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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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haarsträubend, dass keine Mittel für Aushilfslehrerprogramme bereitgestellt werden. Vielleicht ist mir ja etwas entgangen, aber ich dachte immer, Kinder sind unsere Zukunft. Heißt es nicht so schön: »Wer in Kinder investiert, investiert in die Gesellschaft.«? In einem, was soziale Dinge angeht, so großzügigem Land wie Deutschland, kann es doch nicht sein, dass den Kindern das Recht auf Unterricht wegen der Ausfallzeiten der Lehrer verweigert wird.
    Aber ich sehe auch Anzeichen für einen Wandel. Im Sommer 2003 sicherte die Schröder-Regierung vier Milliarden Euro zur Förderung von Ganztagsschulen und neuen Lehrmethoden für einen Zeitraum von fünf Jahren zu. Ich verfolge mit Interesse die Entwicklung in einigen Bundesländern, flächendeckend anden Schulen die Ganztagsbetreuung einzuführen. In einer Kleinstadt in unserer Gegend wurden allerdings sämtliche Pläne für den Ausbau von Ganztagsschulen wieder zurückgestellt, da das Interesse der Eltern eher verhalten war.
    Da ich mit einem einheitlichen Schulsystem groß geworden bin, kann ich nicht nachvollziehen, wieso die Regierung keinen verbindlichen Leitfaden für Ganztagsschulen erarbeiten lässt. Dieses bundeslandabhängige Stückwerk scheint die Sache nicht nur komplizierter zu machen, sondern duldet zudem, dass Kinder, je nachdem, welche Schule sie besuchen, unterschiedlich stark gefördert werden.
    Ich zog für mich das Fazit, dass ich mich nur mit großer Mühe an das deutsche Schulsystem gewöhnen würde. Auch wenn die Kinder hier eine gute Schulbildung erhalten, konnte ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, Geena auf eine deutsche Schule zu schicken. Hauptsächlich schreckten mich der zu erwartende organisatorische Albtraum und der abrupte Übergang vom Kindergarten zur ersten Klasse ab. Nach längerem Suchen verbunden mit einem Umzug fanden Peter und ich glücklicherweise eine andere Art von Schule, an der unsere Tochter in zwei Sprachen lernen kann und die Schulzeiten berechenbar sind.
    Auch die ganze Aufregung um die weiterführende Schule hätte mir zu viel Stress verursacht. Für mich war das neu, aber deutsche Eltern wissen es: Hat man die ersten drei Schuljahre des Kindes hinter sich gebracht, kündigt sich schon die nächste große Entscheidung an. In der vierten Klasse entscheidet ein Lehrer, der vielleicht mehr als dreißig Kinder in seiner Klasse betreut, mit einer verbindlichen schriftlichen Bildungsempfehlung, wie die weitere schulische und damit möglicherweise auch schon berufliche Karriere eines Kindes aussieht.
    Ich finde das geradezu unglaublich. Statt allen die Möglichkeit zu geben, ihre Talente und Fähigkeiten mit der Zeitzu entwickeln, wird bereits im Alter von etwa neun Jahren selektiert, wer wie hoch auf der Karriereleiter steigen darf. Wie viele Kinder offenbaren in diesem zarten Alter bereits ihre erlernten Fähigkeiten und Begabungen? War Einstein auch schon mit neun ein Genie?
    Doch zurück zu den Schulen. Ich weiß, auch die Schulen in den USA haben nicht alle den gleichen Standard. Manche sind besser, manche schwächer.
    Aber überall gilt das gleiche System für die Schüler: In der Regel werden sie mit fünf Jahren eingeschult und sind mit achtzehn Jahren fertig. Wenn sie nicht gerade ganz miserable Noten haben, bekommen sie bei ihrem Abschluss ein High School Diploma . Es gibt keine Abschlussprüfungen wie das Abitur, und daher haben fast alle Schüler die Möglichkeit zu studieren, wenn sie wollen. Sie können die Chancen, an einer Universität angenommen zu werden, bereits während ihrer Schulzeit verbessern, indem sie sich beispielsweise an Gemeinschaftsprojekten beteiligen oder besondere Leistungen in Sport oder Kunst bringen. Wenn ein Schüler zusätzlich gute Noten hat, hat er Aussichten auf einen Platz an einer der Elite-Universitäten wie zum Beispiel Harvard oder Yale. Diejenigen mit durchschnittlichen Noten gehen stattdessen an andere Universitäten, die aber meist auch über einen guten Bildungsstandard verfügen, wenn sie auch nicht so berühmt sind wie die sogenannten Ivy League -Unis. Selbst mit schwächeren Noten kann man immer noch an kleineren Universitäten oder den weit verbreiteten Community Colleges studieren.
    Selbst wenn ich nie auf einer deutschen Schule war, habe ich schon einige der hiesigen Schulen von innen gesehen. Mir kommen sie oft ein wenig spartanisch vor. Meine alte Highschool war nichts Besonderes, aber was ihre Ausstattung anging, war sie doch sehr typisch für eine

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