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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Schritt-Tempo durch die Innenstadt Richtung Kennedy Expressway.
    Inzwischen war es etwas wärmer geworden. Unter einem leuchtend blauen Himmel streckten die Bäume entlang der Schnellstraße vorsichtig ihre blassgrünen Blättchen der Sonne entgegen. Das Gras war schon merklich dunkler als vor einer Woche. Ich begann, elisabethanische Liebeslieder zu trällern, die viel besser zu dem Wetter und dem Gesang der Vögel passten als Faures melancholische Melodien. Von dem Kennedy Expressway wechselte ich auf den Edens über, vorbei an den adretten Bungalows der nordwestlichen Vororte, wo die Leute ihre Konten nie überziehen, dann weiter zu den besseren, von Industrieparks gesäumten Vororten Lincolnwood und Skokie, über die gebührenpflichtige Tri-State-Autobahn in die feinen Wohngegenden der Superreichen im Norden.
    »Sweet lovers love the spring«, sang ich, als ich auf die Route 137 abbog, und dann ging's hinüber zur Green Bay Road und anschließend direkt zur Harbor Road. Ich fuhr am Grundstück der Phillips vorbei und parkte hinter der Südkurve auf der Straße, sodass mein Auto vom Haus aus nicht gesehen werden konnte. Der dunkelblaue Hosenanzug, den ich trug, war ein Kompromiss zwischen meinem Bedürfnis nach Bequemlichkeit und dem Wunsch, in einem Trauerhaus korrekt angezogen zu sein.
    In flottem Tempo ging ich längs des Rasens zum Haus der Familie Phillips. Als ich die Einfahrt betreten hatte, erblickte ich inmitten einer Reihe von Luxuswagen Phillips' grünen Alfa. Er war wohl am Sonntagmorgen nicht selbst zum Hafen gefahren? Oder hatte man den Wagen zurückgebracht? Ich musste mich danach erkundigen. Unter den geparkten Wagen stand auch ein silberner Audi 5000 - sieh mal an!
    Ein blasser Teenager in Designerjeans und einem ebenso teuren T-Shirt machte mir die Tür auf. Das kurz geschnittene braune Haar legte sich in Kringellöckchen um ihren Kopf. »Ja?«, fragte sie unhöflich.
    »Mein Name ist V.I. Warshawski. Ich hätte gern deine Mutter gesprochen.«
    »Glauben Sie bloß nicht, dass ich mir mit Ihrem Namen die Zunge verrenke.« Sie behielt den Türgriff in der Hand und wandte nur den Kopf.
    »Mutter!«, rief sie. »Jemand will dich sprechen! Ich gehe jetzt Rad fahren!«
    »Terri, das geht doch heute nicht!«, tönte Jeannines Stimme von innen.
    Terri stemmte die Hände in die Hüften und brüllte durch den Gang: »Paul durfte ja auch mit dem Boot rausfahren. Ich seh' nicht ein, weshalb ich mich den ganzen Tag mit dir und Oma unterhalten soll.«
    »Wirklich sehr liebenswürdig«, warf ich ein. »Liest du so was in >Cosmopolitan<, oder hast du's aus >Dallas    Sie blickte mich wütend an. »Mischen Sie sich gefälligst nicht ein! Sie ist da drin.« Sie machte eine heftige Armbewegung in Richtung Korridor und trampelte davon.
    Eine ältere Frau mit tadellos gefärbtem Haar trat in die Diele. »Du meine Güte!
    Ist Terri weg? Sie sind bestimmt eine Freundin von Jeannine. Es ist sehr nett, dass Sie vorbeikommen.« Ihre Mundpartie war schon etwas schlaff, aber die hellen Augen erinnerten mich an ihre Tochter. Sie trug ein langärmeliges Kleid in Beige, sehr geschmackvoll, wenn auch weniger kostbar als Jeannines Garderobe.
    Ich folgte ihr durch das in Hellblau gehaltene Wohnzimmer in den gemütlichen Raum auf der Rückseite des Hauses, in dem ich Jeannine eine Woche vorher interviewt hatte. »Jeannine, Liebes, hier ist Besuch für dich.«
    Jeannine saß in einem der Ohrensessel vor dem Fenster, aus dem man auf den Michigansee sah. Ihr Gesicht war sorgfältig zurechtgemacht, sodass man schlecht sagen konnte, ob der Tod ihres Mannes sie sehr getroffen hatte.
    Ihr gegenüber saß Paige Carrington - die Beine hatte sie auf den Sessel gezogen.
    Sie stellte ihre Teetasse klirrend auf ein Beistelltischchen zu ihrer Linken. Das erste Mal, dass ich bei ihr eine ungraziöse Bewegung erlebte!
    »Dachte ich mir's doch, dass der Audi draußen Ihnen gehört«, bemerkte ich. »Vic!«, zischte sie. »Das geht zu weit! Verfolgen Sie mich denn überallhin?« Im gleichen Moment sagte Jeannine: »Nein, Sie müssen wieder gehen. Ich beantworte jetzt keine Fragen. Mein - mein Mann ist gestern gestorben.« Paige wandte sich ihr zu. »Ist die auch hinter dir her?«
    »Ja. Vorige Woche war sie hier und hat mir eine Menge Fragen über mein Leben als Frau eines Managers gestellt. Und worum ging's bei dir?« »Um mein Privatleben.« Paige streifte mich mit einem müden Blick. »Ich habe Sie nicht verfolgt, Paige. Ich wollte mit Mrs

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