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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einer Frau hat der Pilot nichts gesagt.« »Darum hatte ich ihn auch ausdrücklich gebeten. Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen. Aber nachdem ich meinen Ohrring verloren habe, möchte ich doch etwas unternehmen ... Ist Cappy morgen Früh hier? Würden Sie ihn bitten, mal nach dem Ohrring Ausschau zu halten?«
    »Er kommt nur, wenn Mister Bledsoe ihn braucht.«
    »Hm. Haben Sie vielleicht seine Telefonnummer?«
    Nach längerem Hin und Her rückte der junge Mann schließlich Cappys Telefonnummer heraus. Ich dankte ihm überschwänglich und empfahl mich. Der Zweck heiligt die Mittel!
    Vor meiner Wohnung entsann ich mich der Andenken aus Champs Wohnung, die noch im Kofferraum lagen. Leider war bei dem Transport das Glas in den Bilderrahmen zerbrochen. Ich legte die Bilder auf mein Kaffeetischchen und entfernte vorsichtig die Splitter.
    Das Foto, das mich in meiner Juristenrobe zeigte, erwies sich als besonders hartnäckig. Champ hatte mehrere Pappschichten dahintergeschoben, damit es nicht verrutschte. Ich holte mir ein paar Topfhandschuhe aus der Küche und zog sie an. Und nun gelang es mir, Foto und Füllmaterial aus dem Rahmen zu lösen. Zwischen der Fotografie und dem Pappeinsatz befand sich eine dicke Schicht mehrfach gefalteten weißen Papiers. Ich faltete die Bögen auseinander und hielt zwei Blätter in den Händen. Bei dem einen handelte es sich um eine Rechnung der Grafalk-Schifffahrtslinie, ausgestellt auf die Eudora-Getreide-verschiffungsgesellschaft. Zahlungsbedingungen: 10 Tage mit 2 % Skonto, 30 Tage netto, 60 Tage zuzüglich 18 % Zinsen. Ferner war die Frachtmenge angegeben, das Verschiffungsdatum und der Ankunftstag. Auf dem zweiten Blatt waren in Champs Handschrift sechs Daten notiert, an denen Pole Star Frachtaufträge an Grafalk verloren hatte.
    Champ hatte auch die Angebote verzeichnet; in vier Fällen lagen die Preise von Pole Star niedriger. Hektisch suchte ich in der ganzen Wohnung nach meiner Tasche mit den Vertragskopien, bevor mir einfiel, dass ich sie bei Lotty gelassen hatte. Aber nicht einmal sie konnte ich morgens um drei wegen ein paar lächerlicher Papiere aus dem Schlaf holen.
    Mit einem großen Glas Scotch stellte ich mich vor mein Wohnzimmerfenster und starrte auf den nächtlichen Verkehr. Champ hatte versucht, mich anzurufen, weil er mit mir über seine Entdeckung sprechen wollte. Als ich nicht da war, steckte er die Unterlagen hinter mein Foto - und zwar nicht, damit ich sie dort finden sollte, sondern um sie vor anderen zu verbergen. Im Glauben, dass er jederzeit wieder an das Versteck käme, hatte er auch keinen Hinweis für mich hinterlassen. Der Schmerz zog mir die Brust zusammen; Champ fehlte mir sehr. Mir war nach Weinen zu Mute, aber die Tränen wollten nicht kommen. Schließlich legte ich mich ins Bett. Ich wachte immer wieder auf, und sobald ich einschlief, wurde ich von Träumen gepeinigt, in denen mir Champ aus dem kalten schwarzen Wasser die Arme entgegenstreckte und ich hilflos dabeistand. Um sieben stand ich auf. Mit dem Schlafen würde es doch nichts mehr. Ich wartete bis acht, dann rief ich Bledsoes Piloten Cappy an. Seine Frau war am Apparat; sie musste ihn aus dem Garten holen. »Mister Cappy?«, sagte ich. »Capstone. Cappy ist mein Spitzname.«
    »Ach so ... Mister Capstone, mein Name ist Warshawski. Ich bin Detektivin und führe Ermittlungen über den Tod von Howard Mattingly.« »Nie von ihm gehört.«
    »Hatten Sie ihn nicht am Freitagabend auf dem Rückflug von Sault Ste. Marie als Passagier an Bord?« »Nee. Den nicht.«
    »Leuchtend rotes Haar? Narbe auf der linken Wange? Kräftig gebaut?« Ja, könnte er gewesen sein.
    »Nun, wir glauben, dass er unter falschem Namen mitflog. In derselben Nacht wurde er tot aufgefunden. Ich versuche festzustellen, wohin er vom Flugplatz aus gegangen ist.«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass draußen in Meigs ein Wagen auf ihn gewartet hat. Er ist eingestiegen und davongefahren. Ich habe gerade Einträge ins Bordbuch gemacht und hab's nur am Rande mitbekommen.« Den Fahrer hatte er nicht gesehen, und beim Wagentyp war er sich nicht sicher. Groß - vielleicht ein Caddy oder ein Oldsmobile. »Weshalb ist der Mann mit Ihnen geflogen? Hatten Sie nicht den Auftrag, Mister Bledsoe zurückzufliegen? Aber Sie sind ja bereits gestartet, bevor die >Lucella< durch die Schleuse war.«
    »Ja, stimmt. Mister Bledsoe hat mich angerufen und mir gesagt, dass er nicht zurückfliegt. Ich sollte stattdessen diesen

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