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Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet

Titel: Dear Germany - Dear Germany - Life without a top sheet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Kloeppel
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Bausparvertrag ab, spart zehn oder zwanzig Jahre, kauft sich dann ein Haus und bleibt dort bis ans Lebensende. Da weiß man wenigstens, was man hat.
    Allerdings ist es in Deutschland nicht ganz einfach, ein passendes Haus zu finden. In Amerika steht vor jedem Haus, das zu verkaufen ist, ein hübsches, kleines For Sale -Schild mit dem Namen des Maklers, und vielleicht hängt sogar eine kurze Broschüre über das Verkaufsobjekt daran. Man kann als Käufer also ganz gemütlich durch bestimmte Wohnviertel fah-ren, die einem gefallen, und sich ein passendes Objekt aussu-chen. Wendet man sich an einen Makler, weiß der genau, was die anderen Makler anzubieten haben und tauscht sich mit ihnen aus. Wer ein Haus sucht, muss also nicht zehn verschiedene Immobilienagenturen anrufen oder jeden Samstagmorgen die Immobilienanzeigen studieren. Es geht alles viel einfacher.
    Auch als Verkäufer hat man es in den USA weitaus angenehmer. Wenn sich Interessenten für eine Hausbesichtigung ankündigen, räumt man als Verkäufer das Feld und überlässt dem Makler das Feld. Meine Schwägerin wurde auf diese Art und Weise zur Expertin für familiäre Evakuierungsaktionen, denn manchmal musste sie innerhalb kürzester Zeit das Haus aufräumen, die vier Kinder und den Hund ins Auto laden und eine Stunde lang irgendwo zwischenlagern, bis die Besichtigung zu Ende war.
    In Deutschland dagegen bleibt man, wo man ist. Ich fand es immer äußerst unangenehm, als Besitzer die Interessenten selbst durchs Haus führen zu müssen. Der Makler ist selbstverständlich auch anwesend, aber schließlich kann der Hausbesitzer manche Fragen besser beantworten.
    Als Peter und ich unsere Kölner Wohnung verkauft haben, hieß es daher auch für uns: vor jedem Besichtigungstermin aufräumen und auch selbst einen gepflegten und positiven Eindruck machen. Außerdem mussten wir unser Verkaufstalent unter Beweis stellen. So manches Mal dachte ich, als ich die Fremden durch die Wohnung führte: »Tritt bloß nicht mit deinen schmutzigen Schuhen auf meinen Teppich!« Oder: »Halt dein Kind mit seinen schokoladenverschmierten Fingern von meinen weißen Wänden fern!« Natürlich verbarg ich solche Gedanken hinter einem strahlenden Lächeln. Manchmal mussten wir auch die eine oder andere Anspielung oder einen dummen Kommentar ertragen, weil wir mit unserer Einrichtung nicht den Geschmack des Interessenten getroffen hatten. Alles in allem eine Erfahrung, auf die ich lieber verzichtet hätte.
    Hat man es dann tatsächlich geschafft, ohne Rückenschäden und Stromschläge umgezogen zu sein, fehlt nur noch der kurze Gang zum Einwohnermeldeamt. Das ist für uns Amerikaner eine gänzlich unbekannte Einrichtung. Wir ziehen von Stadt zu Stadt und von Staat zu Staat, und nur das Postamt und das Finanzamt wissen von unserer Existenz. Völlig undenkbar für Deutschland, denn hier werden die Anwesenheitslisten immer ganz genau geführt. Vielleicht hält der Gesetzgeber es ja für nötig, die Spur all der Küchen zu verfolgen, die von einer Adresse zur nächsten geschleppt werden …

14  ES GEHT UM DIE WURST!
    Die deutsche Küche ist für einen Ausländer auf den ersten Blick ein Kochbuch mit sieben Siegeln. Zwischen Nordsee und Alpen scheinen die Menschen sehr an ihren germanischen Wurzeln zu hängen. Nur so kann ich mir erklären, dass zur sogenannten gutbürgerlichen Küche gewöhnungsbedürftige Dinge gehören wie Sülze, Blutwurst, roher Hering und Tatar, das man noch dazu mit rohem Eigelb vermanscht. Dabei bietet die deutsche Küche eine unglaubliche Vielfalt: dutzende Variationen von Schnitzeln, hunderte Kartoffelgerichte, und, wie es manchmal scheint, tausende Arten von Brot.
    Nicht zu vergessen das Sauerkraut, das meine Mutter bei einem ihrer Besuche für sich entdeckte. Aber nicht irgendeine herkömmliche Krautsorte! Nein, sie verliebte sich innerhalb weniger Tage unsterblich in Champagnerkraut mit Trauben. Die Zuneigung war so innig, dass sie bei ihrem letzten Besuch gleich zwölf Dosen davon kaufte, die sie in einer Extrakiste zum Flughafen schleppte. Beim Check-in stellte sie die Kiste auf das Gepäckband, und auf die Frage der Dame am Schalter, was sie denn da vorhabe, mit in die Staaten zu nehmen, antwortete sie etwas verlegen: »Das ist Champagnersauerkraut mit Trauben. Damit meine Familie und meine Freunde auch etwas deutsche Küche genießen können.«
    Die Schalterdame lächelte und sagte: »Oh, das ist süß.«
    Meine Mutter war erleichtert, dass etwas so

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