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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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sie auch noch beschäftigen, ihnen etwas geben, woran sie sich festklammern konnten, und das, obwohl er selbst gerade innerlich starb und laufend darüber nachdachte, wie einfach er die Sache mit dem Aufschneiden seiner Pulsadern beenden konnte.
    »Wie gefällt dir der Nebel, Crycek?«, fragte Saks.
    Saks stellte diese Frage fast jede halbe Stunde. Er stichelte Crycek, wollte eine Reaktion provozieren – und die anderen auf die Palme bringen. Denn Saks hielt sich für eine Art Katalysator. Je mehr Unfrieden er stiftete, desto eher wollten Menhaus und vielleicht sogar Fabrini – Gott bewahre –, dass er selbst wieder die Führung übernahm.
    Das Verrückte war, dass Cook selbst schon überlegt hatte, die Zügel an Saks zurückzugeben. Er hatte sich gefragt, ob dieses arrogante, selbstsüchtige Arschloch womöglich ein paar gute Ideen für ihre Rettung besaß, die er den anderen aber nur verriet, wenn er die Verantwortung übernehmen durfte. Aber schließlich hatte Cook es abgewogen wie ein Mann, der überlegte, ob er sich mit einem Schälmesser kastrieren sollte – und die Idee als nicht sonderlich vernünftig verwarf.
    »Hast du mich nicht gehört, Schwachkopf?«, bohrte Saks. »Wie gefällt dir der Nebel?«
    Cook wollte schon einschreiten, aber Crycek sah Saks an und fragte: »Verglichen mit was?«
    Cook lachte.
    Saks lächelte, aber dahinter kochte es. Wer war dieser Crycek, dass er ihn so auflaufen ließ? Dass er den Unfrieden boykottierte, den er zu säen versuchte?
    »Verglichen mit Fabrinis heißem Arsch in einer kalten Nacht, du Idiot.«
    Aber das brachte ihn nicht weiter. Und man konnte fast hören, wie sich in Saks’ Gehirn die Zahnräder drehten, wie er diesen Punkt auf seiner To-Do-Liste abhakte, wie sein geistiger Bleistift kritzelte: Notiz an mich selbst: Crycek ist unempfänglich für Schwulenwitze. Anderen Ansatz probieren. Mutter und Vater beleidigen oder dreckige Witze über kleine Schwester reißen.
    Cook beobachtete, wie der Nebelvorhang sie immer dichter einschloss. So flaumig wie Baumwolle, man konnte kaum einen Meter in jede Richtung sehen. Für eine Weile hatten sich in der wachsenden Düsternis diese unheimlichen fremdartigen Monde gezeigt – Crycek hätte dabei fast ins Boot gebissen. Aber dann zog der Nebel wieder auf oder strömte herein oder was auch immer, und es wurde wieder heller. Es kam einem so vor, als überlege sich das Wetter, doch wieder schlechter zu werden, ohne sich zu einer Entscheidung durchringen zu können. Es war etwas finsterer, das wohl, aber sie konnten sich gegenseitig noch immer gut erkennen, und Cook sehnte schon beinahe die Dunkelheit herbei, um für eine Weile die Gesichter der Männer und die Enttäuschung darin nicht sehen zu müssen – und die tiefen Linien, die das Grauen in ihre Mienen gegraben hatte.
    Die Seetangdecke hingegen war definitiv dicker. Viel dicker als zuvor, was Cook verriet, dass sie sich allmählich dem Herzen des Algenmeers näherten. Von Zeit zu Zeit ließ er seine kleine Mannschaft rudern, aber das ging nie lange gut, denn Menhaus fing an, über seinen Rücken zu jammern, Saks nannte ihn ein Weichei, Fabrini schimpfte, dass die beiden die Klappe halten sollten, und Crycek wurde trübsinnig und fragte Cook, warum sie sich so beeilten. Was dort draußen auf sie warte, habe doch ohnehin unendlich viel Geduld.
    Großer Gott. Was für ein Haufen.
    »He, Crycek«, sagte Saks. »Wie stehst du zu Kannibalismus?«
    »Mann, halt endlich deine verdammte Klappe, Saks«, fuhr Fabrini ihn an. »Du gehst mir ganz entschieden auf die Eier.«
    Saks kicherte. Er wirkte zufrieden. Crycek konnte er nicht viel zusetzen, aber bei Fabrini fand er immer noch problemlos die richtigen Schalter, und das schien ihn aufzumuntern.
    »Nein, ich meine es ernst, Fuckbrini. Ich finde, wir sollten uns hinsetzen und darüber reden. Wir treiben hier vielleicht noch wochenlang – in einem Monat haben wir kein Essen und kein Wasser mehr. Was dann? Wir sollten praktisch denken, meinst du nicht auch? Irgendwann müssen wir entscheiden, wer im Kochtopf landet. Und wenn es so weit ist – wie wollen wir’s dann machen? Eine Münze werfen? Strohhalme ziehen? Abstimmen, wen wir am leichtesten entbehren können?«
    Fabrini atmete schwer, an seiner Schläfe pulsierte eine Ader. »Cook, wenn du diesen Wichser nicht sofort zum Schweigen bringst, werd ich es tun.«
    »Oh, Scheiße, Fabrini, hör auf«, kicherte Saks. »Du jagst mir eine Mordsangst ein.«
    »Hör auf, Saks«, sagte

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