Deadlock
Besatzung der >Bertha Krupnik< reden.« Wieder läutete das Telefon. Die ständigen Unterbrechungen gingen mir auf die Nerven. »Natürlich kann ich die >Bertha Krupnik< auch allein finden, Mister MacKelvy. Als Privatdetektivin dürfte es mir nicht schwer fallen, einen Frachter, der auf den Großen Seen im Einsatz ist, zu lokalisieren. Allerdings würde Ihre Hilfe die Sache erleichtern.«
MacKelvy hob die Schultern. »Ich muss mit Niels reden. Ich kann ihn beim Mittagessen fragen. Kommen Sie so gegen zwei noch mal vorbei. Okay, Clayton?«
»Wer ist Niels?«, fragte ich Phillips, während wir das Büro verließen. »Niels Grafalk. Die Grafalk-Linie gehört ihm.«
»Könnten Sie mich bis zu Ihrem Büro mitnehmen? Dort steht mein eigener Wagen.«
Seine hellen Augen irrten unruhig durch den Raum, als suche er jemanden. »Aber ja, natürlich.«
Wir waren gerade in der Eingangshalle angelangt, da ließ uns ein ohrenbetäubendes Krachen zusammenschrecken. Der Betonfußboden bebte unter mir, und dann hörte ich das Splittern von Glas und das Kreischen von Metall. Entgeistert stand die Empfangsdame auf. »Was war denn das?«
Aus den angrenzenden Räumen kamen die Leute in die Halle gelaufen: »Ein Erdbeben?« »Klingt nach einem Autounfall.« »Hat das Gebäude etwas abgekriegt?« »Das Haus stürzt ein!«
Ich begab mich zur Eingangstür. Autounfall? Möglich, allerdings müsste es sich um ein verdammt großes Auto gehandelt haben. Draußen liefen die Menschen zusammen. Sirenengeheul kam näher. Und am nördlichen Ende des Kais lag ein Frachter, dessen Bug sich in die Kaimauer gebohrt hatte. Riesige Betonbrocken hatten sich durch den Aufprall übereinander geschoben. Als ich mit der gaffenden Menge näher rückte, regneten Glasscherben von den Seiten des Frachters herab. Ein gewaltiger Kran am Rande des Kais knickte ein und fiel langsam in sich zusammen.
An der Unfallstelle kamen zwei Polizeifahrzeuge mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ich musste zur Seite springen, um einem Sanitätswagen auszuweichen, der sich hupend einen Weg durch die Menge bahnte. Ich folgte dem Fahrzeug kurz entschlossen und kam dadurch ziemlich nahe an das Wrack heran.
Der verunglückte Frachter hatte einen Kran und zwei Gabelstapler in Mitleidenschaft gezogen. Alle drei waren schrottreif. Die Polizei half dem Rettungssanitäter, einen Gabelstaplerfahrer unter dem zusammengedrückten Metallhaufen hervorzuziehen. Kein erhebender Anblick. Die Menschenmenge -Schauerleute, Fahrer, Besatzungsmitglieder - verfolgte begierig das Geschehen. Unglücksfälle eignen sich hervorragend als Gesprächsthema im Kegelklub. Ich wandte mich ab und bemerkte, dass mich ein Mann in schmutzigem weißem Overall ansah. Sein Gesicht war sonnenverbrannt, die Augen von einem intensiv leuchtenden Blau. »Was ist passiert?«, fragte ich ihn.
Er zuckte die Achseln. »Das Schiff hat den Kai gerammt. Ich vermute, sie wollten das Anlegemanöver vom Maschinenraum aus durchführen, und jemand hat auf Atolle Kraft vor-aus< geschaltet statt >Volle Kraft zurück<.« »Tut mir Leid, ich verstehe nur Bahnhof. Können Sie mir das übersetzen?« »Haben Sie keine Ahnung davon, wie ein Schiff gesteuert wird?«
Ich schüttelte den Kopf.
Er setzte zu einer Erklärung an. So viel verstand ich, dass es ein Steuerruder und zwei Hebel gab zum Manövrieren eines Schiffs und dass irgendein Unglücksrabe irrtümlich die Hebel falsch bedient haben musste. Vielleicht verhielt es sich auch ein wenig anders - meine Vorstellungskraft bei technischen Dingen ist begrenzt. Trotzdem nickte ich verständnisvoll, fragte aber: »Weshalb hat so ein kleines Versehen solche verheerenden Auswirkungen?«
»Wenn Sie mit Ihrem Wagen gegen die Kaimauer brummen würden, dann wäre von Ihnen nicht mehr viel übrig, aber am Beton sähe man kaum einen Kratzer. Ihr Wagen hat höchstens zweihundert PS und wiegt etwa eine Tonne, das Schiff dort dagegen hat stolze zwölftausend PS und ein Gewicht von ungefähr zehntausend Tonnen. Man hat sozusagen Vollgas gegeben, und was Sie hier sehen, ist das Resultat.«
Helfer hatten eine Leiter an den Bug des Frachters gelehnt. Einige Besatzungsmitglieder stiegen auf ziemlich wackligen Beinen hinunter auf den Kai. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um. Ein stattlicher Mann mit sonnengebräuntem Gesicht und prächtigem weißem Haarschopf drängte sich an mir vorbei. »Entschuldigung! Bitte lassen Sie mich durch.«
Die Polizisten, die alle Leute von den
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