Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet
amerikanische Schule.
Dort gab es ein Footballfeld, einen Fußballplatz, eine Laufbahn und Leichtathletik-Anlagen, ein Hallenbad, Tennisplätze, ein Theater, Proberäume für Chor und Musiker, eine riesige Werkstatt, Küchenzeilen für den Kochunterricht und den neuesten Schnickschnack. Zu meiner Zeit wurden Kurse in fünfzehn verschiedenen Sportarten angeboten, und man konnte sich außerdem in einem Theaterkurs, einem Debattierkurs, einem Hauswirtschaftskurs, einem Chor und einer Marschkapelle, Französisch- und Deutschkursen, bei Cheerleader- und allen möglichen anderen Aktivitäten engagieren. Für jeden war etwas dabei.
Amerikanische Schulen beschränken sich nicht auf den Unterricht, sondern bieten darüber hinaus viele Möglichkeiten zu gemeinschaftlichen Aktivitäten. Das stärkt das Wir-Gefühl der Schüler ungemein. Außerdem kann jeder Schüler seine persönlichen Neigungen und Talente pflegen, und Kinder aus allen sozialen Schichten haben die Möglichkeit, ohne Extrakosten oder lange Anfahrtswege an einer Vielzahl von Freizeitaktivitäten teilzunehmen.
Trotz der vielen Vorteile des amerikanischen Schulwesens muss ich aber sagen, dass die staatlichen Universitäten in Deutschland gegenüber den amerikanischen einen großen Vorteil haben: Sie sind umsonst oder kosten nicht viel. Zwar führen mittlerweile immer mehr Hochschulen eine Semestergebühr von mehreren hundert Euro ein, aber verglichen mit den Semesterbeiträgen in den USA sind das Peanuts.
Die Studenten an amerikanischen Universitäten wären sicherlich begeistert, wenn sie im Jahr nur tausend Euro statt zwanzigtausend US-Dollar bezahlen müssten. Das US-System bietet für das finanzielle Problem folgenden Ausweg: Ein ausgeklügeltes Verfahren von leistungsbezogenen Stipendien ermöglicht es den Studenten, die sich nicht auf die Brieftasche ihrer Eltern verlassen können, ihr Studium abzuschließen.Trotzdem gilt es als normal, vom Hörsaal zu einem Nebenjob zu gehen, um sich ein Taschengeld dazuzuverdienen.
Ist die Universität dann abgeschlossen, steht sowohl den amerikanischen als auch den deutschen Absolventen der Start in die Berufswelt bevor.
Wenn das eigene Kind erst einmal an diesem Punkt angekommen ist, kann man als Mutter oder Vater nur hoffen, dass alle Erziehungskonzepte und Bildungssysteme dazu beigetragen haben, dass aus dem Nachwuchs eine aufrichtige, warmherzige Persönlichkeit geworden ist, die anderen Menschen mit Respekt und Toleranz begegnet und die es schafft, ihren eigenen Platz in der Welt zu finden.
11 ARBEIT IST DAS
HALBE LEBEN
Mein Universitätsabschluss in den USA lag schon viele Jahre zurück, und es war Zeit, meine Eingewöhnungsphase in Deutschland abzuschließen und wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Die Herausforderungen im ersten Jahr hatte ich gemeistert, ohne dabei den Verstand zu verlieren, und ich war nun für die kommende Zeit vorbereitet. Auch meine deutschen Sprachkenntnisse waren mittlerweile gut genug, um mich in meiner neuen Heimat zurechtzufinden.
Ich hatte das Glück, als freie Mitarbeiterin bei CBS einsteigen zu können, nachdem ich den Kollegen bei Newsnet, der Nachrichtenabteilung des Senders, so lange auf die Nerven gefallen war, bis sie meinem Wunsch endlich nachgaben.
Der Kontakt zu Newsnet stammte noch aus meiner Zeit als Producerin für das RTL-Nachrichtenbüro in New York. In jenen zwei Jahren hatte sich zwischen unserem kleinen Korrespondentenbüro und den CBS-Leuten eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, und wir hatten oft zusammengearbeitet. Die Nachrichtenabteilung wurde damals von einer richtigen Powerfrau geleitet, Marcy McGinnis, die später in London Nachrichtenchefin wurde und bis vor einiger Zeit sogar Vizepräsidentin von CBS News war. Nach meinem Weggang aus New York hielt ich weiterhin Kontakt zu dieser talentierten und dynamischen Frau. Ich hoffte, ihr irgendwann meine Unterstützung bei einem neuen Gemeinschaftsprojekt von CBS und RTL anbieten zu können.
Marcy und Nic Jakob, der den deutschen Privatsenderrepräsentierte, waren die Hauptinitiatoren eines europaweiten Projekts für den Austausch von Nachrichten via Satel-lit, das von Luxemburg aus gesteuert wurde. Es nannte sich ENEX, die Abkürzung von European News Exchange . Täglich lieferte ENEX die neuesten Meldungen an TV-Sender, koordiniert von einem kleinen Team in Luxemburg, das mit festen Ansprechpartnern bei den einzelnen Fernsehanstalten zusammenarbeitete. CBS und RTL waren die federführenden
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