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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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deinem Mund gewartet habe! >Sie nützt dich nur aus, Murray. Sie zieht dir nur die Informationen aus der Nase<, sagt meine Mutter immer. Aber tief in mir, in den verborgensten Winkeln meines Herzens, glaube ich daran, dass eines Tages meine glühende Liebe erwidert wird.«
    »Deine glühende Liebe, mein lieber Murray, gehört doch ausschließlich einer heißen Story, allenfalls noch dem Bier. Komm rüber und schau dir mit an, wie die armen alten Cubbies es mit dem erfolgreichsten aller Baseballteams aufnehmen. Als Belohnung kriegst du von mir eine Exklusivstory über die >Lucella<.« »Was weißt du darüber?«, fragte er scharf.
    »Ich war dabei, als Augenzeugin. Kann sein, dass ich sogar den Mann oder die Frau beobachtet habe, die die Unterwasser-Sprengladungen anbrachten.« »Ich werd' verrückt! Wer hat's getan? Wo hast du sie gesehen? Oben an der Schleuse? Das ist doch kein Witz?«
    »Niemals«, sagte ich tugendhaft. »Es klappt also mit uns?«
    »Ich muss unbedingt Mike Silchuck mit seiner Kamera mobil machen, damit er ein Bild von dir schießt. So, und nun das Ganze noch mal von vorn: Wieso warst du überhaupt auf der >Lucella    »Kommst du nun mit zu dem Spiel oder nicht?«
    »Na ja, wenn's sein muss. Aber es ist für mich kein reines Vergnügen, zu sehen, wie Atlanta unsere teuren Jungs massakriert.« Er erklärte sich einverstanden, um drei Viertel eins an der Tribüne auf mich zu warten. Bevor er auflegte, sagte er: »Was willst du von mir, Vic? Was soll diese aufwendige Inszenierung?« »Bis gleich, Murray.« Lachend legte ich auf.
    Vor dem Weggehen versuchte ich es noch einmal bei Phillips. Jeannine war am Apparat. Ich stellte mich als Geschäftspartnerin ihres Mannes vor und fragte, ob er zu sprechen sei. Er war nicht zu Hause, und sie wusste auch nicht, wann er zurück sein würde. Ich hatte den Eindruck, dass sie log. Hinter ihrer Arroganz verbarg sich Angst. Ich versuchte, sie ein bisschen auszuhorchen, aber es klappte nicht. Als ich sie zum Schluss fragte, um welche Zeit er das Haus verlassen hatte, legte sie auf.

20
    Entladung
    Die Braves gewannen haushoch. Aber es war ein sonniger Tag, wenngleich ein bisschen kühl, die Zuschauer gingen begeistert mit, und Murray und ich labten uns an heißen Würstchen. Das Bier ließ ich ihn allein trinken - ich mache mir nichts aus dem Zeug.
    Mike Silchuck hatte vor der Kasse ein paar Dutzend Aufnahmen von mir gemacht. Bedauerlicherweise war ich ausschließlich an Körperteilen verletzt, die ich nicht gut mitten auf der Addison Street zur Schau stellen konnte; sie mussten sich also mit meinem gefassten Gesichtsausdruck begnügen. Zunächst stellte mir Murray knappe und präzise Fragen, später gab er seine Exklusivstory telefonisch an den »Herald-Star« durch.
    Als die Braves wieder am Schlag waren und fünf Punkte machten, befragte ich Murray über Mattingly.
    »Das ist ein kleiner Gauner, Vic. Was willst du über ihn wissen?« »Wer hat ihn umgebracht?«
    Genau wie Mallory vermutete er sofort, dass Mattingly oder seine Frau beziehungsweise seine Mutter oder seine Brüder meine Auftraggeber waren. Ich tischte ihm dieselbe Geschichte wie Bobby auf.
    »Obwohl Champ ihn nicht ausstehen konnte, tat ihm die kleine Elsie Leid. Hin und wieder hat Howard ihr zwar ein paar Dollar Haushaltsgeld zugesteckt - ansonsten brauchte er jeden Cent, um seine Spielschulden abzustottern. Aber von ihr einmal abgesehen, Murray, verrat mir lieber, ob es im Zusammenhang mit seinem Tod irgendwelche Hinweise gibt.« Er schüttelte den Kopf. »Er war drei oder vier Tage verreist. Weder Elsie noch die Polizei wissen, wohin. Natürlich werden sie das Hockeyteam verhören, aber soweit mir bekannt ist, teilen die meisten Spieler die Gefühle deines Vetters.« Die Verbindung zu Bledsoe - oder besser gesagt, zu seinem Flugzeug - war demnach noch nicht publik geworden. »Trug er zufällig Wanderstiefel der Marke Arroyo in Größe zwölf?«
    Murray sah mich eigentümlich an. »Du meinst, wegen des Abdrucks in Champs Wohnung? Ich weiß nichts darüber, aber ich kann mich erkundigen.« Während der verbleibenden Spielzeit widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Geschehen auf dem Platz. Nach dem Spiel begleitete mich Murray nach Hause, in der Hoffnung auf etwas Nahrhafteres als heiße Würstchen. Ich kramte in meinem geplünderten Vorratsschrank herum und fand noch Tunfisch, tiefgekühlte Fettuccine und Oliven. Dazu ließen wir uns eine Flasche Barolo schmecken. Das Thema Kriminalität blieb

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