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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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als einzige Bewacherin geblieben. Sie hockte neben Josie und sprach leise auf sie ein. Dann wurde Jarvis abgeholt, von den Männern war nun nur noch Caleb übrig. Josie, die ihrer Mutter mit allen Anzeichen des Unwillens zuhörte und dabei den Blick durch die düstere Halle schweifen ließ, fuhr plötzlich hoch.
    »Ich muss aufs Klo!«, herrschte sie Mariposa an.
    »Für wie blöd hältst du mich?«, gab die zurück.
    »Was bist du nur für eine Mutter?«, fauchte Josie. »Nicht genug, dass du mich in solch eine unmögliche Situation bringst, jetzt soll ich mir vor allen Leuten auch noch in die Hosen machen?«
    Mariposa seufzte. »Schon gut. Gehen wir eben in den Waschraum. Aber verlange nicht von mir, dass ich auch deine Freunde aufs Töpfchen führe.«
    Josie verlangte nichts dergleichen. Mariposa half ihr auf und führte sie zum Waschraum. Sally hörte, wie ihre Schritte sich entfernten, die Tür hinter ihnen zufiel. Padrino schlief, Monnia, Caleb und sie waren ohne Bewachung! Daraus musste doch etwas zu machen sein! Verzweifelt rissen die Mädchen an ihren Fesseln, drehten sich Rücken an Rücken, zerrten und zogen gegenseitig an ihren Stricken, brachen sich fast die Finger, doch es war sinnlos, ohne Messer kamen sie nicht frei!
    Da hörte Sally ein feines Geräusch, leise Füße auf Steinboden, etwas huschte heran, etwas Kleines, Flinkes, eine klebrige Hand strich ihr übers Gesicht. »Pscht«, machte jemand fast unhörbar. Sie fühlte Metall an ihren Handgelenken, eine Messerschneide! Dann das erlösende »Ratsch«, das wundervollste Geräusch der Welt, mit dem die Fesseln von ihr abfielen. Es war Carlita! Carlita war gekommen! Wortlos drückte sie Sally das Messer in die Hand, die schnitt sich die Fußfesseln durch, erlöste Monnia, und alle drei huschten zu Caleb, schnell, schnell jetzt. Drüben hustete Padrino, schmatzte, gurgelte, verlangte undeutlich nach seinen Leuten. Sie schnitten Caleb von seinem quälenden Spannstrick los. Aus dem Waschraum ertönten Stimmen: »Weich mir nicht aus! Bleib hier, hier in diesem Raum und sag mir endlich, wer mein Vater ist, sonst spreche ich nie wieder ein Wort mit dir!« Mariposas Antwort blieb unverständlich, es schien etwas wenig Zufriedenstellendes zu sein, denn Josie reagierte mit Hohn.
    Caleb kämpfte sich auf die Füße, Sally gab ihm das Messer, er konnte besser damit umgehen als sie, er zögerte, wandte sich halb zum Waschraum. Um Gottes willen, was hatte er vor? Das konnte nicht gut gehen, es blieben ihnen nur Sekunden, keine Zeit, Josie zu holen, Mariposa als Geisel zu nehmen, Padrino zu töten, was auch immer ihm durch den Kopf ging. Jeden Augenblick würden die Lordleute hereinstürmen, um die restlichen Gefangenen zu holen, nur jetzt, nur in dieser Sekunde waren Drehtür und Treppe noch frei. Sie öffnete schon den Mund, wollte etwas sagen, doch es war nicht nötig, er war zu demselben Schluss gekommen. So leise und schnell, wie es ihre tauben, geschwollenen Füße gestatteten, huschten sie zum Korridor. Gehetzt sahen sie sich um, wohin jetzt, hinunter in die Tunnels oder hinauf und auf ihr Glück vertrauen?
    »Die Schweber!«, flüsterte Sally und zeigte nach rechts. »Ganz nah bei der Treppe!«
    Caleb verstand, sie rannten zur Drehtür, pressten sich jeweils zu zweit in eine Kammer, gaben sich Schwung. Die blöde Tür quietschte, doch niemand schien darauf zu achten, die Leute waren weit entfernt, in der Mitte des Platzes, überdies war ihnen das Geräusch vertraut. Die vier hasteten die Treppe hinauf, hatten es fast schon geschafft, da kam ihnen jemand entgegen, Baldur! Einen winzigen Moment lang stand er starr vor Staunen, doch er fasste sich rasch. Seine Hand fuhr zum Pistolengurt, er öffnete den Mund, um Alarm zu geben, als Caleb eine blitzschnelle Bewegung machte. Etwas sauste durch die Luft, Baldurs Alarmschrei blieb ungehört, verwandelte sich in ein ersticktes Röcheln. Das Messer, das eben noch in Calebs Hand gewesen war, steckte im Hals des Lords. Er brach zusammen, rollte röchelnd ein paar Stufen hinab. Die Flüchtlinge wichen seinem Körper aus, eilten an ihm vorbei, im Laufen bückte sich Caleb und nahm das Messer wieder an sich. Sie erreichten die oberste Stufe, wandten sich nach rechts, rannten, ohne sich umzuschauen, einfach drauflos.
    »He!«, gellte es hinter ihnen. Sie waren entdeckt. Die Lordleute hetzten ihnen nach, Schüsse peitschten durch die Nacht, aber die Kugeln pfiffen an ihnen vorbei. Doch ihr Vorsprung verringerte sich. Die

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