Dead End: Thriller (German Edition)
gesichtet hatte. Ein Artikel handelte davon, dass sie in ihrem ersten Studienjahr zu einer siegreichen Segelmannschaft gehört hatte. Ein Treffer verwies auf YouTube. Ohne groß etwas zu erwarten, klickte ich darauf.
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Einigermaßen neugierig geworden, tippte ich auf Google Danielle Brown und YouTube ein und drückte abermals auf Enter . Ich fand mich in einer Chatroom-Diskussion wieder, bei der es hauptsächlich um die Politik von YouTube ging, anstößiges Material zu löschen. Ganz kurz wurde auf den Fall des Videos Bezug genommen, das jemand mit einem Handy von dem Selbstmordversuch der Cambridge-Studentin Danielle Brown gemacht hatte.
Vorhin hatte Joesbury spekuliert, dass Danielles Suizid vielleicht ein makabrer Scherz gewesen sein könnte, der zu weit gegangen war. Dass die Kids, die sie losgeschnitten und Hilfe herbeigerufen hatten, ihr vielleicht überhaupt erst geholfen haben könnten, sich aufzuhängen. Hatten sie sie also gefilmt, wie sie da hing, bevor sie das Seil durchgeschnitten hatten? Rasch schickte ich Joesbury noch eine Mail, ob ihm bekannt sei, dass Danielles Selbsttötungsversuch gefilmt worden sei.
Um halb eins putzte ich mir die Zähne, schminkte mich ab und ging ins Bett. Der Schnuffelhund folgte mir in mein Zimmer, überprüfte alles gründlich mit der Nase und legte sich dann auf den Bettvorleger. Da mir bewusst wurde, dass ich eigentlich sehr froh über seine Gesellschaft war, ließ ich ihn dort bleiben.
Kurz bevor ich wegdämmerte, schrie draußen jemand. Dann folgten Gekicher, ein Aufbrüllen und rennende Schritte. Jugendliche Ausgelassenheit, nichts weiter, und ganz bestimmt nicht so etwas wie der Schrei, den ich vorhin auf Nicks Grundstück gehört hatte. Doch es bedeutete, dass der Hilfeschrei einer Frau in meinem Verstand ganz zuoberst lag, als ich einschlief.
Um kurz nach ein Uhr früh betrat Joesbury sein Büro in Scotland Yard. Er war nicht völlig überrascht, den Raum nicht leer vorzufinden. Zwei seiner Kollegen, die gegenwärtig andere Fälle bearbeiteten, waren still an ihren Schreibtischen zugange, ein dritter telefonierte. Sein Boss, DCI Pete Phillips, den alle PP nannten – allerdings nur hinter seinem Rücken –, saß in seinem verglasten Büro in der Ecke. Er blickte auf, als Joesbury sich an seinen Schreibtisch setzte, und hielt eine Hand mit gespreizten Fingern hoch. Fünf Minuten. Joesbury öffnete seinen Laptop. Vier fröhliche Pings , als E-Mails eintrudelten. Die erste von der Buchhaltung, die zweite von seinem jüngeren Bruder. Die dritte war von DC Flint. Joesbury klickte darauf und blinzelte angesichts der schieren Masse an Text verblüfft. Sie hatte die Mail erst vor vierzig Minuten geschickt, das hieß, dass sie auf kürzestem Weg in ihr Zimmer zurückgekehrt war und sofort damit angefangen hatte. Er fing an zu lesen.
Das gewöhnlichste Geräusch kann sich völlig verzerren, wenn es in einen Traum eindringt, oder jedenfalls hat man mir das gesagt. Da ich nicht zu Träumen neige, habe ich wenig Erfahrung mit solchen Dingen. Aber ich habe zum Beispiel gehört, dass sich das Klirren von behutsam auf der Türschwelle abgestellten Milchflaschen in den Träumen eines Schläfers oben im Haus in das Rasseln von Knochen verwandeln kann. Dass das leise Klappern des Briefträgers sich anhören kann, als versuche ein Troll, ins Haus einzubrechen.
Für mich war es in jener Nacht genau umgekehrt. Das Geräusch, das ich in meinem Traum hörte, war nicht bedrohlich. In gewisser Weise war es ganz angenehm, doch als ich aufwachte und es richtig hörte, wusste ich sofort, dass das keine Regentropfen waren, die ich da die Fensterscheibe hinunterkullern hörte. Es waren Fingernägel, die an dem Glas kratzten.
Ich lag da, und mein Herz schlug immer schneller, während ich mir sagte, dass das bestimmt ein Scherz sei, wieder so ein Studentenstreich. Ich brauchte mich doch bloß aufzusetzen, das Fenster zu öffnen und den Trottel von seiner Leiter zu stoßen.
Nur konnte ich mich nicht bewegen.
Auf halber Strecke von Laceys Schilderung ihrer akademischen Soiree im Landhaus dieser Flachpfeife Nick Bell war Joesburys Lächeln verschwunden. Er stand auf, ging zur Kaffeemaschine und drückte auf den Knopf für einen doppelten Espresso. Er wusste genau, dass sie ihn reizen wollte, und er wusste auch, dass ihr das bestens gelang.
»Wir haben Sie schon vor einer Stunde
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