DEAD SHOT
durchzuführen. Wir müssen herausfinden, inwieweit dieser Mann involviert ist. Wie dem auch sei, scheiß auf meine verdammte Karriere. Ich will endlich wissen, was dieser Bastard weiß! Wir beginnen mit der ersten Phase, während wir noch auf die Vollmacht warten. Ich übernehme die Verantwortung.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich das nicht machen will, Carolyn«, sagte Hunt leise und versuchte, seine Partnerin zu beruhigen. »Ich mache mit, solange es eine zeitlich begrenzte Aktion bleibt, die wir unter Kontrolle haben. Er hat es sich schließlich selbst eingebrockt, da er sich weigert, mit uns zu sprechen, und zwei unserer Leute in die Notfallambulanz befördert hat.«
Im Raum war es kalt. Sowohl Walker als auch Hunt trugen Windjacken, als sie zusahen, wie andere Agenten alles für die Prozedur vorbereiteten. Dem Verdächtigen, der in der kalten Luft der Klimaanlage zitterte, hatte man die Augen verbunden; sein Stuhl wurde nach hinten geneigt, und unterhalb seines Kopfes stellte man ein großes verzinktes Becken. Es handelte sich zunächst nur um die erste Phase, bei der nicht gesprochen wurde.
Ein dickes Handtuch wurde ihm über das Gesicht gelegt. Walker holte ihre Stoppuhr hervor, nickte einem Agenten zu, der neben dem Stuhl stand, und drückte auf den Knopf, als der Mann den ersten Eimer ausleerte.
Kyle schlotterte bereits am ganzen Körper. Da man ihm die Augen verbunden hatte, war er auf seine anderen Sinne angewiesen, um mitzubekommen, was um ihn herum geschah. Der metallene Klang des Beckens auf dem gekachelten Boden verriet ihm, dass er es gleich mit Wasser zu tun bekommen würde. Daher atmete er bewusst ruhig und langsam ein und aus. Anstatt sich zu wehren, als man ihm das Handtuch übers Gesicht legte, atmete er umso tiefer durch – alles andere hätte ihn bloß wertvolle Energie und vor allem Luft gekostet. Er hörte, wie jemand einen der schweren Eimer anhob. Die Sohlen des Agenten quietschten auf dem Kachelboden, als der Mann seine Stellung änderte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wasser schwappte, als der Eimer hochgehoben wurde. Kyle holte noch einmal tief Luft und hörte das Klicken einer Stoppuhr, als fünf Gallonen Wasser in einem Guss auf das Handtuch niedergingen. Kyle verhielt sich absolut ruhig und ließ sein Gehirn als Uhr arbeiten. Nach fünfzehn Sekunden bewegte er sich absichtlich, spürte aber noch keine wirklichen Beschwerden.
Carolyn Walker hasste, was sie machte. Nur fünfzehn Sekunden waren vergangen, und der Verdächtige zappelte schon und zeigte die ersten Anzeichen von Sauerstoffmangel. Doch sie verdrängte ihre Skrupel, konzentrierte sich auf den Vorgang und signalisierte dem wartenden Agenten, einen zweiten Eimer über dem nassen Handtuch auszukippen.
Kyle stemmte sich gegen die Gurte, als die Kaskade aus Wasser sich über ihn ergoss. Das Handtuch war vollkommen durchnässt, sodass keine Luft mehr hindurchkam, auch nicht, als der Wasserfall längst vorbei war. Als er bei fünfunddreißig Sekunden angekommen war, begehrte er stärker gegen die Haltegurte auf.
Er ertrinkt unter dem Tuch . Carolyn hielt einen Finger hoch. Noch ein Eimer wurde über Swanson ausgeleert. Er wehrte sich, während die Riemen ihm in Arme und Fußknöchel schnitten. Als die Stoppuhr eine Minute anzeigte, hielt Walker die Faust hoch. Stopp. Der Agent riss das Handtuch fort, und Carolyn blickte auf den Verdächtigen, der prustend und keuchend nach Luft rang. Eine ganze Minute unter Wasser. Er sollte ruhig wissen, was ihn erwartete, wenn er sich weigerte, mit ihnen zu kooperieren. Jetzt hatte er ein bisschen Zeit, über seinen Starrsinn nachzudenken. Der Stuhl wurde wieder in die sitzende Position gestellt, damit der Mann zu Atem kam. Die anderen gingen aus dem Raum und ließen den Verdächtigen in seiner Furcht vor weiteren Maßnahmen zurück.
Kyle war klitschnass und zitterte. Er machte die Augen auf, blinzelte und kehrte zu einer normalen Atemfrequenz zurück. Nur eine Minute unter dem Handtuch? Ein Kinderspiel. Das würde jeder Surfer denken. Kalt und nass? Er dachte an sein großes Surfboard und die eiskalten Wasser an der Wedge in Newport Bay, wo er normalerweise selbst an einem warmen Tag den Neoprenanzug und Schuhe tragen musste.
Nass? Das war nichts im Vergleich zu den Augenblicken, als er über den sandpapierartigen Untergrund der kalifornischen Küste geschleift worden war, da ihn eine große Welle nach draußen gedrückt hatte. Manchmal dauerte es eine Minute oder länger,
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