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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Drang, den völlig verzweifelten Mann zu trösten, war zu stark, Manuela konnte sich nicht zurückhalten. Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Er ließ es geschehen, zuckte nicht zurück.
    «Sie müssen sich keine Vorwürfe machen, Herr Winkelmann.»
    Er nickte und leckte sich die Tränen von den Lippen. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über die Wangen.
    «Ich heule hier vor Ihnen herum … dabei sind Sie doch aus einem ganz anderen Grund gekommen … was ist denn nun mit meinem Bruder?»
    Manuela atmete tief ein und aus.
    «Ich will es einmal so ausdrücken: Andreas sucht nach Antworten, er will wissen, was wirklich mit Kathi passiert ist. Dabei ist er aber zu weit gegangen, viel zu weit. Deswegen ist er verhaftet worden.»
    Manuela fand, dass diese oberflächliche Information reichte. Mehr würde der Mann kaum ertragen.
    «Andreas … er hat mit mir darüber gesprochen. Dass er nicht an einen Unfall oder Selbstmord glaubt. Wir glauben das ja auch nicht. Unsere Kathi war doch nicht so. Nie! Nachdenklich, manchmal auch in sich zurückgezogen, aber sie hätte sich doch nie …»
    Heiko Winkelmann brach ab, sah zu Boden und schüttelte den Kopf. Manuela wartete, bis er sich wieder gefangen hatte.
    Mit einem Ruck hob er den Kopf.
    «Ich hätte Andreas helfen sollen, nicht wahr? Das wäre doch meine Pflicht. Was bin ich denn für ein Vater, sitze hier herum und heule, und mein Bruder riskiert alles, um die Wahrheit herauszufinden. Ich hätte es auch getan, glauben Sie mir, aber Iris kostet mich alle Kraft … das bisschen, das ich noch habe.»
    Er hatte sehr schnell gesprochen, und es war klar, dass er sich dafür schämte. Manuela hätte ihm gern etwas von seinen Schuldgefühlen genommen, sie ahnte jedoch, dass ihr das nicht gelingen würde. Zumindest nicht in einem kurzen Gespräch. Vielleicht war hier eine kleine Lüge angebracht?
    «Andreas hat mir gesagt, er tut das für Kathi und für Sie. Er weiß, dass Sie sich jetzt um Ihre Frau kümmern müssen und es selbst nicht tun können. Glauben Sie mir, er kann das gut verstehen.»
    «Wirklich?»
    Manuela nickte. «Andreas und ich, wir kennen uns schon ein bisschen länger, ich helfe ihm hin und wieder bei Recherchen. Er hat oft davon gesprochen, wie froh er darüber ist, ein so gutes Verhältnis zu seinem Bruder zu haben.»
    Ein kleines Lächeln huschte über Heikos Gesicht.
    «Ja, das stimmt, wir haben nicht viel Familie, aber immerhin uns beide. Leider hatten wir in den letzten Jahren viel zu wenig Zeit füreinander. Andreas hat mehr mit Kathi unternommen als mit mir.»
    «Wie kommt das?», fragte Manuela.
    Heiko zuckte mit den Schultern. «Die beiden funken einfach auf der gleichen Wellenlänge. Kathi begeistert sich für Bücher, ich weiß, dass sie auch gern schreiben würde. Und dann das Interesse für alles, was mit der Natur zusammenhängt. Diese Berg- und Kanutouren. Ich hab für so etwas ja leider keine Zeit mehr. Aber Andreas, der hat Kathi oft mitgenommen. Die beiden verstehen sich wirklich gut … verstanden sich wirklich gut.»
    «Haben Sie denn bei Kathi in den letzten Wochen vor ihrem Tod keine Veränderungen festgestellt?»
    Heiko schüttelte den Kopf. «Glauben Sie mir, ich habe mir das Gehirn zermartert, aber da war nichts. Ist denn etwas dran an dem, was Andreas sagt? Hat er etwas herausgefunden? Wenn ja, dann müssen Sie es mir sagen.»
    Manuela nickte. «Deshalb bin ich hier. Man wird Ihre Tochter wegen begründeten Verdachts exhumieren und den Leichnam untersuchen.»
    Manuela hatte Angst gehabt, das auszusprechen, und plötzlich war sie froh, dass die labile Ehefrau dem Gespräch nicht beiwohnte.
    Auch bei Heiko war sie sich nicht sicher, wie er diese Nachricht verkraften würde. Sie rechnete mit einem Zusammenbruch, doch das passierte nicht. Stattdessen kehrte in die Augen des Mannes so etwas wie Hoffnung zurück.
    «Es stimmt also», sagte er leise, so als müsse er es vor seiner Frau verheimlichen, «Kathi hat sich nicht selbst getötet.»
    Manuela nickte. «Es sieht im Moment so aus, ja. Wir verfolgen eine heiße Spur. Mehr kann und darf ich Ihnen leider nicht sagen, aber ich fand, Sie sollten es von mir erfahren, bevor man Sie morgen über die Exhumierung in Kenntnis setzt.»
    «Danke», sagte Heiko Winkelmann. «Danke, dass Sie es mir gesagt haben. Aber Iris … meine Frau … wir müssen es ihr nicht sagen, nicht sofort, oder?»
    «Nein, müssen wir nicht.»
    «Gut.»
    Andreas’ Bruder zog die

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