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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Mann mitnehmen, einen Mister Oleson - das ist auch der Name, den ich ins Bordbuch eingetragen habe.« »Wann hat Bledsoe mit Ihnen telefoniert? Er war Freitag den ganzen Tag auf dem Schiff.«
    Am Donnerstagnachmittag hatte er angerufen. Nein, meinte Cappy, schwören könne er nicht, dass es sich tatsächlich um Mr Bledsoe gehandelt habe. Übrigens habe ihm Bledsoe telefonisch gerade die gleiche Frage gestellt. Nachdem er aber nur vom Eigentümer des Flugzeugs Anweisungen entgegennahm, konnte es doch sonst niemand gewesen sein, oder?
    Der Logik dieser Argumentation konnte ich nicht ganz folgen. Auf meine Frage, für wen er außerdem noch flöge, reagierte er verärgert. Seine Kundenkartei sei vertraulich.
    Während ich langsam den Hörer auflegte, fragte ich mich erneut, ob es jetzt an der Zeit sei, mein Wissen über Mattingly an Bobby Mallory weiterzugeben. Für die Polizei war es ein Leichtes festzustellen, ob jemand Freitagnacht auf dem Flugfeld war, der den Wagen identifizieren konnte. Ich streifte Champs Unterlagen auf dem Tischchen neben dem Telefon mit einem Blick. Hier lag der Schlüssel zu sämtlichen Fragen und Ungereimtheiten. Vierundzwanzig Stunden wollte ich mir noch zugestehen - dann würde ich Bobby die Dokumente zuleiten. Ich versuchte, Pole Star zu erreichen. Besetzt. Bei der Eudora verriet mir die Empfangsdame, dass Mr Phillips noch nicht eingetroffen sei. Wurde er erwartet? Soweit sie informiert sei, ja. Ich rief seine Privatnummer in Lake Bluff an. Dort erklärte mir Mrs Phillips mit gepresster Stimme, ihr Mann sei auf dem Weg zur Arbeit. Oh, dann war er letzte Nacht also doch noch heimgekommen? Bei dieser Frage legte sie auf.
    Ich machte mir Kaffee und Toast und zog mich an: Joggingschuhe, Blue Jeans, graue Bluse und Jeansjacke. Denn nun war ich wieder im Beruf. Ich trauerte meiner Smith & Wesson nach, die irgendwo auf dem Grunde der Poe-Schleuse lag.
    Bevor ich die Wohnung verließ, klingelte es. Ein Student brachte mir die gerichtliche Vorladung vom Untersuchungsrichter von Sault Ste. Marie für nächsten Montag.
    An der Ecke erstand ich für Lotty einen Strauß Iris und Chrysanthemen, und dann preschte ich im Omega zu ihrer Wohnung. Eilig stopfte ich meine Sachen in eine Plastiktüte; die Blumen stellte ich mit folgender Notiz auf den Küchentisch:
    Liebste Lotty,
    danke für die gute Betreuung. Bin einer Sache auf der Spur. Deine Schlüssel bringe ich heute oder morgen Abend vorbei.
    Vic
    Mit meinem Stapel Vertragskopien setzte ich mich an ihren Küchentisch und ging sie durch, bis ich die zur Rechnung passende fand. Es handelte sich um eine Ladung von drei Millionen Bushel Sojabohnen von Chicago nach Buffalo, verschifft am 24. Juli 1981. Der im Vertrag genannte Preis belief sich auf 0,33 Dollar pro Bushel, berechnet wurden aber 0,35 Dollar. Zwei Cent pro Bushel, multipliziert mit drei Millionen. Das machte sechzigtausend Dollar. Grafalks Angebot war bei diesem Auftrag das niedrigste gewesen, ein Konkurrent war mit 0,335 Dollar dabei, ein weiterer mit 0,34 Dollar. Grafalk hatte den Auftrag zu 0,33 Dollar pro Bushel bekommen und ihn mit 0,35 Dollar in Rechnung gestellt.
    Als noch erstaunlicher erwies sich Champs Aufstellung über die Verträge, die Pole Star verloren gegangen waren. Auf den von Janet beschafften Papieren erschien Grafalk als günstigster Anbieter - im Gegensatz zu Champs Aufzeichnungen, in denen Pole Star billiger war. Phillips hatte also entweder die Verträge falsch eingetragen, oder die Rechnungen, auf die Champ Bezug nahm, waren nicht korrekt ausgestellt.
    Langsam war es an der Zeit, diesen Hampelmännern die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich hatte es satt, jedes Mal gegen Wände zu reden, wenn ich um eine Erklärung bat. Ich steckte alle Unterlagen in meine Segeltuchtasche und machte mich auf den Weg zum Hafen.
    Inzwischen war es Mittag geworden. Die Empfangsdame bei der Eudora telefonierte gerade und nickte mir freundlich zu, während ich schnurstracks zu den Büroräumen ging. Die Vertreter legten die Telefonhörer auf, rückten die Krawatten zurecht und warteten auf die Mittagspause. In Phillips' Vorzimmer saß Lois mit ihrer hochtoupierten, gesprayten Frisur. Sie hatte sich den Hörer unters Kinn geklemmt und tat so, als sei sie mit irgendwelchen Papieren beschäftigt. Sie sprach mit jener angestrengten halblauten Stimme, mit der die Leute im Büro Privatgespräche führen.
    Ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen, blickte sie kurz auf, als ich an ihren Schreibtisch

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