Danielle mit dem Fahrrad in einen nahe gelegenen Wald gefahren war, ein Seil über einen Ast geworfen und sich daran aufgehängt hatte.
»Wie sind Sie an den Ast rangekommen?«, wollte Lacey gerade wissen. »Wenn der hoch genug war, dass Sie sich daran erhängen konnten, dann muss er doch zu weit oben gewesen sein, um ihn vom Boden aus zu erreichen.«
»Das ist alles ein bisschen verschwommen«, behauptete Danielle. »Nicht mal am nächsten Tag konnte ich mich deutlich daran erinnern. Die Polizei sagt, ich hätte die Schlinge schon fertig gehabt und hätte das Seil einfach drübergeworfen.«
»Sie kennen sich bestimmt gut mit Knoten aus«, meinte Lacey. »Ich bin ja bei so was ein hoffnungsloser Fall. Kann Kreuzknoten und Palstek einfach nicht auseinanderhalten.«
Keine Antwort.
»Wie macht man eine Schlinge in ein Seil?«, erkundigte sich Lacey. »Und wie kriegt man dann das mit dem Knoten um den Hals richtig hin? Ich hätte da keinen blassen Dunst.«
Joesbury hörte auf, so zu tun, als bewundere er den Garten, und drehte sich zu den beiden Frauen um.
»Ich weiß es nicht mehr«, sagte Danielle. »Laut den Ärzten hatte ich irgendwas genommen. Ist alles total nebulös.«
»Was hatten Sie genommen?«
Ein Achselzucken. Das Gesicht der jungen Frau war starr geworden. Sie fuhr ihre Deckung hoch.
»Was haben Sie denn normalerweise genommen?«
»Gar nichts. Ich hab keine Drogen genommen.«
»Nur an dem Morgen, als Sie versucht haben, sich umzubringen?«
» DC Flint.« Joesbury trat einen Schritt vor.
Sie blickte auf, halb trotzig, halb schuldbewusst. Dann wandte sie sich mit einem ganz leichten Zucken der Lippen wieder an Danielle. »Wo sind Sie draufgestiegen?«
» DC Flint …« Joesburys Stimme wurde lauter.
»Um sich zu erhängen, muss man höher sein als der Boden, die Schlinge zuziehen und dann springen. Wo sind Sie draufgestiegen?«
»Laut dem Bericht der Kriminalpolizei hat Miss Brown auf den Pedalen ihres Fahrrades gestanden, um das Seil festzumachen«, sagte Joesbury. »Und wenn wir sie jetzt nicht wieder zurückfahren, kommt sie zu spät zur Arbeit.«
»So ein … Schwachsinn!«
Joesbury schaute rasch die Straße hinauf und hinunter und fuhr von dem kleinen Parkplatz. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Flint, sagen Sie ruhig, was Sie denken.«
»Doppelter Schwachsinn. Was war sie denn, eine Fahrradakrobatin? Sie konnte lange genug auf zwei Fahrradpedalen balancieren, um sich eine Schlinge um den Hals zu binden und das andere Ende an einem Baum festzumachen? Schwachsinn hoch drei.«
Irgendwie war es ja ganz schön, sie die Beherrschung verlieren zu sehen.
»Ja, ich hab’s kapiert«, sagte er. »Haben Sie Hunger?«
»Sie kann das nicht allein gemacht haben. Sie haben sie doch gehört, sie versteht von Knoten so viel wie ich vom Stricken. Jemand hat ihr geholfen.«
»Möglich. Ist einfacher Pubfraß okay?«
»Was zum Teufel meinen Sie mit ›möglich‹?«
»Danielle ist nicht gestorben, weil jemand sie gefunden und losgeschnitten hat«, meinte Joesbury. »Der Betreffende hat per Telefon Hilfe gerufen und sich dann verdrückt. Die Polizei hat ihn nie gefunden. Es wäre möglich, dass das Ganze ein
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