Deadline 24
Padrino.
Sally wusste, dass er recht hatte. Aus dem einfachen Grund, weil sie es auch tun würde. Jeder würde es tun, jeder, der die Macht hätte, anfliegende Hybride zu verjagen, würde diese Macht einsetzen. So also sollte ihr Ende aussehen, sie hatte sich getäuscht. Nicht die Drehtür, Padrinos erster Plan kam mit leichter Variation zum Einsatz, statt Pfählen im Ödland Säule im Zentrum. Spätestens im Morgengrauen würde Josie Paul rufen, er würde kommen, die Lords würden ihn abschneiden, ihre Piloten übernähmen den Helikopter, und die ganze verfluchte Bande würde sich davonmachen, um Sallys und Monnias Familien auszulöschen. Sie aber würden als Hybridenfutter an die Säule gefesselt bleiben, außer Josie vermutlich. Das würde Mariposa wohl doch nicht zulassen. Noch ein Punkt für Josie, den sie bedenken musste, sie als Einzige hatte eine reelle Überlebenschance. Ach, Windmann, dachte Sally, wenn es dich gibt und du helfen kannst, dann tu etwas! Worauf wartest du noch?
Draußen schepperte etwas.
»Was war das?«, rief Baldur alarmiert.
»Nur der andere Scheinwerfer, Mylord«, kam die beruhigende Antwort aus dem Korridor. »Eine Windbö hat ihn umgeworfen.«
»Zieht ein Sturm auf?«
»Möglich, Mylord. Aber bis jetzt sind’s nur einzelne Böen.«
»Und wennschon«, sagte Padrino. »So wie ich den Organismus kenne, wird er Josslyns Ruf auch noch bei Windstärke zwölf vernehmen.« Er wirkte plötzlich sehr müde, sein Atem ging rasselnd, sein Oberkörper sank in sich zusammen. »Bringt mich zu meinem Lager«, verlangte er. »Ich muss ein wenig ruhen. Wenn alles bereit ist, könnt ihr mich nach draußen tragen.«
Kapitel 22
Es dauerte seine Zeit, »alles bereit« zu machen, wie Padrino sich ausgedrückt hatte. Kisten und Kästen, Lebensmittel und Getränke wurden nach draußen geschafft. Man hatte wohl vor, eine Party zu feiern, es sich gut gehen zu lassen, während man sich um die Gefangenen scharte und darauf wartete, dass Josie den Helikopter rief. Wahrscheinlich wurden schon Wetten abgeschlossen, wann es so weit wäre. Sally würde auf den Beginn der Morgendämmerung wetten. Spätestens dann, wenn der Himmel sich rosa färbte, würden ihnen allen die Nerven durchgehen, und sie würden Josie anflehen, Paul herbeizurufen, gleichgültig was danach geschah. Niemand von ihnen, wahrscheinlich niemand auf der ganzen Welt, wäre tapfer genug, sich stumm in ein solches Schicksal zu fügen, sich von Hybriden fressen zu lassen, nur um zu verhindern, dass Org den Lords in die Hände fiel. Ihre Familien könnten Sally und Monnia in keinem Fall retten, die Lords waren durchaus imstande, sie auch ohne den Helikopter zu vernichten. Und Paul? Er war verloren, so oder so. Morgen früh wäre es vorbei, und die Stunden bis dahin würden sie an die mittlere Säule gefesselt verbringen, während die Lords und ihr Gefolge um sie herum lagerten und ein Fest feierten. Es würde die mittlere Säule sein, da war sich Sally sicher. Sie stand frei, war leicht zu bewachen, der Helikopter konnte in ihrer Nähe niedergehen, und außerdem bot sie sich einfach an, so dramatisch gelegen mitten auf dem weiten Platz. Wie viel Zeit ihnen wohl noch blieb? Die Nacht musste schon weit fortgeschritten sein.
Endlich schien draußen alles gerichtet, und Sausalito war der Erste, der, immer noch gefesselt, nach oben geschleift wurde. Auf Mariposas Geheiß begleitete Baldur den Transport, um das schwierige Schleusen durch die Drehtür zu überwachen. Als Nächster sollte Jessup hinausgebracht werden, aber draußen war man auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Der Scheinwerfer, der von der Windbö umgeweht worden war, versagte. Die Leute schafften es nur mit Mühe, in der Dunkelheit Fesseln und Verschnürungen sicher anzubringen, denn die Säule war sehr dick, glatt und rutschig. Überdies nahmen die Windböen an Stärke und Häufigkeit zu, selbst unter der Erde spürte man ihr Wehen. Sie fauchten durch die Tunnels, durch das Treppenhaus, fegten um die Ecken und wirbelten Staubwolken auf, bloße Staubwolken, weder Trugnebel noch Windmann drehten sich in ihnen. Baldur erlaubte seinen Leuten, den zweiten Scheinwerfer, der noch immer die Halle erleuchtete, ins Freie zu bringen, und plötzlich war der riesige Raum sehr dunkel, nur Mariposas Stirnlampe brannte noch und ein kleines Licht neben Padrinos Lager. Der schien zu schlafen, man hörte seine rasselnden Atemzüge, die hin und wieder von Stöhnen unterbrochen wurden.
Mariposa war
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