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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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Vier Jahre lang haben wir nicht darüber geredet, aber heute wollen wir uns alle gemeinsam an diesen schrecklichsten aller Tage erinnern. – Toll, wirklich toll!
    Mutter saß zusammengesunken am Tisch und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Wir Haydens«, fuhr Großvater etwas ruhiger fort, »werden euch jungen Leuten ewig dankbar sein für das, was ihr gestern getan habt. Unsere Farm, unser Haus, die Sicherheit unserer Kuppel stehen immer für euch bereit. Wenn ihr gehen wollt, geht, und wenn ihr zurückkommen wollt, kommt. Aber meine Enkel nehmt ihr nicht mit hinaus in dieses mörderische Land. Das ist mein letztes Wort!«
    »Amen!«, sagte Paul böse, stieß heftig seinen Stuhl zurück und marschierte wütenden Schritts davon. Die Tür knallte.
    »Komm sofort zurück!«, rief Großvater ihm hinterher. »Heute ist der Geburtstag deiner … ach, Mist!«, brach er ab, stand auf und stapfte selbst davon. Die Tür knallte ein zweites Mal. Zurück blieb eine bedrückte Geburtstagsgesellschaft.
    »Da hab ich ja voll ins Schwarze getroffen mit meinem Geschenk«, seufzte Josie. »Und dabei wollte ich dir wirklich nur eine Freude machen, das weißt du doch, Sally, oder?«
    Sally nickte mit gesenktem Kopf. Sie konnte weder sprechen noch aufschauen. Sie konnte nur gebeugt dasitzen, die Haare als schützenden Vorhang vor dem Gesicht, und mit dem Finger die Kuchenkrümel auf ihrem Teller zu immer neuen Mustern ordnen. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie schnüffelte.
    »Ach, Mensch«, sagte Josie hilflos.
    »Tja, also«, begann Caleb, »irgendwie würde ich ja gern etwas Tröstendes sagen oder tun, aber mir fällt nichts ein. Wollen wir?«, fragte er in die Runde.
    Die anderen nickten. Sally sah es nicht, aber sie fühlte es. Jetzt würden sie gehen. Heilfroh, dieser bedrückenden Stimmung entkommen zu können, würden sie ihren Helikopter besteigen und davonsausen. Ein Wunder war in Sallys Leben geflogen und jetzt würde es wieder daraus verschwinden. Sie aber würde dableiben, auf der Farm, unter der Kuppel, bewacht von fressgierigen Monstern, bis sie alt und grau war, so alt wie Großvater, oder bis sie gefressen wurde, und sie würde nie erfahren, wie groß die Welt war.
    »Ach«, sagte Mutter, rutschte auf den freien Stuhl neben Sally und legte ihr den Arm um die Schultern. Das war zu viel, Sallys letzter Rest an Widerstandskraft brach ein, sie sank über dem Tisch zusammen, barg den Kopf in den Armen und weinte.
    »Liebe Sally«, sagte Caleb traurig. »Wein doch nicht so. Wir kommen wieder. Oder? Was meint ihr?«
    »Yeah!« Zustimmendes Gemurmel von der Crew.
    »Es ist abgemacht, hörst du, Sally?« Caleb beugte sich über sie und tätschelte ihr den Rücken. »Wir kommen zurück, bald. Wer weiß, vielleicht ändert dein Großvater seine Meinung, und dein Bruder und du, ihr dürft uns doch einmal begleiten. In Ordnung?«
    Sally nickte. Zwar war sie sich sicher, dass Großvater seine Meinung niemals ändern würde, aber es war gut zu wissen, dass der Helikopter und seine Besatzung nicht völlig aus ihrem Leben verschwinden würden. Aufschauen wollte sie trotzdem nicht, auch nicht zum Abschied. Bestimmt war ihr Gesicht verheult, niemand sollte sie so sehen, Caleb am allerwenigsten.
    So kam es, dass Sally auch dieses Mal nicht mitbekam, wie das große Tor geöffnet wurde. Sie blieb am Tisch, den Kopf in den Armen, und schluchzte, während Mutter neben ihr saß und sie streichelte. Draußen kreischte das Gestänge, erschallten die Rufe und Kommandos der Crew, die Rotoren klopften, Org sang, erneut knirschten die Scharniere, rumsten die Stangen des Tores, das Klopfen des Helikopters entfernte sich, wurde leiser und leiser. Dann war alles still.
    Mutter erhob sich und begann, den Tisch abzuräumen. Sally wusste, dass sie aufstehen und ihr helfen sollte, doch sie konnte es nicht. Es war, als sei etwas in sie hineingefahren, das ihre Glieder schwerer machte als Blei. Und ihr Herz auch. Beim Gedanken an all die gleichförmigen Tage, die von heute an bis zum Ende ihres Lebens vor ihr lagen, diese endlose Reihe von Tagen, alle erfüllt mit den gleichen Arbeiten, den immergleichen Pflichten, hätte sie schier zerbrechen können. Dabei war ihr durchaus klar, wie ungerecht sie empfand. Hätte Josie ihr nicht das Angebot gemacht, mit dem Helikopter hinauszufliegen, hätte sie diese Möglichkeit nie für sich in Betracht gezogen. Was hatte sich also verändert? Nichts, dachte sie. Und genau da liegt das Problem, nie ändert sich

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