DEAD SHOT
auch gekommen. Sie trug einen dunkelgrünen Pullover zu schwarzen Jeans und hatte eine kleine Pistole in dem schwarzen Lederhalfter am Gürtel. Sie musterte die Marines, die aus der Maschine sprangen. Die Männer sahen okay aus. Als sie Delara Tabrizi erblickte, musste sie unwillkürlich lächeln, da die zierliche Frau neben den schwer bewaffneten Männern des Special Operation Teams wie ein Kind aussah. Aber die junge Iranerin trat gefasst und selbstbewusst auf. Wenn man bedachte, dass diese Frau eigentlich Lehrerin war, zwei schwere Einsätze hinter sich hatte und den Tod geliebter Menschen hatte erleben müssen, war es erstaunlich, wie gut sie sich hielt.
Sybelle führte die Gruppe zu einem kleinen Büro, das sie während der Mission genutzt hatte. »Nicht dass es mir etwas ausmachte, aber die hohen Tiere machen ganz schön Wind wegen dieser nicht autorisierten Mission«, sagte sie, ließ sich hinter dem Schreibtisch in einen Stuhl fallen und legte die Füße auf den Tisch. »Wir hätten nicht genügend Unterschriften eingeholt und dieser ganze Mist.«
Kyle stellte seinen Rucksack auf den Boden. »Das soll uns nicht kümmern. Die Kritiker werden verstummen, wenn sie sehen, was wir mitgebracht haben. Aufgezeichnete Gespräche, jede Menge Unterlagen, CDs und Fotos. Außerdem sind wir Augenzeugen des Giftgaseinsatzes.«
»Können Tipp und Travis die Abschlussbesprechung allein durchführen?«
»Klar. Sie haben dasselbe gesehen wie ich. Trav hat die Kamera bedient.«
»Prima«, sagte Sybelle, »denn du und ich, wir sind eigentlich gar nicht hier.«
Kyle gab ihr recht. Er musste weiterhin unerkannt bleiben, und das war nicht einfach auf einer Militärbasis voller Marines. »Außerdem möchte ich Miss Tabrizi mitnehmen. Sie soll nicht in das Getriebe des Systems geraten. Nach der Abschlussbesprechung werden die Geheimdienstler sie an andere Instanzen weiterreichen, und dann weiß niemand, was aus ihr wird. Sie hat uns sehr geholfen. Das sind wir ihr schuldig.«
Delara bekam einen Platz angeboten und verfolgte das Gespräch aufmerksam. Die Frau war offensichtlich eine wichtige Person, da sie den Marines auf Augenhöhe begegnete. Aber sie sprachen über ihr weiteres Schicksal. »Ich kann nicht in den Iran zurückkehren!«, rief sie. »Ich will die Leute töten, die das Gift hergestellt haben!«
Sybelle lachte leise und warf Kyle einen Blick zu. »Dann nehmen wir sie mit aufs Boot und überlassen es Jeff, die Sache zu erklären. Er verfügt über jede Menge diplomatische Kontakte und kennt sich mit so etwas aus.«
»Wer ist Jeff?«, fragte Delara. »Was haben Sie mit mir vor?«
Kyle legte ihr eine Hand auf die Schulter, woraufhin die junge Frau sich beruhigte. »Jeff ist ein guter Freund von uns, und wenn er erst einmal gezaubert hat, werden Sie alles haben, was Sie brauchen. Eine neue Heimat und eine neue Zukunft. Ein neues Ich.«
Sybelle war aufgestanden. »Joe und Travis, wir lassen euch hier. Gute Arbeit, Jungs. Danke für eure Hilfe.«
»Gern geschehen, Captain«, sagte Tipp. »Jederzeit wieder.«
»Und dass ihr mir alle gut auf unsere Delara aufpasst«, rief Travis Hughes ihnen noch hinterher. »Ich habe ihr schon beigebracht, wie man Semper Fi sagt.«
Vor dem Bürogebäude stand ein Humvee bereit. Die drei stiegen ein, Sybelle saß am Steuer. »Ich konnte vorhin nicht offen sprechen, aber es gibt da noch einen anderen Grund, warum wir wieder an Bord der Vagabond sein müssen.« Sie warf kurz einen Blick über die Schulter auf Delara, die auf der Rückbank saß und die Augen geschlossen hatte. »Die Echse kommt aus Washington herüber, um uns auf der Jacht zu treffen. Du hast ein Green Light Package.«
»Ich würde gern erst ein bisschen Schlaf nachholen«, wandte Kyle ein.
»Und ich wäre gern etwas schlanker«, erwiderte Sybelle trocken. »Beides ist eher unwahrscheinlich.«
Die Echse hatte schon alles vorbereitet, als Swanson, Sybelle und Delara an Bord der Vagabond landeten. Lady Pat nahm die junge Iranerin in ihre Obhut, während Sybelle und Kyle Lieutenant Commander Freedman in Sir Jeffs Büro trafen. Neben der Echse türmte sich ein Stapel Dokumente auf. Sein Computer lief bereits und war gegen Hackerangriffe gefeit.
»Sie hören hier gleich die Stimme von Ahmad Hikmat Aseer, eines bekannten El-Kaida-Agenten. Er unterhält sich mit einem anderen El-Kaida-Führer. Das Gespräch hat die National Security Agency aufgezeichnet. Der Anrufer ist so wütend, dass er sämtliche
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