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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sich einzureden, wirklich keinen Grund für ein schlechtes Gewissen zu haben. Kincaid selbst hatte sich nach dem Abendessen mit kühler Höflichkeit entschuldigt und es ihr überlassen, die Annäherungsversuche des gutmütigen Nick Deveney abzuwehren.
      Sie hatte es nicht darauf angelegt, Kincaid eifersüchtig zu machen - sie verachtete Frauen, die auf solche Taktiken zurückgriffen -, aber Deveneys Interesse und Kincaids wachsendes Unbehagen hatten sie zum Flirten gereizt. Im nüchternen Licht des neuen Tages erkannte sie, daß sie in Zukunft Nick Deveney gegenüber etwas vorsichtiger würde sein müssen. Er war ein attraktiver Mann, gewiß, aber ein Flirt mit ihm war das letzte, wonach ihr gerade jetzt der Sinn stand. Und Kincaid - sie wollte lieber nicht zu genau wissen, warum es ihr Spaß gemacht hatte, ihn schmoren zu lassen.
      Während jetzt die ländlichen Gegenden Surreys allmählich in die Vorortlandschaft Londons übergingen, dachte sie über Alastair Gilbert nach, der diesen Zug jeden Morgen genommen hatte. Sie stellte ihn sich vor, wie er auf dem Platz gesessen hatte, auf dem jetzt sie selbst saß, und, die Aktentasche fest auf seinen Knien, mit wachsamem Blick die Welt rund um ihn herum beobachtet hatte. Woran hatte er gedacht, während der Zug Meile um Meile zurückgelegt hatte? Oder hatte er vielleicht gar nicht nachgedacht, sondern sich in die Times vergraben? War irgendeinem unter den anderen Fahrgästen seine Abwesenheit aufgefallen? Hatte sich jemand Gedanken darüber gemacht, was aus dem kleinen, adretten Mann geworden war? Die Augen fielen ihr zu, und erst das Quietschen der Bremsen bei der Ankunft am Victoria-Bahnhof riß sie aus ihrem Nickerchen.
      Auf dem Weg durch die Victoria Street zum Buckingham-Tor ließ sie sich Zeit und genoß den dünnen Sonnenschein, der auf die Regengüsse des vergangenen Abends gefolgt war. Als sie in den Broadway einbog, wurde ihr überrascht bewußt, daß der Anblick des Yard ihr richtig guttat. Ausnahmsweise hatte der nüchterne Bau etwas beinahe Behagliches für sie, und es war ein angenehmes Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
      Nachdem sie Chief Superintendent Childs kurz berichtet hatte, belegte sie Kincaids Büro mit Beschlag, fand es jedoch nicht halb so befriedigend wie sonst. Aber immerhin hatte sie hier die Ruhe, die sie brauchte, um ihre Pläne für den Tag zu machen, und bald hatte sie einen Termin mit Commander Gilberts rechter Hand, Chief Inspector David Ogilvie, verabredet und war auf dem Weg zum Präsidium in Notting Dale.
      Sie kannte Ogilvie noch aus ihrer Zeit in Notting Hill, bevor er wie Gilbert ans Präsidium versetzt worden war. Er war damals Inspector gewesen, und sie hatte immer ein wenig Angst vor ihm gehabt. Er hatte allgemein als Frauenheld gegolten, und sein Aussehen, dunkel, mit markanten Gesichtszügen, die etwas Raubvogelhaftes besaßen, hatte die Gerüchte durchaus plausibel gemacht; aber er hatte selten gelächelt und eine scharfe Zunge gehabt.
      Sie machte sich daher auf ein unangenehmes Gespräch gefaßt, nachdem sie sich beim wachhabenden Beamten angemeldet und im Foyer Platz genommen hatte, um zu warten, bis Ogilvie sie holen ließ. Sehr zu ihrer Überraschung erschien einige Minuten später Ogilvie persönlich. Er hat sich kaum verändert, dachte sie und musterte ihn, als sie ihm die Hand gab. Das volle dunkle Haar war jetzt grau gesprenkelt, das Gesicht war ein wenig schärfer geworden, der Körper etwas sehniger.
      Er führte sie in sein Büro, bat sie, Platz zu nehmen, und überraschte sie erneut, indem er die Initiative ergriff, noch ehe sie Heft und Füller herausgezogen hatte.
      »Diese Sache mit Alastair Gilbert ist ja furchtbar. Ich glaube, wir alle hier haben es noch gar nicht richtig begriffen. Wir warten ständig darauf, daß jemand vorbeikommt, um uns mitzuteilen, daß das Ganze nur ein Mißverständnis war.« Er hielt inne, schob einige Papiere auf seinem Schreibtisch gerade und sah sie dann an.
      Seine Augen waren von einem dunklen reinen Grau, das durch das anthrazitfarbene Tweedjackett noch hervorgehoben wurde. Gemma senkte die Lider. »Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie ist, da Sie ja mit ihm zusam ...«
      »Sie waren mit dem Team am Tatort«, unterbrach er sie, ohne auf ihre Bekundungen der Anteilnahme einzugehen. »Bitte berichten Sie mir genau, was geschehen ist.«
      »Aber Sie haben doch gewiß einen Bericht gesehen ...«
      Er

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