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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Cook. »Sonst schmeißen wir alle zusammen deinen Arsch über Bord.«
    »Ja«, stimmte Menhaus ein. »Hör auf, so ein Arschloch zu sein.«
    Saks lachte leise. »Man muss das tun, was man am besten kann.«
    Verdammt, hörte das denn nie auf?
    Keiner von ihnen hatte sich in sonderlich guter Verfassung befunden, als sie von der Cyclops flohen. Das Entsetzen steckte ihnen allen in den Knochen. Diese Monster im Nebel und im Meer – okay, entsetzliche Biester, aber man konnte gegen sie kämpfen, und sie schienen nicht intelligent zu sein. Aber diese Spinnenfrau auf der Cyclops – das war schon ein ganz anderes Paar Schuhe, nicht wahr? Sogar jetzt, fast einen Tag nach der Flucht vor diesem Mausoleum konnte Cook sich das Geschehene noch immer nicht richtig zusammenreimen. Was war denn nun tatsächlich aus Lydia Stoddard geworden? Ein Geist? Eine Mutation? Eine krabbelnde, trippelnde Verkörperung des rohen, bebenden Wahnsinns, der die Cyclops und jeden an Bord erfasst hatte?
    Handelte es sich bei ihr um eine körperliche Manifestation oder etwas Übernatürliches? Gott, es erschütterte den Geist und dörrte die Seele aus. Aber das Erschreckendste daran, das Entsetzlichste und Verstörendste: Die Kreatur, in die sich die Frau verwandelt hatte, wirkte überaus intelligent. Sie konnte Pläne schmieden und Menschen in den Wahnsinn und den Tod treiben. Und Cook wusste nicht, wie sie sich gegen so etwas zur Wehr setzen sollten. Gegen etwas, das zu gleichen Teilen aus Wahnsinn, Ektoplasma und albtraumhafter Biologie bestand, getrieben von einem räuberischen, zerrütteten Geist.
    Nein, keinen hatten diese Erlebnisse ungerührt gelassen. Selbst Saks, da war Cook sicher, schlug die Sache auf den Magen. Er zeigte es vielleicht nicht, aber wenn man genau hinsah, konnte man sie in seinen Augen ablesen: die Angst.
    »Jetzt hört mal«, sagte Saks. »Ich will euch Blitzbirnen ja nicht beunruhigen, aber die Verpflegung ist etwas, worüber wir uns Gedanken machen müssen. Irgendwann geht sie uns aus – und dann? Was passiert dann? Was passiert, wenn einer von uns auf komische Gedanken kommt?«
    »Darum kümmerst du dich ja schon«, sagte Crycek leise.
    »Ja, sonst würde ich nicht davon reden, du Spinner.« Saks hielt die Handflächen in die Höhe, um zu zeigen, dass er nichts im Ärmel hatte. »Das ist etwas, worüber wir nachdenken müssen. Ihr alle habt Hunger, das weiß ich. Dieses beschissene Kaninchenfutter, das Cook austeilt, macht keinen satt.«
    Er hatte jetzt Menhaus’ volle Aufmerksamkeit. Man konnte die Gier nach Kalorien in seinem Blick erkennen. Menhaus war jemand, der sehr viel von Buffets und Nachschlägen hielt. Sein Magen mochte tatsächlich schrumpfen, aber in seinen Pupillen blitzte das gierige Verlangen, die Zähne in etwas Essbares zu schlagen.
    »Okay, Saks, das reicht.« Wieder einmal war Cook die einzige Stimme der Vernunft. »Wir haben alle Hunger. Ich hätte gern einen Cheeseburger oder eine Portion Spareribs, aber im Moment sehe ich hier gerade kein Restaurant. Also sei still. Und was Kannibalismus angeht – ich werde jeden erschießen, der auch nur davon redet.« Sie hörten ihm alle ganz genau zu. »Und ihr könnt mir glauben, dass ich es ernst meine.«
    Jetzt grinste selbst Saks nicht mehr. Nein, er versuchte es nun mit einem neuen Spiel. Einem, das schon sehr alt und durch ständige Wiederholung ziemlich abgenutzt war. Man konnte es jeden Tag auf Gefängnishöfen und in Fabriken beobachten, in Sitzungssälen und Kneipen: das Starren. An jedem Ort, wo Männer zusammenkamen, gab es dieses Einschüchterungsspiel. Mein Schwanz ist länger als deiner und meine Muskeln härter, also glotz mich nicht an, denn ich kann dich jederzeit fertigmachen, und das weißt du auch. Du kannst mich nicht einschüchtern, ich schüchtere dich ein. Klar, kindisch und albern, die letzte Zuflucht der Charakterschwachen. Etwas, das man eigentlich im Umkleideraum der High School zurückgelassen haben sollte, aber welcher Mann tat das schon? Cook wusste, dass Männer im Grunde schwache, ängstliche Geschöpfe waren, die durchs Leben hasteten und so ziemlich alles und jeden als Herausforderung für das kleine, baumelnde Ding zwischen ihren Beinen betrachteten. Im Zoo konnte man so ein Verhalten bei Affen- und Löwenmännchen beobachten, überall sonst auf der Welt bei ihren Brüdern auf zwei Beinen.
    Und Cook wusste auch, dass die Männer, die dieses Einschüchterungsspielchen nötig hatten, in der Regel selbst eingeschüchtert

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