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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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ersten Umzug in Köln fanden Peter und ich anfangs lediglich zwei Lampen in der Küche. Wir zogen also in ein ziemlich dunkles und kahles Haus ein. Ich staunte, wie flink mein Mann an den herunterbaumelnden Drähten Fassungen für Glühbirnen anschloss, ohne einen einzigen Stromschlag abzubekommen. Dieses Können fand ich äußerst bewundernswert, denn in meinem Leben hatte ich noch keine Lampe angebracht.
    In den kommenden Tagen rannte ich durch Köln, um Lampen zu kaufen. Kein leichtes Unterfangen, aber dafür eines, das ins Geld geht – und ins Kreuz, wenn man fünfzehn verschieden große Kartons mit zerbrechlichem Inhalt nach Hause schleppen muss.
    Ich nahm mir vor, bei unserem nächsten Umzug die Lampen, mit Ausnahme der italienischen Designerleuchten, aus Rücksicht auf die Nachmieter hängen zu lassen. Doch in der Hektik vergaß ich, den Möbelpackern zu sagen, welche Lampen dranbleiben konnten, und so wurden wieder alle Lampen abmontiert und mitgenommen. Ich hätte es wissen müssen, aber im Nachhinein wollte ich es nicht glauben. Den Möbelpackern kann ich keinen Vorwurf machen. Sie haben nur ihren Job getan, und bei deutschen Speditionen ist es nun einmal üblich, dass alles, was an der Decke hängt, eingepackt wird. Mir war es jedoch äußerst peinlich. Die arme Familie,die nach uns einzog, musste – wie wir damals – zunächst mit nackten Drähten an der Decke klarkommen, ohne Licht.
    Außerdem hatte ich vergessen, die Möbelpacker darauf hinzuweisen, dass die zum Badezimmer passenden Seifenhalter in der Wohnung bleiben sollten. Die landeten also ebenfalls in einem Umzugskarton. So ist das halt: Was nicht niet- und nagelfest ist, wird beim Umzug eingepackt. Nichts bleibt zurück.
    So mussten unsere Nachmieter wahrscheinlich ebenfalls tagelang durch die Gegend rennen, um Lampen und Badinventar zu kaufen, und es anschließend auch selbst installieren.
    In Amerika ist es etwas einfacher umzuziehen. Wir nehmen noch nicht einmal Schränke mit. Das liegt vor allem daran, dass wir keine Schränke haben, wie man sie in Deutschland kennt, sondern Einbauschränke. Diese sind eine sehr praktische Erfindung, aber hier leider nicht sehr weit verbreitet.
    Als mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass die Deutschen alle ihre Schränke selbst kaufen und beim Umzug mitnehmen, habe ich gedacht: »So macht man einen Umzug erst richtig spannend.« Da ein Schlafzimmerschrank gewöhnlich nicht durch die Tür passt, muss er erst abgebaut und dann dort wieder aufgestellt werden, wo er hinterher stehen soll. Das ist unheimlich lästig. Handelt es sich um antike Schränke, kann man sie meist nicht auseinandernehmen und muss beim Transport höchste Sorgfalt walten lassen.
    Ich persönlich würde es mir zweimal überlegen, ob ich als Besitzer einer Schrankwand Lust auf einen Umzug hätte. Wahrscheinlich eher nicht. Ich wäre aber auch nicht in der Lage, mit dem Zollstock zu ermitteln, ob die Möbel überhaupt in die neue Wohnung passen.
    Nicht genug mit der ganzen Möbelschlepperei. In Deutschland ist es an sich schon eine Herausforderung, aus einer Wohnung oder einem Haus auszuziehen . Das bedeutet nämlicheine Menge zusätzliche Arbeit. Anders als in Amerika ge-nügt es nämlich nicht, mit dem Staubsauger, dem Glasreiniger, der Küchenrolle und dem Wischmopp das alte Heim zu putzen. Vielmehr muss die Wohnung meistens noch renoviert werden.
    Zudem ist der Mieter verpflichtet, den Teppichboden zu reinigen beziehungsweise gegebenenfalls zu ersetzen. Als ich von dieser Regelung erfuhr, erlitt ich einen leichten Schock, da Peter und ich damals kurz davor waren, aus der Wohnung in der Kölner Innenstadt auszuziehen. Glücklicherweise begnügte sich unser Vermieter damit, dass wir den Teppichboden von einem Fachmann reinigen ließen, statt einen neuen zu verlegen. Gut, dass wir keine Haustiere hatten, sonst wäre mit Sicherheit ein neuer Teppich fällig gewesen.
    In Amerika ist es normalerweise Sache des Nachmieters, das Bezugsobjekt zu renovieren. Daher haute mich diese zusätzliche Bürde fast um.
    Umzüge sind in Deutschland eine äußerst aufwändige Sa-che, und ich kann verstehen, dass die Menschen hier eher zur Sesshaftigkeit neigen. Man muss schon sehr genau kalkulieren, bevor man umzieht. Wenn Amerikaner sagen, wie mobil sie sind, und anstandslos wegen eines neuen Jobs oder einer neuen Liebe die Adresse wechseln, dann schüttelt der Deutsche nur den Kopf. Viel zu nervenaufreibend und zu teuer! Besser, man schließt einen

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