Deadline - Rache, wem Rache gebuehrt
hat.«
Janet Quinn sagte: »Marla Amhurst Cahill ist das Bindeglied zwischen Eugenia Cahill und Rory Amhurst. Sie ist mit beiden verwandt. Genau wie Sie.«
Cissy spürte eine Eiseskälte tief in ihrer Seele.
»Und wie Ihr Sohn«, fügte Paterno hinzu, und ihr wurde noch kälter. Angst und Verzweiflung packten sie. Ihr Baby. O Gott, ihrem Baby wollte doch wohl niemand etwas antun. Ganz sicher nicht.
»Augenblick mal«, sagte sie mit belegter Stimme. Bevor jemand etwas sagen konnte, rannte sie die Treppe hinauf, indem sie immer zwei Stufen auf einmal nahm. Coco folgte ihr auf den Fersen. Im ersten Stock stürzte sie den Flur entlang zu Beejays Zimmer und stieß die einen Spaltbreit offene Tür weiter auf. Mit angstvoll klopfendem Herzen trat sie an das Kinderbett und fand ihren Sohn fest schlafend vor, mit geschlossenen Augen, den kleinen Mund halb geöffnet, während er regelmäßig atmete.
»Ach, Beejay«, flüsterte sie. Das Herz tat ihr weh. Er war wohlauf, und sie würde dafür sorgen, dass es so blieb, koste es, was es wolle. Ihre Augen brannten, sie kämpfte mit den Tränen. Dann prüfte sie, ob beide Fenster in seinem Zimmer geschlossen und doppelt verriegelt waren.
Sie durfte nicht daran denken, Beejay zu verlieren, sein Leben in Gefahr zu sehen. Sie wankte unsicher ins Bad und benetzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser, bevor sie wieder nach unten ging. »Entschuldigung«, wandte sie sich, zurück im Wohnzimmer, an die beiden Detectives, die reglos dasaßen und warteten. »Sie hatten mir solche Angst eingejagt, dass ich nachsehen musste, ob Beejay etwas fehlte.«
»Das verstehen wir.« Ach ja? Sie bezweifelte es, doch sie hörte einfach nur zu, als sie ihr erklärten, dass sie über die Einzelheiten des Mords an ihrem Onkel noch nichts Genaues sagen konnten, doch wie es aussähe, sei er vergiftet worden. Mehr wüssten sie erst, wenn die toxikologischen und die restlichen Laboruntersuchungen sowie die Autopsie abgeschlossen wären.
Cissy zitterte innerlich.
Natürlich verfuhren sie genauso mit den sterblichen Überresten ihrer Großmutter, doch sie versprachen, die Leichen so bald wie möglich freizugeben, denn sie wussten ja, dass sie die Begräbnisfeier vorbereiten musste. Sie baten sie, sich auf dem Revier zu melden, um ein computergeneriertes Phantombild der mutmaßlichen Täterin anzusehen, die mehrere Leute im Harborside gesehen hatten.
»Eine Frau?«, erkundigte sich Cissy.
»Ja, eine Frau. In den Sechzigern, vielleicht noch älter.«
»Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Sie könnte verkleidet gewesen sein; im Prinzip gehen wir sogar davon aus«, erklärte Paterno.
»Kennt man ihren Namen?«
»Mary Smith. Behauptet, Mitarbeiterin in einer ortsansässigen Kirchengemeinde zu sein, und natürlich gibt es in der fraglichen Gemeinde vier Mary Smiths und eine Mary Smythe. Wir überprüfen sie alle, aber ich schätze, der Name ist ein Alias.«
»Sie glauben, Marla war’s«, stellte Cissy tonlos fest.
Quinn schüttelte den Kopf. »Diese Mary Smith hat Rory bereits vor dem Ausbruch Ihrer Mutter besucht. Also, nein, Marla kann es nicht gewesen sein.«
Paterno sagte: »Es sei denn, sie hat sich dann als die wirkliche Mary Smith ausgegeben.«
»Aber warum?«, wollte Cissy wissen. »Mein Onkel hat niemandem etwas zuleide getan.«
»Daran arbeiten wir noch.« Paterno erhob sich. »Gibt es jemanden, der bei Ihnen bleiben kann?«
»Wirklich, ich komme zurecht.«
»Ihr Mann ist nicht zu Hause?«
»Nein«, antwortete sie und lächelte. »Noch nicht.« Wozu sich auf Einzelheiten einlassen? Sie würde Paterno vielleicht über den tatsächlichen Stand ihrer Beziehung zu Jack aufklären, wenn sie aufs Revier ging, um sich die Fotos der Verdächtigen anzusehen, wer immer diese Mary Smith auch sein mochte.
Nachdem Cissy die beiden Detectives zur Tür geleitet hatte, schloss sie hinter ihnen ab und legte den Riegel vor. Sie dachte an die Gestalt, die sie vor dem Haus gesehen, und an den Kerl, der sie vor dem Café angerempelt hatte. Waren sie in diese Mordfälle verwickelt oder nicht? Gänsehaut überzog ihre Arme; sie lief noch einmal nach oben und sah in Beejays Zimmer. Natürlich lag er in seinem Bett. Wie vorher schon. Er war innerhalb der letzten halben Stunde nicht entführt worden.
Trotzdem deckte sie ihn ordentlich zu und sprach ein stummes Gebet für seine Sicherheit. Im Erdgeschoss knurrte Coco, und zum ersten Mal, seit der Hund bei ihr untergekommen war, stellte Cissy fest, dass es gar nicht
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